Jochen StarkeWo Sie gerade schon vom Internet sprechen. Wird es dort auch einen neuen Auftritt geben?

Der Internetauftritt wird im ersten Schritt  zunächst farblich der neuen CI angeglichen. Aber dort bereiten wir mittelfristig einen kompletten Relaunch vor. Natürlich sehen wir auch die Entwicklungen z.B. bei RTL und Vox. In diese Richtung werden wir uns auch bewegen. Aber das sind Themen, mit denen wir uns nachgelagert beschäftigen. Jetzt steht erstmal das Fernsehen im Fokus, denn Fernsehen bleibt unser Leitmedium.

Und da ist ihr Hauptkonkurrent ProSieben, sagte im vergangenen Jahr ihr damaliger Marketingchef Oliver Haase. Gilt das immer noch?

Die Aussage war natürlich ein bisschen undifferenziert. Hinsichtlich der Lebenswelt hat ProSieben aber durchaus Parallelen zu uns. Wir merken auch, dass wir gerade hinsichtlich der Musikaffinität die gleichen Zuschauer ansprechen. Sehr deutlich sieht man das am Beispiel "Popstars": Wir haben damals die ersten drei Staffeln gemacht, nun läuft das gleiche Format bei ProSieben. Oder nehmen Sie "24". Und zumindest in einigen Timeslots greifen wir sicherlich direkt die Kollegen von ProSieben an. Das heißt aber nicht, dass wir gerne so wären wie ProSieben. Audi will auch nicht werden wie Mercedes, aber trotzdem greift man in einzelnen Segmenten an.
 
 
 
 
Und wie greift RTL II künftig inhaltlich an? Gibt es auch am Programm selbst einige Stellschrauben, an denen Sie drehen?

Wir haben in den zurückliegenden Monaten, in denen wir uns mit dem Thema Redesign beschäftigt haben, parallel auch Produzenten unsere neue Strategie gezeigt, damit diese Ideen dazu entwickeln können. Derzeit sammeln wir diese Ideen, die aus unterschiedlichen Bereichen wie Dokusoap oder Magazin stammen. Sobald die Entwicklungen da abgeschlossen sind, werden wir das auch bekannt geben. Mit dem Rollout der neuen Strategie werden wir aber kein grundsätzlich anderes Programm lancieren. Das Programm ist gut. Es folgt zukünftig allerdings einem klareren Konzept.  

Lässt sich ein Spaß-Programm auch den Werbekunden verkaufen?

Wir wollen kein Spaß-Programm machen, wir wollen, dass die Leute Fun haben, wenn sie unser Programm schauen. Wir wollen den Zuschauern in schwierigen Zeiten ein positives Lebensgefühl vermitteln. Der Zuschauer soll Fun daran haben, RTL II zu schauen. Bisher haben wir von allen, denen wir die neue Strategie gezeigt haben, jedenfalls nur positives Feedback bekommen. Wir nennen das Ganze daher zukünftig Funtainment.

Wollen sie eigentlich immer noch die neue Zielgruppe 20-34 etablieren, die El Cartel Chef Jan Kühl im vergangenen Herbst vorstellte?

Natürlich sind wir bei den jungen Zuschauern sehr stark und natürlich würde es uns freuen, wenn mehr Kunden da das für sie richtige Werbeumfeld sehen würden.

Werbekrise im deutschen Fernsehen und RTL II gönnt sich einen komplett neuen Markenauftritt. Sitzt das Geld bei Ihnen locker?

Gutes muss nicht teuer sein. Dahinter steckt keine millionenschwere Entwicklung sondern sehr viel Kreativität. Natürlich hat man Einmalkosten, die über dem Normalbereich liegen. Aber man braucht ja ohnehin jedes Jahr neue Visitenkarten, neues Briefpapier und Drehs finden auch jedes Jahr statt. Ich sehe die derzeitige Situation auch als Chance. In der Krise den Kopf in den Sand zu stecken, ist das schlechteste, was man machen kann. Man muss sich einfach nur den neuen Gegebenheiten, die in unserem Markt herrschen, anpassen. Der TV Werbemarkt wird nach meiner Einschätzung bis zu 15 Prozent in diesem Jahr nachgeben. Entscheidend aber ist, wie das Unternehmen darauf eingestellt wird. Man kann natürlich die Türen zu machen und hoffen, dass die Krise vorbeigeht. Dann verliert man aber Zeit. Wir wollen aktiv sein und gestalten.