Tele 5-Geschäftsführer Jochen Kröhne im Interview

Jochen Kröhne: Man muss ja nicht alles mit Radau einführen. Aber immerhin haben wir das zeitgleich mit unserem Formel 1-Launch on air gehoben. Das Ganze soll einfach etwas wertiger und lebendiger aussehen. Ich denke das ist ganz gut gelungen. Unser Blümchen ist etwas dezenter geworden, mit dominanterer Fünf und eher transparenten Blütenblättern. Der Frühling ist nah. Das Design stammt übrigens von der Hamburgerin Herret van Haeften, die schon das "ran"-Design entwickelt hat und für TM3 das Gesicht der Champions League.
DWDL: Ebenfalls neu seit dem 07. März ist die Formel 1-Programmschiene an jedem Rennsonntag. Viele Zuschauer waren aber nicht dabei: Beim Tagesmarktanteil hat sich die Formel 1 nicht bemerkbar gemacht; woran lag es?
Jochen Kröhne: Bei einem kleineren Sender muss der geneigte Zuschauer es überhaupt erst einmal entdecken. Außerdem war der erste Rennsonntag wahrlich nicht repräsentativ. Das Rennen in Ausstralien war ja zeitzonenbedingt bereits Sonntag in aller Herrgottsfrühe. Und als ob das allein nicht schon genügt hätte, wurde uns von ProSieben auch noch zeitgleich zu unserer Sendung der Schuh des Manitu beschert, der die Hälfte der Nation an den Siebener-Bildschirm geklebt hat. Wir haben auf alle Fälle noch Wachstumspotenzial nach oben.
DWDL: "Big Brother V" ist gestartet und Tele 5 ist wieder mit dabei mit dem neuen "Nachtfalken" und den nächtlichen Bildern aus dem Haus, die allerdings nicht mehr live sind. Hat Premiere Ihnen da einen Strich durch die Rechnung gemacht?
Jochen Kröhne: Natürlich sind wir noch live. Wie bei Staffel 4 zeigen wir von etwa 22 Uhr bis kurz nach 1 Uhr jede Stunde Livebilder oder LiveLive-Bilder, wie man heute auch gerne sagt. Danach zeigen wir das Beste vom Tage, weil dann die meisten Insassen ohnehin schon in ihren Käfigen schlafen. Dass Premiere auf den Putz haut ist doch auch verständlich. Die müssen ihre Bilder schließlich teuer verkaufen. Bei uns kriegt man es aber auch weiterhin kostenlos. Wir fühlen uns im Big Brother-Reigen mit RTL II, MTV 2 POP und Premiere aber durchaus wohl. Wir gehen das Thema Big Brother wahrscheinlich am ausführlichsten und am analytischsten an. Ich denke Jochen Bendel kann in Sachen BB bald promovieren.
DWDL: Im Herbst hatten sie gegenüber DWDL angekündigt, dass bei einem Start von PayTV-Angeboten der Kabelnetzbetreiber, auch digitale Spartenkanäle der Tele München Gruppe geben könnte. Ish hat sein Angebot schon gestartet. Wie sehen die Planungen jetzt bei Ihnen aus?
Jochen Kröhne: Zunächst mal wäre es schön zu wissen, wer den nun zu wem gehört. Da sind wir ja gerade mitten im Geschehen. Dann bräuchte man mal verlässliche Abo-Prognosen aller Anbieter. Und drittens muss man sich auf die richtige Anzahl Cents pro Abo und Monat einigen. Wenn das dann steht, kann der Businessplan fertig gepinselt werden. Dieser muss dann vom Geldgeber abgesegnet werden. Der Rest ist ordentliches Handwerk, was wir zu beherrschen glauben.
DWDL: Mit welchen Inhalten bzw. Highlights sollen diese Sender denn ihre zahlenden Kunden finden. Es können ja kaum die Inhalte sein, die man derzeit schon frei bei Tele 5 zu sehen bekommt...
Jochen Kröhne: Was haben Sie gegen unsere Inhalte? Aber in der Tat sind nun einmal Free-TV-Rechte etwas ganz anderes als Pay-TV-Rechte. Die Tele München verfügt über beides. Viele Rechte werden zur Zeit an Pay-TV Anbieter wie 13th Street oder direkt an Premiere verkauft. Wenn die TMG erst mal mit eigenen Pay-Sendern on air sein wird, dann wird sich das ändern.
DWDL: In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Tele München Gruppe den Rechteverkauf und das PayTV-Angebot Tele 5 vorzieht. Immerhin hat die TMG ein großes Filmarchiv. Gab es noch nie den Gedanken Tele 5 umfangreicher am Programmschatz zu beteiligen?
Jochen Kröhne: Tele 5 hat doch schon in erheblichem Maße von den Programmschätzen profitiert: Basic Instinct mit Sharon Stone, Little Big Man mit Dustin Hoffman, Casino mit Robert de Niro, Blue Steel mit Jamie Lee Curtis, Pink Cadillac mit Clint Eastwood, Million Dollar Hotel mit Mel Gibson und so weiter. Wir haben sogar die Erstausstrahlung der psycho-erotischen Serie "The Hunger" bekommen. Die Tele München hat uns die Formel 1 gekauft und pflastert uns mit Cartoons und Serien zu. Ich habe keine Programm-Not wie viele meiner Kollegen. Aber man muss doch als Rechtehändler auch durch Verkäufe an Dritte Geld verdienen. Darin liegt ja gerade der Witz des Programm-Managements. Ist es lukrativer die Ware an Drittsender zu verkaufen oder kann man über eignene Sender mittels Werbung oder eben Aboentgelte den besten Profit erzielen?
DWDL: Früher waren PayTV-Vermarkter und die Programmveranstalter identisch: Premiere veranstaltete z.B alles in Eigenregie. Neuerdings ist der Trend zu erkennen, dass PayTV auch ohne Vermarktung in Eigenregie, so wie ja auch die TMG dann Sender fremdvermarkten lassen will. Ist das die Zukunft?
Jochen Kröhne: Das ist einfach nur der internationale Standard. Der deutsche Versuch, eine Plattform zu betreiben, das Verschlüsselungssystem zu erfinden, den Dekoder herzustellen, alle Inhalte zu stellen oder mindestens exklusiv einzukaufen und auch alles selbst zu vermarkten ist ja kürzlich mit Pauken und Trompeten gescheitert. Das mag für manche schade sein, ist aber leider wahr. Arbeitsteilung und Wettbewerb bringen den digitalen Pay-Markt als Ganzes vielleicht sogar weiter. Ich wünschte mir im Sinne des Wettbewerbs und einer prosperierenden Pay-TV-Zunft starke Netzbetreiber (Kabel, Satellit und Terrestrik) mit Marketingkompetenz, ideenreiche Engerätehersteller und agressiv kreative Programmveranstalter.
DWDL: Genug über PayTV geredet. Eine letzte aber wichtige Frage: Welche Neuigkeiten können Sie uns über das Tele 5-Programm der kommenden Monate verraten?
Jochen Kröhne: Wir werden unseren Marktanteil kontinuierlich ausbauen. Diesen Monat haben wir ihn dank Big Brother und Formel 1 schon mal verdoppelt. Zum Jahrestag Anfang Mai werden wir voraussichtlich eine tägliche Sendung ins Programm nehmen. Das soll einen starken Lead-in in die Primetime um 20.15 Uhr schaffen. Ansonsten basteln wir an etlichen Formaten, über die sie sicherlich noch mit Freude berichten werden.
DWDL: Wir werden sehen. Herzlichen Dank.