Johannes B. KernerZum Beispiel den Versuch eine Comedy-Talkshow zu etablieren. Als solche war ihre ZDF-Sendung ja ursprünglich mal geplant...

Ohje, ja die Veränderung hat damals aber dann ganz schnell stattgefunden. Nach der dritten Sendung und das völlig zu Recht. Das war dann ein Prozess, zu erkennen, dass ich das nicht kann und wir der Sendung eine neue Richtung geben müssen. Da haben wir sehr schnell gehandelt und seitdem die Finger von Comedy gelassen.
 
Stattdessen soll es bei Sat.1 jetzt mehr Beiträge geben als bislang in der ZDF-Show, bei der Sie allerdings immer gerne betont haben, dass die Gäste die Stärke sind. Spielen Sie jetzt auf Risiko?

Nein, aber wir lieben die Herausforderung. Und zur Sat.1-Sendung würde ich dann eben sagen: Unser Ziel ist es, dass Gäste wie Einspieler die Stärke der Sendung werden. Hintergrund dieses Satzes ist, dass ich eine realistische Einschätzung der eigenen Leistung formulieren will. Ich kann Leute befragen und manchmal treffe ich auch den richtigen Ton dabei. Und darum geht es ja im Fernsehen. Fragen stellen, kann jeder. Die richtigen Fragen stellen können immer noch viele. Aber zuhören zu können und die Stärke des Mediums Fernsehen zu nutzen, nämlich mit dem richtigen Ton die richtige Stimmung im Gespräch zu erzeugen und das dem Zuschauer zu transportieren -  das sehe ich als kleine meine kleine Leistung. Aber die steht hinten an. Ohne eine gute Redaktion, gute Themen und gute Gäste wäre das nicht möglich. Das ist kein billiges Understatement, das ist einfach so.
 

 
Fühlen Sie sich von Kritikern manchmal falsch verstanden?

Nein.

Sie betonten eben, dass man immer den richtigen Ton und die richtige Stimmung abpassen muss. Kritiker sehen darin eine Beliebigkeit...


Ich würde nie die Kritiker kritisieren. Soll jeder das schreiben, was er denkt. Und ich nehme mir das Recht heraus darauf zu verweisen, dass ich in den meisten Fällen Fernsehen nicht für die Kritiker gemacht habe, sondern für die Zuschauer. Und das waren so viele, dass sich das ZDF nicht beschwert hat. Ob die jetzt zugeschaut haben weil ich moderiere oder obwohl ich moderiere, weiß ich natürlich nicht (lacht).
 
Wäre es für Sie denn Lob oder Kritik wenn jemand urteilt, dass das neue „Kerner“ bei Sat.1 im Grunde eine überarbeitete Version der ZDF-Sendung ist?

Es ist ein völlig anderer Rhythmus, völlig andere Themen. Schauen Sie doch am Montag mal rein, dann erübrigt sich die Frage.

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen dem Kerner vor der Kamera und dem dahinter? Sie selbst sprechen von sich ja beispielweise auch stets als Johannes Kerner, aber ansonsten hat sich ihr „B.“ im Namen ja inzwischen verselbständigt...

Das ist ein Markenname. „Johannes B. Kerner“ war für mich ein Sendungstitel. Ich heiße Johannes Kerner.