Marco MüllerHerr Müller, wie empfangen Sie Ihr Fernsehprogramm?

Ich habe selbst gar keinen eigenen Fernseher in meinem Zimmer, sondern nutze sehr intensiv die Mediatheken der Sender. Wenn etwas läuft, was ich unbedingt direkt sehen will, dann gehe ich ins Wohnzimmer meiner Eltern, bei denen ich noch wohne. Das ist aber eher selten der Fall. Einige Sendungen wie "Harald Schmidt" und die "Tagesthemen" werden ja auch im Internet als Live-Stream gezeigt. Manchmal nutze ich auch Dienste wie Zattoo.

Wie viele Stunden am Tag schauen Sie klassische Fernsehprogramme im Internet?

Am Tag ist das ungefähr eine Stunde.

Welche Sendungen schauen Sie hauptsächlich?

Neben "Harald Schmidt" und den Nachrichten schaue ich regelmäßig "TV total", „Bauerfeind" bei 3sat und "Switch reloaded". Manchmal gucke ich bei RTLnow auch "Bauer sucht Frau". Das ist zwar Zurschaustellung der Leute, die da mitmachen, es ist aber auch sehr lustig. Durch die ironische Aufmachung der Sendung ist das für mich ganz klar eine Unterhaltungssendung.
 

 
Mit den Mediatheken sind Sie nicht an feste Programmzeiten gebunden. Wann schauen Sie Ihre Sendungen? Schleicht sich da vielleicht doch wieder ein fester Terminplan ein?

Nein, einen festen Ablauf habe ich nicht. Ich schaue mir Sendungen wie "TV total" immer dann an, wenn ich gerade Zeit habe. Da gibt es kaum Regelmäßigkeiten. "Harald Schmidt" sehe ich allerdings meist im Live-Stream.

Sie sind die Zielgruppe. Sprechen wir mal übers Fernsehen.Kommen Bild- und Ton in den Mediatheken für Sie qualitativ an den Ferseher heran?

Bei der Bildqualität hat sich mittlerweile zwar schon einiges getan. Aber die ist noch immer nicht so gut wie auf dem Fernseher. Allzu große Unterschiede sehe ich aber nicht mehr. Der Ton ist absolut in Ordnung. Streams mit schlechter Qualität werden immer seltener.

Schauen Sie sich die Programme im Vollbildformat an, oder laufen die Sendungen eher im Hintergrund, während sie andere Dinge auf dem Computer machen?

Meistens sitze ich wirklich auf der Couch und schaue mir die Sendungen im Vollbild an – wie bei einem herkömmlichen Fernseher.

Im Gegensatz zum linearen Fernsehen müssen Sie sich im Internet ihre Programme sehr gezielt heraussuchen. Zappen ist da eher schwer. Fehlt Ihnen das?

Überhaupt nicht! Ich habe den Fernseher vor rund einem Jahr rausgeworfen, um zu verhindern, dass ich mir zu viel Schrott anschaue. Ich hatte gemerkt, dass ich nur ganz bestimmte Sendungen regelmäßig und sehr gern schaue. Manche Sendungen habe ich einfach nur weggeguckt, obwohl ich in der Zeit bessere Sachen hätte machen können. Diese Sendungen fehlen mir auch nicht mehr. Stattdessen mache ich jetzt mehr Sport oder unternehme etwas. Im Internet schaue ich ganz gezielt das, was mich interessiert.

Wie oft schauen Sie Sendungen im Wohnzimmer bei Ihren Eltern?

Da gibt es keine festen Zeiten. Dort schalte ich entweder mal durch, wenn ich Zeit und Lust habe. Außerdem schaue ich dort Sendungen wie "Stromberg", die ich sofort sehen will ohne darauf zu warten, dass sie in der Mediathek stehen.

Schauen Sie dann mit den Eltern zusammen?


Das ist eher selten der Fall. Wenn meine Eltern etwas schauen, gucke ich vielleicht ein paar Minuten zu, gehe dann aber wieder. Meine Eltern schauen viele Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar". Das habe ich inzwischen so oft gesehen – das interessiert mich nicht mehr.

In den Mediatheken sehen Sie weniger Werbung als im Fernsehen. Vermissen Sie da etwas?

Mittlerweile gibt es bei vielen privaten Anbietern auch einzelne Werbeeinblendungen. Die sind zwar viel kürzer als im Fernsehen, nerven aber trotzdem, weil im in den Sendungen meist immer der gleiche Spot gezeigt wird. Aber in der Regel ist das ok.

Zahlen Sie auch für Online-Inhalte von Fernsehsendern?


Das mache ich ab und zu mal. Ungefähr ein bis zweimal im Monat. Das muss dann aber schon etwas sein, das mich wirklich interessiert. Das Meiste sehe ich kostenlos.

Was für Sendungen sind das, für die sie bezahlen?

Da gibt es nichts Bestimmtes. Manchmal entdecke ich bei Maxdome zufällig eine Doku oder einen Film, der mich spontan anspricht.

Wie informieren Sie sich über das aktuelle Geschehen?

Ich schaue die "Tagesthemen", lese die regionale Tageszeitung und informiere mich über Google News. Bei Fernsehnachrichten fühle ich mich nur dann gut informiert, wenn sie nicht zu reißerisch gestaltet sind. Ich lese Nachrichten aber lieber, da ich geschriebene Texte als objektiver empfinde. Beim Fernsehen hat man eher die Tendenz, sich von den Bildern und ihrer Montage einlullen zu lassen.

Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch.