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Was viele Produzenten interessieren wird: Wie viele Folgen hat eine Staffel im neuen ARD-Vorabend – und gibt es derzeit noch Bedarf an neuen Stoffen?

Unser Zielkorridor sind 16 bis 23 Folgen. Das ist aber immer vom konkreten Einzelfall abhängig. Bedarf an Stoffen gibt es nach wie vor und wir suchen talentierte Leute, mit denen wir im Krimigenre zusammenarbeiten können.

Sind schon konkrete Entscheidungen für erste Formate gefallen?

Es gibt mehrere Formate, die wir umsetzen wollen. Wir klären gerade letzte Fragen – zum Beispiel Besetzungen. Ich gehe aber davon aus, dass wir im Herbst 2011 die erste Serie an den Start bringen können und dann step by step einen merklichen Aufschlag haben werden. Ob es fünf Tage in der  Woche mit regionalen Krimis gibt,  steht jetzt noch nicht fest. Das ist auch eine Frage der Finanzen und hängt davon ab, wie erfolgreich die einzelnen Serien werden. Das Budget ist auch davon abhängig, wie gut sich die Werbung in den Serien verkaufen lässt.

Das klingt, als ginge es weg vom industriellen Vorabend, der an jedem Tag gleich aussieht, und erinnert an Zeiten wie die achtziger oder neunziger Jahre, wo es neben großen Serien – zum Beispiel „Nicht von schlechten Eltern“ und „Gegen den Wind“ – auch Shows wie den „WWF Club“ zu sehen gab.

Das ist sicher denkbar, zumal sich zum Beispiel auch am Freitag ein Wochenendgefühl einstellt. Wie die Woche genau aussieht, wird man  sehen. Ich möchte aber gerne auch die Farbe Quiz im Vorabendprogramm behalten, weil ich glaube, dass man die Vielfalt des Ersten nicht ohne Grund aufgeben sollte. Schließlich ist das ein Genre, das im Moment recht erfolgreich ist.

Stichwort Quiz: Hier war zu hören, dass Sie eine Adaption der französischen Sendung „Questions pour un champion“ pilotiert haben. Stimmt das?

(lacht) Viele wüssten gern, was wir alles pilotiert haben! Aber das kann ich Ihnen nicht verraten – dann würde ich ja der Konkurrenz Einblick in unsere Geheimküche geben.

Ist bei Ihren Überlegungen in dieser Richtung denn die Darstellungsform der Studioshow gesetzt – oder könnte es auch dokumentarisch zugehen?

Ich bin grundsätzlich für alles offen. Aber wenn man in dieser Schlagzahl produziert, ist die Kontrolle der Abläufe und der Bilder ein entscheidender Faktor, der sich mit der Studioproduktion sicherstellen lässt und zudem einen Look mit sich bringt, der bei den Zuschauern auf Akzeptanz stößt.

Ist Ihre Neuverpflichtung Kai Pflaume auch ein Mann für den Vorabend?

Kai Pflaume geht jetzt erstmal mit dem „Star Quiz“ im Ersten für den NDR an den Start. Dann haben wir mit ihm für das dritte Programm des NDR noch etwas vor, von dem ich mir einiges verspreche. Für den Vorabend ist er nicht vorgesehen.

Die Reform des ARD-Vorabends wurde durch den Weggang von Jörg Pilawa angestoßen. Die letzte Ausgabe von „Das Quiz“ wurde bereits vor einem Jahr aufgezeichnet. Warum dauert der Prozess so lange?

Wir können nicht stärker auf die Tube drücken, weil es darum geht, nach sorgfältiger Analyse seriös Dinge zu entwickeln, die wir dem Zuschauer mit bestem Gewissen anbieten können – denn der Markt ist verteilt. Man kann natürlich Schnellschüsse riskieren. Aber dann ist es meistens Glückssache, ob man zum Erfolg kommt. Sie mögen die Entwicklungszeit als lang empfinden. Wir haben aber viel gearbeitet, damit Sie es jetzt schon in dieser Form auf dem Tisch liegen haben. Ich verspreche Ihnen: Sie werden step für step sehen, wie sich das Schiff Vorabend auf einen anderen Kurs bewegt. Das dauert ein wenig, aber der Kurs stimmt und alle finden ihn gut.

Wie geht es jetzt weiter? Stehen vor Weihnachten noch konkrete Entscheidungen an?

Ja: Was schenke ich meiner Tochter? Dazu bin ich in den vergangenen Wochen nicht gekommen. (lacht) Für den Vorabend werden wir vermutlich Ende Januar die ersten konkreten Projekte, Darsteller, Regisseure und Autoren benennen können um das Etikett „Crime and Smile“ zu konkretisieren. Man ahnt, dass es klappen kann – das ist zumindest das, was mir die Branche signalisiert.

Herr Beckmann, vielen Dank für das Gespräch.