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Als die Meldung von regionalen Krimis die Runde machten, dachten alle sofort an das ZDF. Auch dort geht es zwischen 18 und 20 Uhr kriminalistisch mit Lokalkolorit zu. Wollen Sie den Erfolg des ZDF kopieren?

Beim ZDF gibt es keine Soap am Vorabend. Auch ein Quiz ist nicht der Stand der Dinge im Zweiten. Bei uns gibt es Börse, Wetter und "Wissen vor acht". Alles das gibt es im ZDF auch nicht. Wir feiern im Ersten gerade das 25. Jahr des "Großstadtreviers". Unser neues Vorabendmodell knüpft an diese lange Tradition an. Für diese Idee haben wir das Copyright und das bauen wir auf andere Tage aus. Ich erkenne also nicht, dass wir in die Gleichförmigkeit streben.

Aber schlägt der regionale Krimi nicht in eine ähnliche Kerbe wie die „Soko“-Reihe, „Notruf Hafenkante“ oder die „Rosenheim Cops“?

Der Markt am Vorabend ist doch verteilt und es geht darum, etwas anzubieten, das es noch nicht gibt. Wir werden bei uns eher die Humorfarbe betonen, weil wir hier die Marktlücke vermuten. Dabei schauen wir nicht auf einen einzelnen Sender, sondern es gibt Schnittmengen zu verschiedenen Anbietern. Wir machen schließlich keine "Soko" oder "CSI:Miami", sondern etwas, das es momentan nirgends gibt. Quiz und Humor sind die Themen, die wir im Ersten momentan setzen können.

Sie sprachen davon, dass die neuen Serien Verbindungen in das Hauptprogramm und zu den Dritten schaffen sollen. Wie soll die Verbindung aussehen? Bekommt eine „Tatort“-Nebenfigur ihr Spin-Off im Vorabend?

Nicht ganz, denn wir orientieren uns nicht nur inhaltlich am Modell „Großstadtrevier". Es geht auch um die Produktion und ihre Finanzierung. Das „Großstadtrevier“ hat seine Erstausstrahlung im Vorabend und wird sehr erfolgreich im Dritten des NDR wiederholt. Gleiches gilt für Hauptabendserien des Ersten: Wenn sie in das Profil des Vorabends passen, könnten wir sie auch dort spielen. Es ist für mich auch nicht einsichtig, warum zum Beispiel die „Verbotene Liebe“ in längerer Fassung nur im Vorabend laufen könnte. Momentan suchen wir nach Konzepten, wie wir diese Inhalte auch in andere Programmflächen integrieren oder in den Dritten spielen können,  wo sie auch noch mal punkten können.

Bei diesem Vorhaben gilt es, viele Interessen innerhalb der ARD unter einen Hut zu bringen. Sind Sie da momentan eher als Programmmacher gefragt oder als Diplomat?

Die ARD steht dem Konzept  sehr offen gegenüber – auch wenn es darum geht, Gelder zusammenzubringen. Mit diesen Synergien können wir beide Seiten stärken: Die Landesrundfunkanstalten profitieren von den Stärken des Vorabends und bekommen gleichzeitig eine Stärkung des regionalen Programms im Dritten mit einer hoffentlich erfolgreichen fiktionalen Farbe. Wir müssen immer intensiver zusammenarbeiten. Das gilt nicht nur für den Vorabend. Wenn es gelingt, wird unser Modell auf die gesamte ARD abstrahlen, denn wenn die Programme zwischen dem Vorabend und den Dritten ausgetauscht werden, dann eröffnen sich auch Felder für weitere Zusammenarbeiten.

Bei den Progammpräsentationen im Herbst wurde neben dem „Großstadtrevier“ auch Ihr Hauptabenderfolg „Mord mit Aussicht“ als Richtschnur genannt. Ist das Format nur Vorbild, oder wird es künftig auch in den Vorabend gehen?

Es gibt sowohl Überlegungen für neue Serien, die sich an „Mord mit Aussicht“ anlehnen, als auch dafür, dass „Mord mit Aussicht“ selbst im Vorabend wiederholt werden kann. Denn das entspricht genau dem, was ich meine: Durch das Ausspielen in verschiedenen Programmplätzen des Ersten gewinnen wir Synergieeffekte. Schließlich dauert die Neuentwicklung einer Serie in diesem sehr komplizierten Sujet sehr lange. Der Plan für neue Produktionen lautet: Die Erstausstrahlung soll im Vorabend stattfinden und die Wiederholung dann in den Dritten. Unsere Analysen zeigen, dass Wiederholungen ähnlich gute Ergebnisse einfahren können wie Premieren. Wichtig ist allerdings, dass das Verhältnis und die Wiederholungsfrequenzen stimmen.