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Ich bleib nochmal bei der Frage: Gibt es denn keine Alternative zu meist eher gut abgehangenen Dokus und Reportagen?

Nun, wir haben ja ab Januar mit “Vier Gewinnt – Die Meinungsshow“ einen Polit-Talk der anderen Art neu im Programm. Hier wird provokant, aber auch witzig diskutiert. Ein stark meinungsorientiertes Nachrichtenfernsehen passt meiner Meinung nach nämlich nicht zum deutschen Nachrichtenverständnis. Wenn man sich das in den USA anschaut, dann müsste man sehr extrem werden, wie Fox News. Aber wer den Sender mal gesehen hat, weiß, als Nachrichtensender kann man das nicht ernst nehmen. Da klebt vielleicht das Nachrichten-Label drauf, aber das hat mit Informationen nichts zu tun.

Dabei habe ich im vergangenen Jahr förmlich darauf gewartet, wer Thilo Sarrazin zuerst eine Talkshow anbieten wird…

Ich würde ihn dafür nicht wollen und glaube auch nicht, dass Sarrazin das könnte. Wir brauchen ihn aber auch nicht. Die deutschen Zuschauer wollen Informationen geliefert bekommen und am Ende selber denken. Das ist in den Vereinigten Staaten möglicherweise anders. Es gibt einen anderen kulturellen Hintergrund und eine breitere Gesellschaftsschicht, die sich auf die Schenkel klopft und sagt: 'Recht hat er. Das ist tolles Fernsehen, weil er genauso denkt, wie ich denke.' Das ist aber nicht mein Verständnis von verantwortungsvollem Nachrichtenjournalismus.

 

 

Also lässt sich das Nachrichtenfernsehen in Deutschland auch nicht neu erfinden?

Nein, warum sollten wir? Wir reden über Feinschliff. Wir müssen zum Beispiel die Stärke des Fernsehens noch besser ausspielen. Bei komplexen Themen wollen wir, auch in Abgrenzung zum Internet, an der ein oder anderen Stelle noch etwas hintergründiger werden. Es geht um die klassische Übersetzungsfunktion in einer immer komplexer werdenden Welt, Sachverhalte klar und deutlich zu machen - und das ansprechend moderiert und präsentiert. Wie zum Beispiel an unserer neuen Videowall oder durch Schalten zu Experten wie Markus Koch an der Wall Street. Ich glaube nicht, dass man die Nachrichtenwelt neu erfinden muss. Ich glaube einfach, dass der Erfolg einer Nachrichtensendung schlichtweg Verlässlichkeit ist. Es passiert etwas und ich weiß: Bei n-tv bekomme ich schnell vernünftige Informationen. Dies sieht man immer wieder bei Großereignissen. Jetzt sage ich wieder einen Satz über den Konkurrenten: Da sind wir meilenweit voraus. Das ist eine Stärke, die wir auch weiterhin beibehalten wollen.

n-tv und N24 werben seit Jahren mit Imagekampagnen. Warum wirbt eigentlich niemand mit seinen Köpfen?

Wir sind ein Team. Wir senden rund um die Uhr. Die Verlässlichkeit kommt bei uns über die Zuverlässigkeit der Köpfe vor und hinter der Kamera, aber auch über das Profil des gesamten Senders. Bei uns bürgt die Marke genauso für Qualität wie jeder einzelne Kopf.

Und wie hat sich Ihr Drang entwickelt, doch manchmal zum Telefon zu greifen und inhaltlich mitzuarbeiten?

Das Schlimme ist, es juckt mich ja ab und an schon sehr, dass ich gerne selber rausfahren würde (lacht). Das geht aber einfach nicht mehr - meine Aufgabe ist eine andere. Und, ganz offen, die Kollegen können es wahrscheinlich auch besser (lacht).

Nun, bei den Öffentlich-Rechtlichen gab und gibt es Intendanten, die eine eigene Sendung im Programm haben...

Das fände ich für mich betrachtet eher etwas peinlich. Zudem sind meine Kollegen so gut auf ihren Gebieten, dass es für n-tv sicherlich besser ist, wenn ich auf meinem Stuhl bleibe.

Herr Demmel, herzlichen Dank für das Gespräch