Markus Küttner© RTL
Wie lange dauert es, bis Sie merken, ob die Zusammensetzung des Teams gut funktionieren könnte?

Wir haben dies bei der letzten Staffel tatsächlich schon im Hotel gemerkt. Weil es dort auch zum ersten Mal eine relativ lange Zeit zwischen dem Wechseln der Kleidung und dem Abflug mit dem Helikopter gab und somit schon in dieser Zeit Interaktion stattgefunden hat zwischen den Promis. Da haben wir schon gemerkt, dass es sicher lustig wird - weil sie sich da schon gezankt und sonst was um die Ohren gehauen haben. Ansonsten ist es spätestens ein paar Stunden nach dem Einzug klar.

Gab es auch schon mal große Enttäuschung?

Bei der zweiten Staffel, die bisher unsere schwächste war, haben wir zum Beispiel sehr schnell gemerkt, dass es schwierig wird. Das war eine Gruppe, die nicht zusammenpasste, weil einige sehr passive Leute dabei waren - und auf der anderen Seite Desiree Nick, die einfach von morgens bis abends und von abends bis morgens durchgesendet hat - was echt kompliziert ist, wenn man MAZen schneiden will. Parallel zu den Grillen, die die ganze Zeit zirpten, hatte man wirklich das Dauergeräusch Désirée Nick, die rund um die Uhr gequatscht hat. Und das war der  Erfolgsfaktor, der sie schließlich auch zur Dschungelkönigin gemacht hat.

 

 

Manche Promis gehen ja inzwischen mit eigener Agenda in das Dschungelcamp. Stört das?

Manche mehr, manche weniger. Es ist schon anders als beispielsweise "TV Total", wo man ganz klar sagt: Wer dorthin geht, will einfach seine CD oder DVD promoten. Das ist beim Dschungelcamp nicht so. Was wollte damals Ross Anthony promoten? Er hatte tatsächlich Spaß daran, dort teilzunehmen.

Und hat vermutlich auch wie kein anderer bisher vom Dschungelcamp profitiert oder?

Ingrid van Bergen hat auch ganz gut profitiert. Ihre Karriere ist natürlich, in aller Vorsicht, in einer Reifephase. Bei Lisa Fitz, die ja in der ersten Staffel dabei war, gab es einen Aufschrei in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten für die sie arbeitete. Und sie hatte ja lange Zeit wirklich Schwierigkeiten, da noch einmal einen Vertrag zu kriegen. Ingrid van Bergen habe ich dagegen neulich noch zufällig beim NDR in einem Boulevard-Stück gesehen, das definitiv nach ihrer Zeit im Dschungelcamp produziert wurde und sie spielte in der neuen Staffel "Doctor's Diary" mit. Also war es in ihrem Fall auch eher nützlich als schädlich. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder, der am Dschungelcamp teilnimmt, es selber in der Hand hat, ob nun etwas Gutes daraus wird oder nicht.

"Ich bin ein Star, holt mich hier raus" ist eine Comedyshow, sagt RTL. Und die Moderationen von Sonja Zietlow und Dirk Bach sind mitunter köstlich amüsant, die feinsinnige Musik-Untermalung auch. Wie wichtig sind denn jetzt eigentlich noch die Dschungelprüfungen mit denen Sie sich immer die Negativschlagzeilen einfangen?

Wir brauchen sie zum Einen  wegen der Struktur - das ist tatsächlich wichtig, weil dort ja in der ersten Woche eben die Zuschauer entscheiden, wer in die Dschungelprüfung gehen muss. Und die Sorge vor diesen Aufgaben bringt den Ball unter den Promis ins Rollen. Auch weil in den Prüfungen schließlich ums Essen gespielt, und ob man es glaubt oder nicht, das wird tatsächlich sehr streng umgesetzt und es wird nur das ausgegeben, was erspielt wurde. Es geht also wirklich um etwas in dieser Prüfung. Und wenn man sich die Verlaufskurven der Quoten anschaut, dann ist die Dschungelprüfung fast immer der Höhepunkt einer Folge.

Was wäre aber denn mit sportlicheren Prüfungen statt Ekel-Faktor? Oder lebt das Format auch von der Diskussion und Aufregung darüber?

Die Mischung macht's. Es ist schwer zu sagen, ob es auch ohne Ekel-Faktor funktionieren würde. Ich würde mal behaupten: Ja, warum eigentlich nicht? Aber ich glaube, in der jetzigen Form ist es einfach lustiger und abwechslungsreicher. Und diese Ekel-Sachen, um mal den weltberühmten Känguru-Hoden zu nehmen: In Australien gibt es den ja im Supermarkt zu kaufen. Vieles kennt man auch aus Survival-Dokus. Und ich würde selber auch keine Heuschrecke essen, dennoch ist es nichts, was auf dieser Welt nicht geschieht und nicht in manchen Gegenden völlig normal ist. Wir spielen da mit den kulturellen Unterschieden. Das was dort gegessen wird, mag manchen von uns stinken - aber vermutlich auch umgekehrt. Selbst meine Frau flippt bei Harzer Käse aus, das wäre für sie schon die perfekte Dschungelprüfung (lacht).

Neben den Dschungelprüfungen und den humorigen Moderationen von Sonja & Dirk spielt die Musik eine große Rolle bei dem Format, weil sie oft einfach wie die Faust aufs Auge passt. Sammeln Sie da schon über das Jahr hinweg Songs, die man das nächste Mal einsetzen könnte?

Lustigerweise nehme ich mir genau das immer vor, wenn ich in Australien sitze und wir im Team die Show basteln. Dass ich mich dann wirklich vor der nächsten Staffel vorbereite und passende Song schon mal auf eine Playlist kopiere. Aber ich mache das dann nie. Das entsteht also auch diesmal spontan vor Ort, was inzwischen ja viel einfacher ist. Bei den ersten zwei Staffeln sind wir noch mit riesigen CD-Stapeln angereist, jetzt ist jeder Song übers Internet verfügbar.

In diesem Punkt ähnelt das Dschungelcamp anderen RTL-Formaten wie "Bauer sucht Frau" oder "Schwiegertochter gesucht": Durch Zusammenspiel von Musik und Bild werden Situationen und Emotionen zugespitzt. Ist das inzwischen die Königsdisziplin?

Es macht sicherlich mehr Arbeit, als sich eine Dschungelprüfung auszudenken und diese dann zu inszenieren, ohne das geringschätzig darstellen zu wollen. Wir versuchen einfach die Zwischentöne herauszuhören, etwa in der ersten Staffel als Caroline Beil mit Carlo Thränhardt im Gebüsch saß und die beiden noch nicht einmal richtig gefilmt werden konnten. Da kann man als Producer sagen: "Das Material können wie eh nicht verwenden". Oder man merkt, dass die da gerade richtig Gas geben und über die anderen Bewohner ablästern, was für die Show richtig interessant werden könnte. Und so war es ja auch. Diese Momente zu finden und dann in eine schöne MAZ zu packen - das macht den großen Spaß aus. Und mit der passenden Musik krönt man das dann.