Markus Küttner© RTL
Nur mal so zwischendurch gefragt: Können Sie das Material aus dem Dschungel unbegrenzt nutzen? Das dürfte doch inzwischen so manchem Promi gar nicht mehr recht sein…

Das können und machen wir auch (lacht). Für "Die 10" und ähnliche Sendungen können wir jederzeit Dschungel-Highlights aus der Schublade ziehen. Und ja, mancher Promi will an seine Zeit in Australien nicht mehr so gerne erinnert werden.

Haben Sie einen Lieblingsmoment aus den vergangenen Staffeln?

Das ist schwer, es gab viele schöne Momente, an die ich gerne zurückdenke. Ein moderativer Moment: Als Sonja und Dirk die "Upps"-Moderatoren nachgemacht haben, das war wirklich schon ganz großes Kino. Zumal ich auch für "Upps" verantwortlich bin und auch wusste, dass die beiden das am Lustigsten finden. Das hatten wir vorher nicht mal geprobt. In solchen Momenten gibt es in unserer kleinen Dschungel-Regie in Australien auch wirklich während einer Live-Sendung Applaus.

 

 

Und irgendeinen Lieblings-Promi oder Promi-Moment?

Da fällt mir die Wahl eines Favoriten auch schwer. Wahrscheinlich ist es am ehesten wirklich dieser Caroline Beil-Moment aus der ersten Staffel, weil ich da zum ersten Mal gespürt habe: Dieses Ding hier kann eine richtig, richtig coole Show werden. Dass vorher Costa Cordalis einen Hirschkäfer gegessen hat und mit ein paar Schlangen hantiert wurde, das war auch alles ganz nett und die Quoten waren ja von Anfang sehr erfreulich. Aber in diesem Moment spürte ich zum ersten Mal: Hier passiert wirklich etwas, das die Leute für ein paar Wochen - und jetzt ja auch schon für ein paar Jahre - sehr beschäftigen wird. Das macht den Erfolg des Dschungelcamp aus.

Schließen Sie eigentlich Wetten darauf ab, wer gewinnen wird?

Wir tippen immer im Team wer am Ende König des Dschungels wird. Und das ist auch eine liebgewonnene Tradition, dass ich da wirklich immer komplett falsch liege und auch in diesem Jahr auf einen getippt habe, wo eine Kollegin herzhaft gelacht hat. Bei der zweiten Staffel waren wir uns zum Beispiel sicher: Carsten Spengemann, was für ein Coup uns da gelungen ist. Er war damals immerhin "DSDS"-Moderator. Wir dachten: Der geht in den Dschungel, das wird irre - und dann war er dort doch sehr passiv. Auf der andere Seite dann eine wie Désirée Nick, die gar nicht so bekannt war vor dem Dschungel, macht die Show und gewinnt am Ende.

Sonja Zietlow und Dirk Bach erlauben sich auch manchen Insider-Witz über die TV-Branche und RTL selbst. Kann man sich das erlauben, weil Köln so weit weg ist?

(lacht) Es hat ein bisschen damit zu tun. So etwas gönnen wir uns da einfach mal. Man darf natürlich auch nicht zu viele Insider-Sachen machen. Wir wollen schließlich Zuschauerfernsehen machen. Wenn aber in einer Szene, in der eine Handlung spielt, irgendwo ein Schild "Unterföhring da lang,  Ossendorf dort lang" steht, ist dies für die Zuschauer, die diesen Hinweis nicht verstehen, nicht schlimm und lassen es links liegen. Und Sie lachen sich vermutlich tot darüber.

So ungefähr. Da wären wir schon beim Stichwort Comedy. Wir haben mal eine Zeit lang darüber diskutiert, wieviel Comedy Deutschland noch verträgt. Derzeit sieht es eher so aus als sterbe die Comedyshow oder Sitcom aus. Wie stehts um die deutsche Comedy?

Der Comedy geht es sehr gut, was unsere erfolgreichen Comedyshows und Liveprogramme zeigen. Zu den Sitcoms, die allerdings nicht in meinem Bereich angesiedelt sind: Ich glaube, dass es auch dort ebenso wie in anderen Programmgenres eine Art Wellenbewegung gibt. Eine Zeit lang hatten wir einen unglaublichen Boom mit "Das Amt", "Nikola", den "Campern", "Ritas Welt", "Mein Leben und ich" - alle wirklich super erfolgreich. Und plötzlich, fast von einem Tag auf den anderen, hat einfach nichts mehr funktioniert. Selbst die etablierten Sendungen sind abgeschmiert, und plötzlich kamen die amerikanischen Sachen: "Two and a half Men", inzwischen aber auch die super erfolgreichen Drama-Serien. Jetzt geht es da wieder ein bisschen runter, zumindest bei den Drama-Serien, vielleicht geht es bei den deutschen Sitcoms wieder hoch - das unterstreicht, dass es in der Tat eben solch eine Wellenbewegung ist. Und man darf nicht unterschätzen, dass damals auch Marielle Millowitsch und Gaby Köster schon die populärsten Köpfe waren, die man für solche Sendungen kriegen konnte. Vielleicht war es einfach eine Zeitlang etwas schwierig, solche Leute für solche Sendungen zu gewinnen.

Und bei Comedyshows a la "7 Tage, 7 Köpfe"?

Die Sendung war vor inzwischen dreizehn Jahren, als sie entstanden ist, eine Show, in der die populärsten Komiker dieser Zeit sich jeden Freitag eingefunden haben und zusammen saßen. Das war ja wirklich die Creme de la Creme: Rudi Carrell, Mike Krüger, Jochen Busse. Dazu Top-Gäste wie Kalle Pohl, Bernd Stelter - das waren schon wirklich Super-Leute. Ich glaube, diese Show hätte am Leben erhalten werden können, wenn wir damals rechtzeitig eine Verjüngungskur gestartet hätten. Wenn wir rechtzeitig einige Köpfe ausgetauscht hätten. Gut, wir haben das nicht gemacht, die Sendung ist mit Würde geendet und hat bis zum Schluss ordentliche Quoten geholt. Wenn die Zuschauer heute "7 Tage, 7 Köpfe" sehen wollten, wäre der Anspruch doch: Mario Barth, Cindy aus Marzahn, Paul Panzer, Kaya Yanar, Bülent Ceylan...

...die Sie alle eh schon beim Sender haben...

Genau, aber ich wünsche Ihnen viel Glück falls sie versuchen wollen, die alle zusammen wirklich 30-mal pro Jahr immer freitags an einen Tisch zu bekommen. Die Zeiten haben sich geändert.

Was hat sich geändert?

Ein Faktor ist tatsächlich die Live-Comedy. Ich weiß noch, dass es vor Jahren bei "7 Tage, 7 Köpfe" ab und an mal einen Gast gab wie Atze Schröder, der pünktlich wieder los musste, weil er im Anschluss an die Aufzeichnung noch einen Live-Auftritt hatte. Heute ist es ja so, dass von Donnerstag bis Sonntag fast jeder halbwegs bekannte Comedian irgendwo eine Halle füllt - und teilweise nicht gerade die kleinsten Hallen. Die Comedy-Szene hat sich schon sehr geändert in den letzten Jahren.