Herr Schlegl, erst Mubarak, dann Gottschalk und jetzt Sie: Haben Sie sich von den Erstgenannten inspirieren lassen?

Das ist mein persönlicher Protest gegen den Abschied von Thomas Gottschalk. Bei der Trennung von Take That haben sich damals die Mädels aus dem Fenster geworfen, bei Gottschalks Rückzug trete ich zurück. Das hat er jetzt davon (lacht). Gottschalk hat Größe bewiesen und gezeigt, dass er weiß, wann der richtige Moment gekommen ist. Mubarak hat ihn längst überschritten gehabt. Da liegen die Unterschiede. Und ich würde mich dann doch eher bei Herrn Gottschalk sehen - das ist jetzt einfach der richtige Zeitpunkt.

Und warum ist dieser Zeitpunkt richtig, um „extra 3“ zu verlassen? Woran spürt man den perfekten Zeitpunkt?

Man spürt irgendwann, dass man sich nur noch wiederholen kann. Es sind dann im Sommer rund vier Jahre und wenn man sich anguckt, wie lange meine Vorgänger - Herr Gantenberg, Herr Pommer oder Jörg Thadeusz - da waren, dann haben die alle so drei Jahre geschafft. Aber vier Jahre hat niemand gemacht. Das war mein Hauptziel, die zu überleben. Und dann kam jetzt auch noch die Grimme-Nominierung um die Ecke. Irgendwas tief in mir drin sagte mir da, dass ich mich ab jetzt nur noch wiederholen kann. Deswegen gebe ich die Moderation von „extra 3“ ab.

Im Privatfernsehen würde man ja jetzt scherzen, dass mit dem Grimme-Preis die Karriere eh beendet ist.

Na Moment, noch habe ich den Grimme-Preis nicht. Außerdem darf die Karriere gerne noch ein bisschen weiterlaufen. Ich habe es schon als Ritterschlag empfunden überhaupt nominiert zu sein. Und in meiner Kategorie „Unterhaltung-Spezial“ sind ja nur drei. Da ich bin auf jedem Fall auf dem Treppchen. Welche Farbe die Medaille hat, ist dann auch egal.

Nehmen Sie es mir übel, wenn ich sage, dass man vor 10 Jahren kaum gedacht hätte, dass aus dem damaligen Tobi Schlegl mal ein Grimme-Preisträger werden könnte? Oder überrascht Sie das in einer stillen Minute auch?
 
Nein, nehm ich nicht übel. Ich bin ja aus der bunten Unterhaltung gekommen. Beim Casting für „extra 3“ habe ich selbst noch gedacht, dass das mit meiner Vergangenheit bei VIVA und ProSieben eh nichts wird. Niemals. Und dann kam nach zwei Monaten die Zusage. Ich habe das Musikfernsehen als Testlauf empfunden, den es für viele junge Moderatoren ja gar nicht mehr gibt. Hier konnte ich mich selbst finden, herausfinden was ich will. Beweisen hingegen konnte ich mich dann bei „extra 3“.

Und jetzt ist genug?

Ich habe dann vier Jahre lang, sieben Tage die Woche „extra 3“ gelebt. Ich bin mit „extra 3“ ins Bett gegangen und habe sogar von „extra 3“ geträumt. Und nach dem Aufstehen wieder alles lesen, was berichtet wird. Alle Themen und Entwicklungen verfolgen. Und das jederzeit. Das ist mehr als eine Moderation gewesen und damit durchaus auch anstrengend. Da bald erstmal wieder einen Gang runter schalten zu können, ist auch schön.

Also erstmal die Füße hochlegen?

Sagen wir es mal so: Es gibt Ideen und Gespräche aber nichts über das ich jetzt schon mit Ihnen reden könnte. Und dann werde ich mich höchstwahrscheinlich auch nicht komplett von „extra3“ zurückziehen, sondern immer noch für Einspieler zur Verfügung stehen und Politikern auflauern. Aber das ist dann nicht so zeitaufwändig wie die Moderation. In den vergangenen Jahren habe ich der Sendung sehr die Treue gehalten und musste so manches nettes Angebot, was mal um die Ecke kam, ablehnen, weil ich einfach keine Zeit hatte. Es gibt viel zu viel schlechtes Fernsehen. Da gibt es genügend Baustellen.