Womit wir bei der ARD wären. Der Umbau des Vorabendprogramms im Ersten dürfte auf Kosten von White Balance gehen...

Es ist für uns nachvollziehbar, dass die ARD den Anspruch hat, am Vorabend im Ersten zweistellige Marktanteile erzielen zu wollen. Keine leichte Aufgabe, wie man ja auch an den vor uns laufenden Soaps sieht. Derzeit laufen wir mit „Dem Duell“ zwischen sieben und neun Prozent. Das ist auf den ersten Blick nicht genug, aber wenn man überlegt wo man herkommt auf diesem Sendeplatz, besonders auf dem Problemplatz 18.50 Uhr, dann ist das immer noch sehr stark und besonders eine gute Leistung von Florian Weber, der sich unter schwierigsten Rahmenbedingungen gut etabliert hat. Will sagen: Leicht ist das Geschäft am Vorabend nicht, wir haben da aber eine lange entwickelte Expertise und werden sehen, wie sich die ARD entscheidet. Wir werden den Vorabend nicht kampflos aufgeben. Wir sind da auch in intensiven Gesprächen und Überlegungen, aber durch die Neuausrichtung in fiktionale Richtung bleibt da für uns sicher nicht mehr so viel Potential wie es in den vergangenen Jahren der Fall war.

 

Dafür haben Sie in der Primetime das „Star Quiz“ mit Kai Pflaume neu belebt. Welche Eigenschaften musste Pilawas Nachfolger in dieser Rolle eigentlich mitbringen - welche hat Kai Pflaume also?

Beim „Star Quiz“ muss man auf Augenhöhe mit den Gästen sein. Auf dieser Klaviatur hat Jörg Pilawa stets mit Bravour gespielt. Deswegen war uns und der ARD klar, dass wir jemandem mit ähnlichem Format brauchen. Bei Gästen wie Veronica Ferres, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß etc., also Personen die nicht so oft in solchen Shows sitzen, muss die Wertigkeit stimmen. An dieser Stelle wäre ein junges Talent einfach nicht auf Augenhöhe.

Interessante Aussage, weil normalerweise ja alles unbedingt immer jünger und moderner werden soll. Ein Wort wie „Wertigkeit“ hört man da selten...

Das soll auch nicht heißen, dass andere Moderatoren nicht wertig wären, aber für so ein Primetime-Format mit Star-Gästen brauchen Sie einen Gastgeber mit einem gewissen Bekanntheitsgrad und Anerkennung. Und das bringt Kai Pflaume mit, der einfach 100-prozentig zur ARD passt. Kai Pflaume bringt auch eine Farbe in die Unterhaltung, die der ARD nach dem Weggang von Jörg Pilawa fehlte. Eine gewisse Wärme und Herzlichkeit. Das merkte man ja auch schon bei den ersten „Star Quiz“, wo er auch schon seine eigene Note eingebracht hat. Anders als Jörg, der ein Meister des Spiels mit dem Quiz ist, unterhält sich Kai mehr mit den Kandidaten. Es gibt mehr Gesprächssituationen.

Braucht die ARD mehr Wärme und Herzlichkeit?

Nun ja, ich sehe bei den Öffentlich-Rechtlichen den Bedarf für etwas mehr Emotionen bei den Shows. Das kommt bei Test- und Quiz-Shows etwas zu kurz. Rudi Carrell hat früher gesagt, dass man in einer guten Show als Zuschauer lachen und weinen können muss. Darauf setzen die Privatsender bei ihrer Formatausgestaltung etwas mehr als die Öffentlich-Rechtlichen, wenn man sich eben Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“ anschaut, die hoch emotional daher kommen. Ich will kein öffentlich-rechtliches „DSDS“, nur was ich meine: Wenn die ARD bei großen Shows mal über Quiz und Game hinausdenken möchte, hat sie mit Kai Pflaume schon den richtigen Mann an Bord. Es gibt bei ARD und ZDF sicherlich noch Potenzial für große Unterhaltung zwischen Game/Quiz und Carmen Nebel/Florian Silbereisen.

Vorbild Privatfernsehen?

In manchen Bereichen kann man sicher davon lernen. Wenn man sich nur mal das Studio von „Deutschland sucht den Superstar“ anschaut, diese Perfektion der Inszenierung, dann muss man neidlos anerkennen: Das ist Show-Fernsehen von heute. Eine solche Bühne verdienen mehr Formate in Deutschland.

Herr Hellgardt, auch wenn das ein schöner letzter Satz gewesen wäre, komm ich nicht um eine Frage zur medialen Aufregung um Sie und Ihre künftige Frau drum herum. Sie sind seit vielen Jahren im Mediengeschäft. Ist das Medienecho für sie dennoch überraschend gekommen?

Dass ein solcher Schicksalsschlag das Interesse der Medien weckt, überrascht natürlich nicht. Dazu weiß man selbst ja zu gut, wie das Nachrichtengeschäft funktioniert. Ja, einige Dinge haben mich überrascht, aber wir wussten, dass es kein leichter Weg wird. Ich habe in den vergangenen Wochen im Umgang mit den Medien viel gelernt, aber - nehmen wir die Berichterstattung mal nicht zu wichtig - herausfordernder waren die letzten zwei Jahre und drei Monate.

Herr Hellgardt, herzlichen Dank für das Gespräch.