Nun, der Kabelnetzbetreiber verkauft halt keine Werbung beim Umschalten zwischen den Programmen...

Richtig, aber er nimmt dafür eine monatliche Gebühr von den angeschlossenen Haushalten. Mit dieser Gebühr wird dann unter anderem der gezeigte Content finanziert. Statt einer monatlichen Gebühr vom Zuschauer finanzieren wir unsere Content-Kosten auch durch die Werbung. Der Nutzer bekommt das Live TV wenn man so möchte von unseren Werbekunden gesponsert und die Sender werden direkt und indirekt an den Werbeeinnahmen beteiligt. Daneben können sich die Nutzer auch bei uns für ein werbefreies aber dann kostenpflichtiges Modell entscheiden. Spätestens bei diesem Modell ist es aus meiner Sicht schwierig zu argumentieren, wo sich die reine Distribution von TV-Signalen über Zattoo von der Distribution durch IPTV- und Kabelnetzbetreiber unterscheidet.

Gibt es denn Wachstum in Deutschland abseits der beiden großen Sendergruppen?

Mit Blick auf nationale Sender freuen wir uns insbesondere, dass wir gerade den Nachrichtensender N24 ins Boot geholt haben. Darüber hinaus sind wir unter anderem mit einem Spielfilmkanal und einem Finanzkanal in weit fortgeschrittenen Verhandlungen. Wir arbeiten sukzessive daran das Programmangebot zu erweitern, auch um internationale Sender. Erst kürzlich konnten wir einen Verbreitungsvertrag mit den spanischen öffentlich-rechtlichen Sendern unter anderem für Deutschland unterzeichnen. Die Sender sind in Deutschland bereits aufgeschaltet. Auch unser englischsprachiges Angebot in Deutschland wird weiter wachsen.

Zattoo setzt auf werbefinanzierte oder zahlungspflichtige Angebote. Wo sehen Sie mehr Wachstumspotential?

Wir sehen bei beiden Angeboten noch enormes Wachstumspotential. Durch unseren „Freemium“-Ansatz sind die beiden Bereiche für uns eng miteinander verknüpft. Priorität hat in Deutschland  für uns derzeit die generelle Ausweitung des Bekanntheitsgrades und der Nutzerschaft von Zattoo. Aus einer starken Free-Nutzerbasis heraus werden wir dann laufend unsere Bezahlangebote vorantreiben. Hierbei spielt die technische Zugangsgebühr für das bereits angesprochene werbefreie TV Angebot für uns eine große Rolle.  Mit unserer iPad- und iPhone-App bieten wir nun erstmals und ganz bewusst auf ausgewählten Endgeräten ausschließlich kostenpflichtige Dienst an. Daneben werden wir aber auch vermehrt im Pay-TV im klassischen Sinne, nämlich bei der Distribution von kostenpflichtigen Premium-Kanälen, aktiv werden. Optimistisch stimmt uns die Tatsache, dass Zattoo in Deutschland noch längst nicht jedem bekannt ist. Das bedeutet für uns vermeintlich einfacheres Wachstum durch Ausbau der Bekanntheit mit Hilfe von starken Partnern wie aktuell Axel Springer.

Sie meinen die iPad- und iPhone-App. Die hätten Sie technisch aber auch alleine realisieren können. Ist die Zusammenarbeit als eher strategischer Natur?

Richtig, es war eine absolut strategische Entscheidung uns für den Launch der App einen Partner für das Co-Branding zu suchen. Und wir sind froh, mit Axel Springer da einen sehr starken Partner gewonnen zu haben, mit dem wir auch an anderer Stelle über weitere mögliche Kooperationen sprechen. Es ist ja kein Geheimnis, dass Axel Springer unter seiner Marke „TV Digital“ aber auch darüber hinaus in Sachen Bewegtbild sehr aktiv ist.

Gibt es über die derzeit bereits erschlossenen Märkte hinaus Pläne weiter zu expandieren oder beschäftigt man sich erst einmal mit diesen Ländern?

Regional gesehen konzentrieren wir uns zunächst auf die Länder, in denen wir bereits aktiv sind. Im vergangenen Jahr haben wir in der Schweiz gezeigt, was mit Zattoo möglich ist. Auch mit dem Start unserer Recording-Funktion, die Aufzeichnungen dann als Stream wiedergibt. In diesem Jahr haben wir uns Deutschland vorgenommen und wollen hier deutlich wachsen. Die in der Schweiz und Deutschland erfolgreichen Produkte werden dann opportunistisch in den übrigen Zattoo-Ländern eingeführt. Daneben beobachten wir natürlich ob es neue Länder gibt in denen entweder die Rechtelage günstig ist oder wir einen starken Partner für den Launch finden können. Neben dem regionalen Wachstum treiben wir aktuell die Erschließung weiterer Endgeräte an. Unser Ziel ist es hierbei unseren Service auf so vielen Connected Devices wie möglich anbieten zu können.

Sie sind in der Schweiz und in Deutschland vertreten - da liegt die Frage nahe: Warum gibt es Zattoo noch nicht in Österreich?

Das ist ein reines Rechte-Thema. Wie so oft.

Herr Meyer, herzlichen Dank für das Gespräch