Der „Tatort“ erfreut sich – vor allem mit den vergnüglichen Episoden aus Münster – wachsender Beliebtheit auch bei den jungen Zuschauern. In den sozialen Netzwerken ist der Krimi am Sonntagabend großes Thema, im Internet gibt es viele Diskussionen und Inhalte rund um die Reihe. Nutzen Sie diese Wucht aus dem Netz?

Mit dem „Tatort“ haben wir uns in letzter Zeit sehr intensiv beschäftigt. Das ist eine der am schnellsten wachsenden Marken in den sozialen Netzwerken. Es ist aber auch ein großes Offline-Phänomen. Nach dem Fußball ist der „Tatort“ das größte Public-Viewing-Programm. Allein in Berlin findet am Sonntagabend in mehr als 100 Kneipen „Tatort“-Clouding statt.

Dazu haben Sie bereits im vergangenen Jahr Event-Konzepte angekündigt. Wie weit sind Sie hier?

Mittlerweile können sich die Kneipiers bei uns im Internet Plakate und Tischreiter ausdrucken. Wir denken darüber nach, wie wir das mit Bierdeckeln oder anderen Kleinigkeiten weiter pflegen können. Wir haben zunächst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht und geschaut, was gesteuert und ungesteuert rund um den „Tatort“ passiert. Im Herbst werden wir dann unser Engagement weiter ausbauen.

Gibt es schon konkrete Ansätze?

Wir glauben, dass das gemeinsam Schauen eine riesige Wachstumsnummer ist und denken darüber nach, hier und da mal einen Kommissar in eine Kneipe zu setzen. Die Kollegen von Radio Bremen machen Live-Chats zu ihrem „Tatort“. Das läuft super.

Wie wichtig ist der „Tatort“ für die ARD als Ganzes?

So ein Format ist von einer immensen Bedeutung für die gesamte Systemakzeptanz. Es sind „Tagesschau“, „Sportschau“ und eben der „Tatort“, mit denen wir mit großen Massen an jungen Leuten in Kontakt kommen. Das weckt aber auch Begehrlichkeiten von vielen Seiten. Darum ist es wichtig, Markenmanagement zu betreiben. Wir reden intensiv darüber, was wir ausbauen können, um der Zielgruppe zu folgen. Aber wenn man mit einem Format bei ihr sein will, dann muss man auch ihre Bedürfnisse erfüllen. Es ist entscheidend, dass die Marken eindeutig gelabelt und auffindbar sind. „Weltspiegel“, „Panorama“ und „Tatort“ werden in der Mediathek ganz gezielt gesucht.

Eine weitere wichtige Programmmarke ist die Maus. Erst kürzlich haben sie in einer Kampagne zum Jubiläum der Figur erstmals einen QR-Code, über den sich per Handy ein Film abrufen ließ, auf Plakatflächen eingebunden. Der Film zeigt in bester Maus-Manier wie ein Plakat entsteht. Welches Fazit ziehen Sie hier?

Mit der Kampagne haben wir etwas Neues ausprobiert und gemerkt, welche Kraft dieses Tier hat. Der Film hinter dem QR-Code ist ungefähr 10.000 Mal runtergeladen worden. Das ist für dieses Werbemittel ein sehr guter Wert. Jung von Matt hatte die erste kleine Idee, wir haben dann mit der Redaktion Kontakt aufgenommen. Die ist sofort gerne eingestiegen und hat ein Lehrstück abgeliefert, das man in jeder Volkshochschule zum Thema Medienkompetenz einsetzen kann. Viele Kollegen haben den Film auch ihren Eltern geschickt, damit die endlich mal verstehen, was sie den ganzen Tag machen.

Also haben Sie sich auch ein bisschen selbst belohnt. Wie geht es denn nach dem Herbst bei Ihnen weiter?

Wenn wir erst mal am Silvestertag angekommen sind, haben wir einen langen Weg hinter uns gebracht. Mit Fußball-EM und Olympischen Spielen steht uns ein sehr sportliches Jahr bevor.

Herr Pretzsch, vielen Dank für das Gespräch.