Wird pro Sendung nur eine Person mit einem Flashmob überrascht oder mehrere?

Momentan ist es jeweils nur eine Person, aber das kann auch mal anders sein. Bei den Sendungen, die wir bis jetzt produziert haben, wurde immer nur eine Person von einer anderen Person mit einem Flashmob überrascht und hat dann die sehr emotionale Nachricht beziehungsweise Frage erhalten.

Inwiefern hat man sich am amerikanischen Original "Mobbed" orientiert? Was ist gleich, was anders?

Vom grundsätzlichen Ablauf her halten wir uns schon ans amerikanische Original. Wir haben jedoch all das, was uns nicht so richtig gefallen hat, abgeändert. Man wünscht sich als überraschte Braut beispielsweise aller Wahrscheinlichkeit nach, dass das Hochzeitskleid passt, was dort dummerweise nicht der Fall war. So will sich wahrscheinlich keine Frau später auf den Fotos und in den Hochzeitsvideos sehen. Neben der großen Show, die uns wichtig war und die meine Choreographen und ich in unserem Stil und nicht nach dem amerikanischen Vorbild choreographiert haben, war es uns eben wahnsinnig wichtig, den Blick fürs Detail zu bewahren. Das haben wir, wie ich finde, einfach besser gemacht. Denn, last but not least, ist es so, dass diese zwei Menschen den emotionalsten Augenblick ihres Lebens mit uns teilen. Und da muss es einfach passen.

Gibt’s eigentlich einen Notfallplan für den Fall, dass sich die überraschte Person gar nicht interessiert zeigt?

Das wäre ein Hammer, oder?! Wir haben das alles durchgespielt, wir hätten das so gesendet und es  wäre dann einfach so! Auch das wäre natürlich ein Phänomen. Es ist wirklich alles echt, man kann es nicht faken und daher mussten wir mit allen Risiken leben. Genauso mussten wir auch damit leben, dass es an einem Tag in Strömen geregnet hat, wir Plan-B umsetzen und drinnen drehen  mussten. Es war nicht so einfach, 1.000 Leute von draußen nach drinnen zu verfrachten und die Choreographie, die Show und den Ablauf umzustellen. Das alles spiegelt sich aber in der Sendung wider, was toll ist. Innerhalb von 60 Minuten geht es zack zack zack, wie in einem Videoclip und man kommt als Zuschauer von einem Begeisterungsflash in den nächsten. Das Format zeichnet sich eben auch durch die Schnelligkeit und Emotion aus.

Wechseln wir mal das Land: Momentan sind Sie in Österreich als Jurymitglied bei der dortigen Version von "Popstars" zu sehen. Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen dem Format in Österreich und Deutschland?

Es ist ganz interessant bei den Österreichern. Sie haben eine Volksmusik-ähnliche Tradition, was sich bis zu den Jugendlichen durchzieht. Das kennt man in Deutschland jetzt ja nicht so. Bei uns sind Schlager und Volksmusik unter den Jugendlichen eher verpönt. Dadurch haben viele junge Leute in Österreich eine musikalische Vorerziehung, die bereits in der Familientradition oder in der Tradition der einzelnen Regionen liegt. Viele von ihnen können ein Instrument spielen oder haben im Chor gesungen. Die Grundvoraussetzungen sind daher ganz gut.

Bei ProSieben galt immer die Regel: im Herbst "Popstars", im Frühjahr "Germany's next Topmodel". Was haben Sie eigentlich gedacht, als Sie davon erfahren haben, dass dieses Jahr "The Voice of Germany" statt "Popstars" läuft?

"Popstars" wird im nächsten Jahr definitiv kommen. Vielleicht laufen auch "Popstars" und "The Voice of Germany", wenn "The Voice of Germany" erfolgreich wird. Das wäre natürlich für den Sender das allerschönste und beste, wenn man drei Castingformate hätte, die sich mit kleinen Pausen gegenseitig die Klinke in die Hand geben, alle für sich selbst stehen und unvergleichlich sind. Denn "Germany's next Topmodel" ist einzigartig und "Popstars" ist mit "The Voice of Germany" überhaupt nicht vergleichbar.

Vielleicht sind Sie angesichts der Castingshowschwemme ja sogar ganz froh, dass Sie dieses Jahr in Deutschland pausieren dürfen...

Die "Monrose"-Staffel 2006 war die erfolgreichste Staffel, die wir je mit "Popstars" gemacht haben. Im Jahr davor hatten wir "Popstars" auch ein Jahr pausieren lassen. Ich bin sehr stolz darauf, dass die Macher der Mutter aller Castingshows und unser Sender ProSieben den Mut haben, zu sagen, dass wir mal ein Jahr Pause machen, um der Marke bei der Schwemme an Castingshows ein bisschen Luft zum Atmen zu geben, um dann mit alter Stärke im nächsten Jahr zurückzukommen. Und man darf dabei eines nicht vergessen: es findet dann das zehnte Jubiläum von "Popstars" statt, was enorm ist.

Wie sehen Sie selbst denn die Zukunft von Castingshows?

Ich glaube, dass das bei den Jugendlichen mittlerweile wie selbstverständlich dazu gehört. Früher hat man einen Kurs mit Standardtänzen in einer Tanzschule gemacht und heute geht man eben wenigstens einmal irgendwohin zum Casting - und wenn es beim "Supertalent" ist, wo es sicherlich Supertalente gibt, aber auch das genaue Gegenteil. Irgendwie scheint das zu der jungen Gesellschaft mit dazu zu gehören. Ich glaube nach wie vor, dass gute und qualitativ hochwertige Castingshows sich auch in der Zukunft durchsetzen werden und dass das als ganz normaler Teil zur Fernseh- und Musiklandschaft dazu gehört.

Besten Dank für das Gespräch, Herr Soost.