Herr Bareiss, herzlichen Glückwunsch zum Blauen Panther. Wie erklären Sie sich eigentlich die Popularität der „Wanderhure“?

Die Popularität der „Wanderhure“ ist bereits durch das Buch von Iny Lorentz entstanden. Unter der Iny Lorentz-Marke wurden fast neun Millionen Bücher verkauft, die „Wanderhuren“-Bücher machen davon rund ein Drittel aus. Insofern konnten wir auf eine riesige Fan-Gemeinde bauen.

Macht es das leichter oder schwerer, den Stoff für das Fernsehen umzusetzen?

Das ist absolut großartig, weil man eine wunderbare Basis hat, auf der man aufbauen kann. Darüber hinaus haben wir wahnsinniges Glück mit dem Schriftsteller-Ehepaar Iny Lorentz. Beide wissen sehr genau, dass das Fernsehen ein anderes Medium ist als ein Buch. Mit Änderungen, die wir aus dramaturgischen Gründen zu machen haben, sind beide stets absolut einverstanden gewesen. Das ist nicht selbstverständlich und erleichtert die Arbeit ungemein.

Da ist es doch eigentlich schade, dass nach drei Teilen Schluss ist mit der „Wanderhure“. Eigentlich gibt es ja noch zwei weitere Bücher...

Vielleicht hat die „Wanderhure“ nicht genügend trainiert und ist ein wenig müde geworden. (lacht)

 

Wenn man den Wunsch hat, Produzent zu werden: Hat man eigentlich das Fernsehen im Sinn oder doch eher die große Kinoleinwand?

Mein Wunsch, Produzent zu werden, reifte 1987. Damals war der deutsche Film nicht gerade angesagt. Das deutsche Fernsehen bestand im Wesentlichen aus ARD und ZDF und glich mehr oder weniger einer geschlossenen Anstalt mit ein paar Produzenten. Als Newcomer war man zu der Zeit froh, überhaupt einen Film machen zu können. Da war es fast egal, worum es sich handelte – ganz gleich, ob Fernsehen oder Kino.

Ich frage auch deshalb, weil oftmals der Eindruck erweckt wird, ein Erfolg im Kino sei mehr wert als ein Erfolg im Fernsehen.

Für mich macht das keinen großen Unterschied. Selbstverständlich gab es nach dem großen Erfolg der „Wanderhuren“-Bücher die Frage, ob man daraus einen Stoff fürs Kino oder ein Fernsehereignis machen soll. Ich habe mich voller Überzeugung für das Fernsehen entschieden, weil ich das Gefühl hatte, Zuschauerzahlen erreichen zu können, die im Kino nur alle Jahrzehnte möglich sind. Andererseits gibt es aber auch Stoffe, die man unbedingt auf die Leinwand bringen will, auch wenn einem im Vorfeld schon bewusst ist, dass sie dort womöglich nur von 100.000 Zuschauern gesehen werden. Jeder Produzent hat diesbezüglich seinen eigenen Zugang, aber am Ende des Tages entscheidet eben doch der Erfolg.

Mit zehn Millionen Zuschauern beim ersten und acht Millionen beim zweiten Teil war die „Wanderhure“ in der Tat ein riesiger Erfolg für Sat.1. Hatten Sie mit solchen Zahlen ernsthaft gerechnet?

Ich war ziemlich überwältigt. Wir hatten im Vorfeld zwar gewisse Vorstellungen, aber die lagen weit unter den Zahlen, die es letztlich wurden. Das ist nach wie vor unglaublich und war in dieser Größenordnung sicher nicht zu erwarten.

Wie sieht's nun mit Ihren zukünftigen Projekten aus? Erst mal genug vom Mittelalter?

Das Mittelalter hat ganz vielfältige Abschnitte – wir sind ja gerade erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts angelangt, da kann man sich noch bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts herantasten. Iny Lorentz hat aber auch noch viele andere schöne Romane geschrieben, die in der Zeit voranschreiten. Wir arbeiten daran, diese Stoffe aufzubereiten, aber im Moment konzentrieren wir uns auf den dritten Teil der „Wanderhure“, der den beiden vorherigen Teilen um nichts nachstehen soll. Der Stoff geht uns allerdings auch danach ganz bestimmt nicht aus.

Kommen wir noch kurz auf ein aktuelles Thema zu sprechen, das Film- und Fernsehschaffende in diesem Jahr besonders umtreibt: die Urheberrechtsdebatte. Sorgen Sie sich darum?

Selbstverständlich treibt mich dieses Thema um. Für Inhalte und Urheberrecht muss bezahlt werden. Da gibt es überhaupt kein Vertun. Ich gehe zu jedem Piraten, der das anders sieht, nach Hause und nehme ihm sein Auto weg. Solche Behauptungen können nur Menschen aufstellen, die entweder keine Urheberrechte besitzen oder ein sehr merkwürdiges Verständnis von Eigentum und Besitz haben.

Einen Abend lang können Sie all das vielleicht außen vor lassen. Daher die Frage zum Schluss: Wie feiern Sie Ihren Blauen Panther?

Das Wort „blau“ ist ein gutes Stichwort. (lacht)

Herr Bareiss, herzlichen Dank für das Gespräch.