Also ist es auch nicht geplant, längere Strecken ins Programm zu nehmen.

Ich bin überzeugt, dass wir eine sehr gute Balance gefunden haben. Tagsüber liegt der Schwerpunkt beim schnellen Nachrichtenrhythmus, abends und am Wochenende entschleunigen wir. Von 19:45 Uhr bis 20 Uhr übertragen wir zunächst die "Landesschau aktuell" des SWR Fernsehens auch im Radio, um 20 Uhr die „Tagesschau“. Beide sind sehr beliebt bei Menschen, die unterwegs sind. Von 20:15 Uhr bis 23 Uhr ist Zeit für längere Geschichten, Gespräche und tiefergehende Informationen. Das gleiche gilt auch für das Wochenende. Wir haben dort eigene Sendungen zu den Themen Medien, Umwelt, Integration und Migration, Religion und Wirtschaft. Dann wenden wir uns an Menschen, die sich mit Muße auch längere Stücke anhören.

Sie haben vorhin schon gesagt, SWRinfo sei da etabliert, wo man den Sender auch empfangen kann. Landesweit senden Sie über DAB+. Wie sehen sie momentan den Stand von DAB+? Lohnt sich das überhaupt, für DAB+ einen Sender zu betreiben, oder erreicht man damit nicht kaum Hörer?

Das lohnt sich auf jeden Fall, weil sich niemand so recht vorstellen kann, dass das Radio auf Dauer eine analoge Insel in dieser Welt bleiben wird, während alles andere verschmilzt und zu einem großen digitalen Paket wird. Wir wissen auch durch Rückmeldungen aus dem Fachhandel, dass Digitalradiogeräte nachgefragt werden. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat gerade veröffentlicht, dass Radiogeräte eine kleine Renaissance erleben, wofür insbesondere Digitalradios verantwortlich seien. Die Entwicklung ist gut, denn das UKW-Netz ist zum Bersten voll und wer Programmvielfalt will, greift eben zum Digitalradio oder hört zu Hause über Kabel und Satellit.

Wir sehen inzwischen deutlich, dass sich Digitalradio auf drei Wegen entwickelt. Neben den DAB-Radios gibt es ja auch Internet-Radios, die inzwischen sogar schon bei Tchibo verkauft werden. Jeder, der W-LAN zur Verfügung hat, kann darüber uns und alle möglichen Sender aus der ganzen Welt in wunderbarer Tonqualität empfangen. Und dann sollte man auch die Möglichkeit nicht unterschätzen, dass wir über Apps auf dem Smartphone zu empfangen sind. Ich besitze zum Beispiel kein DAB-Autoradio, höre SWRinfo aber mit der App via Bluetooth übers Autoradio. Damit wird plötzlich das Autoradio zu einem weltweiten Radio in bester Stereoqualität. Nimmt man das alles zusammen, dann entwickelt sich das Digitalradio wirklich vielversprechend.

Das Glück von SWRinfo hängt dementsprechend nicht daran, ob sich DAB+ durchsetzt?

Der SWR hat großes Interesse daran, dass sich Digitalradio durchsetzt. Nur, wenn das nicht der Fall sein sollte, muss man der Realität ins Auge sehen und erkennen, dass es schlicht keine Frequenzen für SWRinfo gäbe.

Wie lange ist der Bestand von SWRinfo denn gesichert?

So lange, bis eine Entscheidung über Digitalradio fällt - wann das genau sein wird, wissen wir leider nicht. Ein erster Schritt dafür wird die Evaluierung des Erfolgs von Digitalradio durch die KEF sein. Aber für SWRinfo ist es schon jetzt ein riesiger Fortschritt, dass es im neuen SWR-Staatsvertrag ausdrücklich als zusätzliches digitales Programm aufgeführt werden soll. Sollte die Entscheidung gegen Digitalradio fallen, ist der SWR natürlich nicht verpflichtet, das Programm weiter anzubieten.

Aber diese Entscheidung liegt ja noch weiter in der Ferne, reden wir erstmal über die nähere Zukunft: Wollen Sie bei SWRinfo im zweiten Jahr etwas anders machen?

Wir sehen aktuell keinen Anlass, etwas Gravierendes zu ändern – was natürlich nicht heißt, dass man einzelne Dinge nicht immer wieder verbessern kann. Wir werden im Wahljahr 2013 viele inhaltliche Schwerpunkte rund um die Politik setzen und durch fundierte Information Entscheidungshilfe leisten. Daneben haben wir uns vorgenommen, noch mehr Ereignisse live zu übertragen. Das betrifft wichtige Pressekonferenzen, gesellschaftliche Ereignisse, aber auch herausragende Bundestagsdebatten mit Themen, die die Menschen unmittelbar berühren. Da ist das Radio dann noch schneller als es das Internet – außer im Livestream - jemals sein kann.