Frau Helle, wie geht es BBC Worldwide Germany?

2012 war ein starkes Jahr und wir haben das sehr der Fiction zu verdanken. Traditionell ist die BBC zumindest in Deutschland ja eher als Produzent erstklassiger Dokumentationen bekannt. Aber inzwischen kommen fast 50 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland durch Fiction wie „Luther“, „Sherlock“ „Robin Hood“ oder auch „Death in Paradise“ . Wir machen viel mit ZDFneo, mit PayTV-Sendern und neuen VoD-Plattformen. Und 2013 ist bisher auch sehr vielversprechend.



Woran liegt es, dass britische Serien zunehmend attraktiv werden für deutsche Sender: An einer offeneren Haltung der Programmeinkäufer oder an gestiegener Qualität der BBC-Serien?

In Großbritannien gibt es einfach deutlich mehr Serien als früher, vor allem mehr Krimiserien, die immer sehr gut laufen im internationalen Verkauf. Auch ist unser Angebot im fiktionalen Bereich in den letzten Jahren noch viel breitgefächerter geworden, wodurch wir mehr und mehr Sender überzeugen konnten, sich mit britischem Fernsehen zu beschäftigen. Aber es gab immer schon British Drama im deutschen Fernsehen, wie etwa „Silent Witness“, das über Jahre erfolgreich auf RTL lief. Aber das hat deutlich zugenommen.

Mit welchen Produktionen gehen Sie nach dem BBC-Showcase in Liverpool jetzt in Deutschland auf Tour? Oder anders gefragt: Was sind da derzeit die Portfolio-Highlights?

„Quirke“ mit Gabriel Byrne in der Titelrolle, das im Dublin der 50er Jahre spielt, ist sicher eines unserer Highlights. Auch wenn es noch nicht in England ausgestrahlt wurde, gibt es jetzt schon großes Interesse aus Deutschland. Und dann die SciFi-Mystery-Serie „Orphan Black“ und „Father Brown“, also Pater Braun. Das ist in Deutschland ja auch bekannt. Natürlich haben wir aber auch „Luther“, „Call the midwife“ - das bei Passion und Servus TV läuft - sowie das gerade um eine zweite Staffel verlängerte „The Paradise“ und natürlich „Doctor Who“, das dieses Jahr sein 50. Jubiläum feiert und in Deutschland sehr erfolgreich auf Fox läuft. Um jetzt nur ein paar Highlights zu nennen.

Das Wachstum von BBC Worldwide Germany scheint maßgeblich auf der neuen Vielzahl an Sendern und Plattformen zurückzuführen zu sein oder?

Definitiv. Und wir sehen ja immer noch weitere Ankündigungen neuer Sender. Neuerdings ja auch wieder im FreeTV, aber besonders im PayTV hat sich in den vergangenen Jahren schon eine breite Landschaft entwickelt, die Programmnachschub nachfragt, und das in allen Genres. All diese Entwicklungen freuen uns sehr (lacht).

Wo sehen Sie für BBC Worldwide Germany mehr Wachstumschancen? Im Geschäft mit FreeTV oder PayTV?

Mich persönlich fasziniert besonders die Welle an neuen FreeTV-Sendern wie RTL Nitro oder Sat.1 Gold und demnächst ProSieben Maxx. Da passen unsere Programme sehr gut und ich freue mich über Gespräche mit allen.

Welche Rolle spielt denn das Video-on-Demand-Geschäft für SIe? Hat das schon eine relevante Größe bekommen?

Wie sich der VoD-Markt entwickelt, muss man abwarten. Aber wir arbeiten bereits mit vielen Firmen zusammen, wie etwa mit Lovefilm, Watchever, Maxdome, Videoload. Wir können als vermutlich einziger Rechteinhaber ein Gesamtpaket aus Drama, Comedy und Factual anbieten. Britischer Content ist „sexy“ in diesem Bereich, das teilweise noch junge Publikum ist der englischen Sprache und Kultur sehr zugeneigt, das hilft uns und macht unsere Inhalte interessant. Mit MyVideo haben wir auch einen Deal für werbefinanziertes VoD, haben dort „Misfits“ gezeigt. Das Segement VoD wird ganz sicher wachsen und wir spüren diesen Trend sehr deutlich, insbesondere vor dem Hintergrund der globalen und technischen Entwicklung.