Wie sehen Sie generell eigentlich die deutsche Serie positioniert?
Es gibt natürlich gute Produktionen - nur leider viel zu wenige, die dich von Folge zu Folge in ihren Bann ziehen. Es ist nicht so meins, wenn am Ende jeder Folge immer alles aufgelöst wird. Allerdings habe ich das Gefühl, dass derzeit wieder etwas mehr ausprobiert wird, „Verbrechen“ ist da ein gutes Beispiel. Aber generell ist etwas mehr Mut nie verkehrt. Ich selbst war bisher aber ohnehin nie jemand, der sich viel in der Serienwelt bewegt.
Das hat doch sicher seine Gründe, oder?
Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass ich mich ungern festlege. Bei "Add a Friend" ist es ja eher so, dass wir eine Geschichte stringent erzählen. Das gibt einer Figur ganz andere Möglichkeiten und kann sie dahin führen, wo man sie nie erwartet hätte.
Welche Rolle spielt die finanzielle Ausstattung von Produktionen?
Wir müssen uns nichts vormachen: Die Budgets in Deutschland können mit denen in den USA nicht mithalten, auch wenn das Publikum unsere Produktionen selbstverständlich mit den US-Produktionen misst. Wir müssen schauen, was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten machen können - und mit intelligenten Maßnahmen versuchen, diese Diskrepanz so klein wie möglich zu halten.
TNT Serie ist ja ein kleiner Sender, der sich mit "Add a Friend" nun erstmals an so ein Projekt im Pay-TV gewagt hat. Da dürfte also sowieso kein großes Budget zur Verfügung gestanden haben. Wo macht sich das bei dieser Serie bemerkbar und wo muss das unter Umständen durch Kreativität und Eigeninitiative ausgeglichen werden?
Die Filmgeschichte hat uns immer gelehrt, dass man mit Mut und Kreativität viel wettmachen kann. Oftmals ist es aber international so, dass viel Geld schlicht kopflos ausgegeben wird - weil es ohnehin da ist. Ich habe kürzlich bei einer norwegischen Produktion mitgewirkt. Die hatten nicht so viel Geld zur Verfügung und trotzdem sah der Film nach etwas aus. Da wurde das Geld intelligent eingesetzt, übrigens auch bei "Adlon" im ZDF. Der Show-Wert darf jedenfalls nicht immer an erster Stellen stehen. Wenn man Figuren hat, mit denen man mitfiebern kann, dann muss die Ausstattung nicht so üppig sein wie bei einer Hollywood-Produktion. "Add a Friend" ist dafür ein gutes Beispiel. Leider gilt aber viel zu oft noch der Satz, den ein Kollege von mir mal gesagt hat: Die Amerikaner machen einen Film mit Geld, die Engländer mit Mut und die Deutschen mit Angst.
Kommunikation findet bei Add a Friend oft über soziale Netzwerke statt, oft wird über Webcams miteinander gesprochen. Macht das eigentlich die Arbeit schwieriger?
Schwieriger wird es nicht, weil man sich schnell an alles gewöhnt. Ich habe schon an Sets gespielt und mit einem roten Punkt spielen müssen, weil der andere Schauspieler gar nicht da war. Aber klar gab’s bei uns auch technische Schwierigkeiten, mit denen wir klarkommen mussten. Oft mussten wir bei den Computer-Szenen warten, denn obwohl der Ton schon da war, hinkte das Bild hinterher. Diese Pausen machten es schwieriger zu reagieren. Nach zwei, drei Tagen hatten wir uns aber daran gewöhnt.
Herr Duken, vielen Dank für das Gespräch.