Stichwort „frischhalten“. Muss man bei „Rach, der Restauranttester“ anpacken? Da wirkte zuletzt alles auch zu routiniert. Oder hat das Format seine beste Zeit hinter sich?

Christian Rach kann über Jahrzehnte laufen, wenn man die Formathülle immer wieder kreativ mit guten Geschichten füllt. Da sind wir auch ganz kritisch. Man muss daran stetig arbeiten und ihm die richtigen Flächen anbieten, die er dann zu seinem Spielplatz machen kann. Das Format lebt von ihm. Wir müssen im Vorfeld unsere Arbeit tun und ihn dann professionell begleiten.

Braucht es nicht mehr Sendezeit um die Arbeit von Rach vor Ort abzubilden und nachvollziehbarer zu machen? Das geben andere, ähnliche Formate ja auch her...

Ich würde mir auch wünschen, wenn wir da mehr Zeit zur Erzählung hätten. Mein Traum wäre Rach in 60 oder gar 90 Minuten-Länge. Das wäre optimal, weil wir oft im Schnitt sitzen und es so gelungen finden, aber dann radikal geschnitten werden muss, damit wir auf die 45 – 50 Minuten runterkommen. Generell glaube ich, dass ein 60 Minuten-Slot, wie es ihn in Großbritannien gibt, vielen Dokusoaps gut tun würde. Leider formatieren wir hier in Deutschland unser Fernsehen bezogen auf die Sendelängen sehr extrem. Da fänd ich es schöner, wenn wir uns mehr an Großbritannien als an den USA orientieren würden.



Für Sat.1 produziert Eyeworks neuerdings Shows. Der „IQ Test“ lief zum Auftakt aber nur mau. Bleiben Sie trotzdem dran?

Sowohl Nicolas Paalzow, Sascha Naujoks, als auch Holger Andersen glauben sehr an die Shows. Die erste Quote vom „IQ Test“ war jetzt unter den Erwartungen, aber ich denke, dass das Sat.1-Publikum diese Farbe von Unterhaltung halt auch erstmal entdecken muss. Die Kollegen glauben jedenfalls weiterhin dran, und wir setzen noch einige Ideen um.

Wenn wir von Fiction sprechen, dann oute ich mich als Fan der „Lottokönige“ im WDR. Kennt leider kaum einer, ist aber eine sehr schöne Serie: Geht es weiter nach der zweiten Staffel?

Es kann noch wunderbar weitergehen. Wir haben noch viele Geschichten zu erzählen.

Der WDR rennt Ihnen also schon die Türen ein für eine dritte Staffel?

Nicht ganz. Aber wir arbeiten zusammen daran, dass es weiter geht. Wie Sie bereits angedeutet haben: man kennt die ‚Lottokönige’ kaum. Das Programm geht leider etwas unter  Ich finde zum Beispiel den „Tatortreiniger“ sensationell gut. Die Medien stürzen sich drauf. Der spitze Humor wird gefeiert. Die „Lottokönige“ sind lustig, nah am Leben und für ein Massenpublikum zugeschnitten. Das findet das Feuilleton nur leider nicht sexy, - und das macht es bei öffentlich-rechtlichen Programmen wiederum nicht einfach.  Immerhin wirbt jetzt Myvideo.de für die besten Serien der Welt, darunter die „Lottokönige“. Da seh ich dann bei ProSieben einen Trailer für eine WDR-Serie.

Wie wichtig ist Fiction generell für Eyeworks?

Die Fiction macht bei uns mindestens die Hälfte des Produktionsvolumens aus - durch „Wilsberg“, „Marie Brand“, TV-Movies, Kinofilme und Serienentwicklungen. Und wenn es derzeit einen Trend zu beobachten gibt, dann ist das Fiction, Fiction und nochmal Fiction. Egal ob es 30-Minuten-Sitcoms sind oder Einstünder. Die Amis werden uns auch nach den diesjährigen LA Screenings nicht die alleinige Rettung bringen, und die britischen Produktionen haben eine zu kleine Folgenzahl. Da müssen die Sender selber ran und wollen es auch. Und das nicht nur zur Imagepflege.

Gibt es darüber hinaus Trends?

Im Moment sind die Sender in allen Genres sehr neugierig. Das gab es so wirklich lange nicht. Es wird aus allen Rohren geschossen - und das auch im Sommer. Selten gab es so viele neue Ideen im Sommerprogramm. Man kann dabei die Vermischung von Reality und Comedy beobachten. Da gucken die Sender gerade nach.

Was genau meinen Sie damit?

Zum Beispiel die „Reality Queens am Kilimandscharo“. Da geht es nicht um das große Drama und die inszenierte Aufregung, sondern um die unterhaltsame Begleitung von Protagonisten mit der Kamera. Das ist lustig. Mehr nicht. Aber das ist schon die schwerste Disziplin im Fernsehen. Und dann glaube ich, ganz losgelöst davon, dass wir noch einmal einen neuen Schub an Reality-Formaten mit wirklicher Relevanz sehen werden. Also Dokusoaps mit positivem Effekt für die, die mitmachen.

Herr Jamm, herzlichen Dank für das Gespräch und die Einschätzungen.