Gut, dann lassen Sie uns über die Zeit nach 20:15 Uhr reden. Lässt sich der Erfolg von "Berlin - Tag & Nacht" und "Köln 50667" in die Richtung verlängern?

Wir sind ja nicht unerfolgreich in der Primetime, aber es gibt Programme, die kommen auch mal in die Jahre, und bei anderen ändert sich z.B. das Gegenprogramm. Es gibt immer Stellschrauben. Denkbar ist immer vieles, auch Daily Soaps in die Primetime zu nehmen, da bin ich für alles offen. Aber derzeit ist da nichts Konkretes geplant.

Wie sieht es in der Daytime vor den beiden Soaps aus? Sie hatten mal gesagt, dass RTL II keine dritte Stadt für einen neuen Ableger aussuchen wird. Gilt das angesichts des großen Erfolges der beiden Serien noch?

Ja, das gilt nach wie vor. An eine weitere Soap denken wir im Moment nicht, da muss man die Kirche im Dorf lassen. Wir können nicht den ganzen Tag mit Soaps zupflastern. Sie haben ja eben selbst richtig gesagt: Wir sind in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen, und ein solches Programm ist nicht ganz billig. Da müssen wir schon einen ordentlichen Schluck aus der Pulle nehmen. Dass wir aber weiterhin an der Neupositionierung der Daytime arbeiten, ist klar. Wir haben im letzten Jahr die Animes rausgenommen, und das ist schon ein enormer Bedarf an Programm, den wir da bestücken müssen. An "Der Trödeltrupp" oder den "Privatdetektiven" sieht man: Wir müssen da häufig noch auf Doppelprogrammierungen setzen, das wollen wir ändern. Mit "Next, please" hatten wir jetzt die ersten Testwochen, mit denen wir sehr zufrieden sind. Es folgen noch zwei weitere Format-Tests, die auch jeweils drei Wochen laufen werden.

Welche Formate sind das?

"Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt…" erzählt Geschichten von jungen Menschen in der Schuldenfalle. Eine Psychologin und ein Rechtsanwalt analysieren die Fälle und zeigen mögliche Auswege. Produziert wird die Ratgeber-Reihe von Janus. Und dann kommt auch noch "Schmiede 21".

"Schmiede 21"?

Das ist eine Story rund um ein Team aus fünf jungen Polizistinnen und Polizisten, die undercover im Bereich der Jugendkriminalität unterwegs sind. Das ist eine gescriptete Story, wird von Filmpool in Köln gedreht und gerade vorbereitet.

Täuscht es eigentlich oder wird RTL II derzeit noch jünger als es ohnehin schon war? Mit Formaten wie den Soaps am Vorabend?

Wir müssen uns am Vorabend nicht in dem Becken tummeln, in dem RTL und Sat.1 sind. Wir müssen uns dort eine Nische suchen, und die Jungen sind nicht unwesentlich. Ansonsten bieten wir über den ganzen Tag hinweg attraktives Programm für viele Alters- und Zielgruppen.

Wenn wir einen Blick auf das RTL II-Programm als Ganzes werfen: Bleibt der Programm-Mix bei RTL II in der neuen Saison gleich?

Das bleibt der gleiche Programm-Mix.

Dabei bräuchten Sie mit mehr erfolgreichen Eigenproduktionen ja weniger Hollywood-Ware...

Das ist für uns als Vollprogramm keine unwichtige Säule. Wir werden auch weiterhin auf Spielfilme und Serien setzen. Am Samstagabend freut uns der Erfolg der MTV-Serie "Teen Wolf" sehr. Da haben wir einen für uns schwierigen Sendeplatz endlich sehr solide bespielt.

Auch wieder ein sehr junges Programm. RTL II trotzt dem Internet? Dem Medium Fernsehen wird ja gerne unterstellt, es würde junge Zuschauer nicht mehr erreichen...

Klar ist die TV-Nutzung der ganz jungen Zuschauer anders. Das sehen wir ja auch an den Abrufzahlen unserer Formate im Netz. Aber wenn man einen Spannungsbogen aufbaut, der bei den Zuschauern das Gefühl auslöst unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht, dann schalten sie auch zur linearen Ausstrahlung ganz offensichtlich zahlreich ein, weil sie es dann zuerst sehen und mitreden können. Da hilft der Facebook-Erfolg dem linearen TV. Denn wenn in sozialen Netzwerken über die Sendung gesprochen wird, will man im Bilde sein.