Mit "Das ist Spitze!" haben Sie die Mutter aller deutschen Gameshows, "Dalli Dalli", zurück in die Primetime gebracht. Öffnet der Erfolg bei Alt und Jung jetzt neue Türen für das Genre und für Riverside Entertainment?
Rolf Hellgardt: Für Riverside bin ich sehr optimistisch, für die klassische Gameshow in der Primetime in höherer Stückzahl habe ich eher meine Zweifel. Bei "Das ist Spitze!" kommen mehrere Faktoren zusammen, die eine wesentliche Rolle für den Erfolg spielen: Kaum eine andere Programmmarke wie „Dalli Dalli“ ist so liebevoll verwurzelt in den Herzen der Zuschauer. Es ist uns gelungen, die Adaption modern und temporeich zu gestalten, so dass wir auch bei jüngeren Zuschauern landen konnten. Und ich kenne kaum eine Spielshow, bei der so viel echter Spielspaß rüberkommt und bei der die prominenten Kandidaten sich so anstecken lassen.
Michael Lehmann: Mit Kai Pflaume haben wir einen Moderator, der das mit einzigartiger Freude und Herzblut macht. Er öffnet die Promis so, dass sie alles vergessen und die Spielanordnung in fast kindlicher Begeisterung mitmachen.
Die Adaption eines solchen Klassikers ist oft ein schmaler Grat. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Rolf Hellgardt: Wir haben bewusst einen großen Workshop mit den Senderverantwortlichen des NDR, insbesondere mit unserem Partner Andreas Gerling, den Producern, Regisseur und Moderator an den Anfang gestellt und uns gefragt: Wer hat welche Erinnerungen an "Dalli Dalli"? Da hingen nach kurzer Zeit ziemlich viele Stichpunkte an der Wand. Wir hatten zum Beispiel eine Diskussion darüber, ob Kai springen sollte oder nicht. Er selbst wollte das von Anfang an, und die Familie Rosenthal hat sofort ihr Plazet gegeben. Wichtig war uns auch, dass die Spiele sehr haptisch gebaut sind – gerade in dieser von Apps geprägten Welt. Wenn man sich alte Folgen anschaut, sieht man, dass es zwischen den klassischen "Dalli Dalli"-Spielen, die wir alle im Kopf haben, auch Strecken mit Talks oder kleinen Theateraufführungen gab, wo das Tempo komplett herausgenommen wurde. Wir haben uns entschlossen, dass das Tempo heute durchgehend hoch bleiben muss.
Wenn Sie das Plazet der Familie Rosenthal brauchten – bei wem liegen eigentlich genau die Formatrechte?
Rolf Hellgardt: Im Schulterschluss zwischen der Familie Rosenthal, der Hans-Rosental-Stiftung,dem ZDF und dem NDR ist die Neuauflage mit der ARD besprochen worden. Allen Beteiligten war es extrem wichtig, die Familie Rosenthal mit auf die Reise zu nehmen. Das macht den Geist des Formats nach wie vor aus.
Ist der Geist, mit dem Hans Rosenthal früher seine Shows machte, überhaupt noch mit moderner, rationalisierter TV-Unterhaltung zu vereinbaren?
Rolf Hellgardt: Schwer zu sagen. Ich glaube, jeder von uns versucht nach wie vor, seine Ideen mit großer Leidenschaft und Liebe zum Produkt umzusetzen. Allerdings gibt es nicht mehr so viel Spielraum, wenn man etwa internationale Formate einkauft und für den deutschen Markt adaptiert. Da bleibt einem oft nicht viel mehr übrig, als möglichst solide die Lizenz abzuarbeiten.
Michael Lehmann: "Das ist Spitze!" steht auf jeden Fall exemplarisch für das, was wir uns gegenseitig in die Hand versprochen haben, als Rolf im vorigen Jahr zu Riverside Entertainment gekommen ist. Kern unserer Strategie ist es, bei jedem einzelnen Projekt eine sehr hohe inhaltliche und handwerkliche Qualität abzuliefern.
Welchen Stellenwert hat Riverside denn innerhalb der Studio Hamburg Produktion Gruppe, die ansonsten ja eher von Fiction und Doku geprägt ist?
Michael Lehmann: Für uns war der Aufbau der Riverside das zentrale Projekt der letzten anderthalb Jahre. Es stimmt, wir sind lange als reiner Fiction-Produzent wahrgenommen worden und haben dann über die Tochter Doclights erfolgreich die Erweiterung in Dokumentation und Dokutainment geschafft. Jetzt ist es uns gelungen, gemeinsam mit dem Team von Rolf Hellgardt und Guido Thomsen im Entertainment die nächste Stellschraube zu justieren. Damit haben wir einen starken non-fiktionalen Verbund aufgebaut, der uns mehr Standfestigkeit im Markt gibt.