Vielleicht wäre die gerade beschlossene Nations League, die als eine Art Mini-EM gilt, etwas für Sie?

Diese Frage stellt sich aktuell für uns noch nicht, weil die Nations League erst 2018 eingeführt werden soll. Da ist von Trainer und Fußballfunktionären schon so viel gesagt worden, dass ich mich aus dieser Diskussion erst mal heraushalten möchte. Wir werden uns zunächst mit der ARD besprechen, wie wir uns für die dann kommenden Gespräche mit dem Rechteinhaber verhalten werden.

Besteht da nicht die Sorge, dass es irgendwann zu viele Wettbewerbe gibt und die klassische EM am Ende an Wert verliert?

Natürlich besteht diese Gefahr. Man sollte nicht versuchen, Wettbewerbe mit großer Betitelung zu schaffen, um neue Geldquellen zu erschließen. Es muss einen richtigen sportlichen Wert geben. Hier muss aufgepasst werden, den Hahn nicht zu überdrehen.

Wie steht's eigentlich um Jürgen Klopp? In den vergangenen Wochen hat es auffällig viele Reibereien gegeben. Ihr Verhältnis war doch mal gut.

Unser Verhältnis war nicht nur gut - es ist auch nach wie vor gut. Ich habe nach wie vor einen guten Draht zu ihm und auch direkt nach der Auseinandersetzung mit Jochen Breyer Kontakt aufgenommen. Jürgen Klopp ist schon immer ein Mensch gewesen, der seine Emotionen offen auslebt. So mögen wir ihn, so schätzen wir ihn und so haben wir ihn auch beim ZDF erlebt. Dass er auch in sensible und angespannte Situationen kommt wie jetzt bei der Champions League, ist vollkommen klar und nachvollziehbar. Das hat sich sehr schnell wieder entspannt.

Es war auch die erste große Bewährungsprobe für Jochen Breyer, der für seine guten Leistungen zuletzt großes Lob erhielt.

Er ist bisher zu Recht mit sehr positiver Kritik versehen worden - egal ob bei der Champions League oder im "Sportstudio". Jochen Breyer ist ein großes Talent, dem ich auch eine große Zukunft voraussage. Jetzt muss er erleben, dass man auf dieser großen Bühne auch mal Gegenwind bekommen kann und der Shitstorm über ihn niederkommt. Das gehört zum Geschäft dazu. Er hätte sicher ein oder zwei Fragen anders formulieren können, aber es ist ja nicht so, dass nun eine ganze Moderation misslungen wäre.

Bis vor zwei Jahren war Jochen Breyer fast unbekannt. Da gehörte schon Mut dazu, ihn derart ins kalte Wasser springen zu lassen.

Er ist schon seit ein paar Jahren bei uns und hat sich im Fußball Kompetenz erworben. Die ersten Moderationsschritte machte er im "Morgenmagazin" - und dann stand recht schnell die Frage an, wen wir neben Oliver Welke für die Champions League nehmen wollen. Da war es uns wichtig, auf ein junges Gesicht zu setzen, weil die Champions League ja nicht zuletzt junge Zuschauer ansprechen soll. Nachdem er sich dort toll geschlagen hat, war die Nachbesetzung von Michael Steinbrecher im "Aktuellen Sportstudio" ein konsequenter Schritt. Er hat eine besondere Qualität in der Interviewführung, tritt dabei seinem Gegenüber immer mit Respekt entgegen.

Letzte Frage: Was erhoffen Sie sich von der anstehenden Weltmeisterschaft für das ZDF?

Ich erhoffe mir für unsere Zuschauer faszinierende Spiele. Gleichzeitig wünsche ich mir - auch nach den Erfahrungen mit Usedom -, dass wir in der öffentlichen Wahrnehmung eine sachliche und weniger emotionale Betrachtung bekommen werden. Wir sind Menschen, die auch mal Fehler machen und ich bin an erster Stelle dazu bereit, Fehler einzugestehen. Und wenn ich noch einen Wunsch äußern darf, dann den, dass man den Kontakt zu uns sucht. Ich finde es manchmal sehr bedenklich, wie viel inzwischen unkritisch abgeschrieben wird, ohne selbst zu recherchieren.

Was meinen Sie?

Ich habe diese Erfahrung gerade erst in Sotschi im Zusammenhang mit den erfolgreichen Rodlern gemacht, die wir ins "Sportstudio" eingeladen hatten. Was da geschrieben wurde, ohne bei mir mal nachzufragen, hat mir schon sehr zu denken gegeben.

Herr Gruschwitz, vielen Dank für das Gespräch.