Herr Kosack, ist die Zeit jetzt eigentlich günstig, um eine neue deutsche Serie zu starten?
Das allgemein zu beantworten, fällt mir schwer. Für "Josephine Klick" finde ich es einen ganz hervorragenden Moment – wahrscheinlich den besten, den man erwischen kann. Wir starten zusammen mit der aktuellen Staffel vom "Letzten Bullen". Das ist im deutschen Privatfernsehen derzeit die beste Rampe, die es für eine Serie gibt.
Ist das TV-Publikum wieder offen für neue deutsche Serien?
Wenn ich mir die Starts der letzten Wochen und Monate anschaue, habe ich nicht mehr das Gefühl wie noch vor ein paar Jahren, als kaum einer Interesse an dieser Ware hatte. Man sieht jetzt schon, dass zunächst immer ein klares Grundinteresse vorhanden ist, sei es bei "Doc meets Dorf" oder beim "Knastarzt". Man kann dann sicher über die weitere Quotenentwicklung diskutieren: Ist es normal, wenn die Kurve runtergeht? Müsste man länger durchhalten? Oder sind die Formate dann doch nicht stark genug, um das Publikum dauerhaft zu binden? Aber man kann nicht mehr sagen, dass es ein Desinteresse an deutscher Serie gibt.
Aus Ihrer reichhaltigen Erfahrung auf Produktions- und Senderseite: Welche Eigenschaften muss eine erfolgreiche deutsche Serie haben?
Vor allen anderen Faktoren ist es der besondere fiktionale Charakter der Hauptfigur im Zusammenspiel mit der richtigen Besetzung. Wenn ich die letzten Jahren Revue passieren lasse und auch all die Serien, die ich bei Sat.1 verantwortet habe, dann komme ich immer wieder auf die Frage: Ist der fiktionale Charakter spannend genug, vielleicht auch überhöht genug? Ich glaube stark daran, dass eine gute Hauptfigur schon in ihrer charakterlichen Aufstellung 'bigger than life' sein muss. Dazu braucht man den Instinkt, im richtigen Moment einer Karriere den richtigen Schauspieler auf diese Rolle zu setzen – am besten auch noch mit einem gewissen Spannungsfeld zwischen ihm und der Figur. Der zweite große Erfolgsfaktor sind und bleiben die Bücher.
Wann ist denn der richtige Moment einer Schauspieler-Karriere? Aus Sicht des Sendermarketings würde man sagen: Je prominenter desto besser.
Das ist mir zu schlicht. Natürlich hilft Prominenz grundsätzlich dabei, Interesse zu wecken. Aber sie ist nicht unbedingt der wichtigste Faktor. Henning Baum war zwar ein bekannter Schauspieler, als er mit dem "Letzten Bullen" anfing, aber er war kein Mega-Promi. Er war an einem Punkt in seiner Laufbahn, an dem er viele gute Sachen gemacht hatte, auch schon Serien. Das darf man bei einem Serien-Hauptdarsteller nicht unterschätzen: Hat er genug Erfahrung, um diesen Tort durchzuhalten, 50 oder 100 Drehtage in der ersten Reihe zu stehen? Das ist auch eine Routine- und Kraftfrage. Alexandra Neldel hatte "GZSZ" und eine Reihe von Filmen gemacht – und im richtigen Moment kam das Angebot, gegen ihr Image einer wunderschönen Frau die Lisa Plenske zu spielen. Auch da passten Charakter, Aura der Darstellerin und ihr Karriereweg sehr gut zusammen.
"Man darf bei einem Serien-Hauptdarsteller
nicht unterschätzen: Das ist auch eine
Routine- und Kraftfrage"
Joachim Kosack, UFA Fiction
Gilt das jetzt auch für Diana Amft als "Josephine Klick"?
Absolut. Als ich die erste Buchfassung von Marc Terjung bekam, war für mich sofort Diana Amft die ideale "Josephine Klick". Für mich war klar: Diese Figur darf in keine Schachtel passen. Das ist eine Frauenfigur, die in kein klassisches Rollenverständnis hineinzudefinieren ist. Sie ist weiblich, aber keine erotische Sexbombe. Sie hat etwas Männliches, ist aber kein Mannweib. Sie hat eine große Intuition, aber auch eine gewisse Bauernschläue. Sie ist kraftvoll, aber auch verletzlich. Gleichzeitig kann Diana Amft hier Seiten zeigen, die für sie eine Portfolio-Erweiterung ihres schauspielerischen Wirkens darstellen.