An wen haben Sie bei der Überarbeitung der Website eigentlich zuerst gedacht - an die Kinder oder an die Eltern? 

Ganz klar an die Kinder. Es gab eine Leitfrage, die sich unser Relaunch-Team groß über den Schreibtisch geschrieben hat: "Was hat das Kind davon?" Wir wollten keine Redakteurs-Seite machen oder eine, die für uns als Medienmacher praktisch ist. Nach unseren ersten Tests wurden die Erwartungen diesbezüglich voll erfüllt. Im Vorfeld sind viele Wünsche geäußert worden, derer wir uns angenommen haben. Das kommt in unseren Tests bei Kindern unterschiedlichen Alters gut an. Wir haben also ganz offensichtlich den Spagat geschafft, sowohl die ganz Jungen als auch die Zwölf- oder 13-Jährigen anzusprechen.

Dann greife ich die Frage mal auf: Was hat das Kind vom Relaunch?

Kinder finden jetzt sehr schnell das, was sie suchen. Das war auf der alten Seite, die außerdem sehr textlastig war, einfach nicht möglich. Da gab es sehr verwinkelte, lange Klick-Wege. Nun gelangt man sehr schnell zu den Inhalten. Wir haben eine sehr gute Suche entwickelt, die bildunterstützt arbeitet. Grundsätzlich wollten wir eine Seite, die vor allem mit Bildern und Videos arbeitet und Text nur dort einsetzt, wo er wirklich nötig ist. Außerdem ist kika.de nun endlich für alle Ausspielwege optimiert. 

kika.de - Relaunch 2014© kika.de

Als wir zuletzt vor einem Jahr gesprochen haben, haben Sie Apps als "spannendes Feld" bezeichnet. Ist das nach wie vor ein Thema für Sie?

Es ist ein Thema, allerdings fehlen uns derzeit die Kapazitäten, um es weiter voranzutreiben. Wir sind mit kikaninchen.de Marktführer im Vorschulsegment, müssen aber auch diese Seite den heutigen Ansprüchen anpassen. Derzeit arbeiten wir dort noch mit Flash. Das wird aber eine unserer nächsten Baustellen. Mit Blick auf die Apps können wir uns vielleicht in einem Jahr noch einmal unterhalten. (lacht)


Lassen Sie uns zum Schluss noch über das Programm sprechen. Was planen Sie beim Kika, abgesehen vom "Kika Live"-Relaunch und dem neuen Medienmagazin?

Wir werden am Abend neue Serien ausprobieren, zum Beispiel "Hank Zipzer", eine etwas überdrehte und sehr lustige Schul-Serie aus Großbritannien, von der wir uns viel erhoffen. Im Bereich der Dokus kommt vom rbb mit "verknallt&abgedreht" ein neues Format, in dem es um Liebe geht. Darin treffen sich Jugendliche, sprechen über die erste Liebe und drehen Videos, die sie ins Netz stellen - insofern ist dieses Format gewissermaßen YouTube-affin. Weihnachten steht bei uns unter dem Motto "Weihnachten auf Skandinavisch". Dort werden viele Live-Action-Formate Premiere haben, etwa "Trio", "Waffelherzen" oder "Eiskalt". Und im nächsten Jahr wollen wir neue Animationsserien starten und den Weg, den wir mit Serien wie "Wickie" oder "Biene Maja" in neuer, frischer 3D-Optik beschritten haben, weitergehen. Nicht zu vergessen "Schloss Einstein", das Anfang Januar in die 18. Staffel gehen wird, ehe im Februar unser Songwriter-Contest "Dein Song" weitergeht.

Alles unter der Prämisse, die zwischenzeitlich immer wieder erreichte Marktführerschaft halten zu wollen?

Sagen wir es so: Mir ist nicht bang. Allerdings ist es nicht unser Hauptziel, Marktführer zu sein. Wir wollen in erster Linie relevantes, kindgerechtes Programm machen, das nicht nur Unterhaltung, sondern auch Wissen und Bildung abdeckt. Umso schöner, dass dieser Mix funktioniert. Wenn man dann auch noch Marktführer wird, freuen wir uns umso mehr.

Spannend ist ja, dass Kinder seit dem Start des Disney Channels wieder mehr Kinderfernsehen schauen.

Das zeigt einfach, dass das Fernsehen nach wie vor Leitmedium ist. Und daran wird sich trotz aller Angebote im Internet auch so schnell nichts ändern.

Der Disney Channel hat den Markt aufgemischt. Meinen Sie, der Disney Channel hat sein Potenzial schon ausgereizt?

Es zeigt sich, dass wir zwei große und zwei kleine Anbieter auf dem Markt haben, die sich rangeln. Wir hatten den Disney Channel zum Jahresende immer bei zehn Prozent gesehen, was er jetzt vermutlich nicht ganz schaffen wird. Nickelodeon ist dafür erstaunlich stark. Mit großen Sprüngen rechne ich aktuell aber nicht mehr. Dass wir am wenigsten unter der neuen Konkurrenz leiden, zeigt auch, dass öffentlich-rechtliche und private Kindersender zu Teilen zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind.

Herr Stumpf, vielen Dank für das Gespräch.