Was die Studios angeht, sind Sie nach wie vor in keiner einfachen Lage: In Hamburg ist die Nachfrage stark gesunken, in Berlin ist zwar mehr los, aber zu relativ niedrigen Preisen.

Berlin ist in der Tat deutlich stärker nachgefragt als Hamburg. Mit der Auslastung in Adlershof sind wir sehr zufrieden. Aber auch in Hamburg gibt es neue Projekte, in Kürze etwa das „Quizduell“. Das Thema Marge ist durchaus schwierig. Allerdings glaube ich, dass wir über anspruchsvolle Full-Service-Dienstleistungen und über gezielte Investitionen künftig die Chance haben, fairer entlohnt zu werden, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Was macht Sie da so optimistisch?

Das Zusammenwachsen von IT und Broadcast ist eine Herausforderung für die Branche, die immer komplexer wird. Um dafür die richtigen Lösungen anbieten zu können, muss man über das nötige Know-how verfügen und in der Lage sein, langfristig zu investieren. Ein Beispiel ist unsere europaweit einzigartige Software „storyhotel“, die wir erfolgreich im Reality-Bereich einsetzen und mit der wir zuletzt etwa „Promi Big Brother“ realisiert haben. 



Um das Geschäft Ihrer Produktionstöchter - also Studio Hamburg Produktion Gruppe, Cinecentrum, Polyphon und Studio Hamburg Serienwerft - müssen Sie sich vermutlich weniger Gedanken machen.

Stimmt, da sind wir hervorragend aufgestellt. Die Produktion macht ungefähr zwei Drittel unseres Geschäftes aus. Wir haben 2014 nicht nur Top-Quoten, sondern auch etliche Auszeichnungen eingefahren. Die Auftragsvergabe für 2015 sieht ebenfalls zufriedenstellend aus. Aber grundsätzlich gilt für den Produktionsbereich leider auch, was für den Markt der technischen Dienstleistungen gilt: Der Markt ist hart umkämpft, wächst kaum und hat niedrige Margen.

Wie beantworten Sie als langjähriger RTL-Manager die Frage nach der besonderen Verantwortung eines öffentlich-rechtlichen Tochterbetriebs? Ist Studio Hamburg für Sie ein ganz normales privatwirtschaftliches Dienstleistungsunternehmen?

Wenn ich sehe, wie wir uns im Markt bei unseren Kunden behaupten müssen, dann sind wir ein normaler Dienstleister, der im Wettbewerb mit anderen steht. Wir alle haben unabhängig von unseren jeweiligen Gesellschaftern die gleichen Diskussionen über Auftragsvergaben, Preise und Leistungen zu führen.

"Wir sichern Arbeitsplätze im Produktionssektor. Das sollte man in der Diskussion nicht vergessen"

Johannes Züll, Studio Hamburg


Aber gerade, wenn Sie jetzt - wie bei den Park Studios - wieder zukaufen, werden sich unabhängige Anbieter von Studios oder Produktionstechnik nicht darüber freuen. Es steht immer der Vorwurf im Raum, dass Sie als abgesicherte öffentlich-rechtliche Tochter Preise unter Marktniveau subventionieren.

Den Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Zum Thema Park Studios: Mit diesem Deal sichern wir unterm Strich Arbeitsplätze im Produktionssektor. Das sollte man in der Diskussion nicht vergessen.

Herr Züll, herzlichen Dank für das Gespräch.


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