Im Dezember 2013 kam die Meldung der Übernahme von N24 durch Springer. Salopp gefragt: Was ist in den vergangenen anderthalb Jahren passiert?

Stephanie Caspar: Nach dem Kauf von N24 ging es zunächst darum, Strukturen und Teams zu schaffen, um gemeinsam eng miteinander arbeiten zu können und zu testen, wie das am Besten funktioniert. Auch wenn in der Theorie klar war, dass sich Welt-Gruppe und N24 publizistisch perfekt ergänzen, weil sie alle Nachrichtenkanäle umfassen, braucht es in der Praxis eine Phase des Austestens und Austausches - egal ob redaktionell, technisch oder kaufmännisch.

Torsten Rossmann: Wir haben im vergangenen Jahr viel erreicht: die Bereiche in der WeltN24 GmbH zusammengeführt, Mitarbeiter und Betriebsräte in den Prozess eingebunden und erste redaktionelle Projekte gestartet. Angesichts der Komplexität kann man wohl sagen, dass das unter Hochdruck erfolgte und wir die Grundlage für alles Weitere geschaffen haben. Die Frage, vor der wir dann standen, war: Wie können wir als ein Unternehmen operativ im Markt mehr erreichen als zuvor?

Stephanie Caspar: Wir haben jetzt eine sehr wichtige Entscheidung getroffen: Wir bringen die Kompetenzen von „Welt“-Gruppe und N24 auch für unser Publikum sichtbar zusammen. Unter einem Markendach - „Welt“ - und mit einem einheitlichen Auftritt. Das bedeutet, dass künftig all unsere Angebote „Welt“ im Namen tragen – auch N24.

Entsprechende Erwartungen wurden schon beim Kauf vor gut anderthalb Jahren geäußert. Die Marke N24 verschwindet also vom Markt?

Torsten Rossmann: Ja. Wir haben uns gemeinsam lange und intensiv mit der Marken- und Namensfrage auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist klar: Der Name N24 eignet sich als Markendach für uns nicht. Gedruckte Produkte, erst recht eine erfolgreiche Sonntagszeitung, können nicht N24 heißen. Sie haben keinen Bezug zur „24“, die im Fernsehen für ein aktuelles Angebot rund um die Uhr steht. Aber wir verfügen über ein unglaubliches Asset: Die Welt als Marke. „Welt“ ist der denkbar beste Begriff für das, was wir machen. Größer, breiter und mit mehr Realitätsbezug lässt sich eine Medienmarke über so viele Plattformen hinweg gar nicht denken. Und daraus resultiert die Überzeugung, den Namenswechsel des Senders jetzt angehen zu müssen. Die Marke N24 kann kein Selbstzweck sein, auch wenn wir uns der Risiken eines Markenwechsels bewusst sind. Umso wichtiger ist es, dass wir nun einen Transformationsprozess beginnen, der unsere Zuschauer auf diesem Weg mitnimmt.

Neue Welt-Welt
So wird die neue "Welt"-Welt aussehen

Stephanie Caspar: Wir freuen uns darauf, die heutigen "Welt"-Angebote dank der Expertise von N24 noch vielfältiger zu machen, wenn wir an bewegte Bilder, die geübte Berichterstattung von hoher Schlagzahl bei Live-Situationen und die Emotionalität in der Berichterstattung denken.

Wie sieht dieser erwähnte Transformationsprozess aus?

Torsten Rossmann: Um die Zuschauer, die der Marke „N24“ gegenüber sehr loyal sind, mitzunehmen, werden wir zunächst die Erscheinungsbilder von „Welt“ und „N24“ angleichen, so dass die Angebote von ihren Nutzern wie Zwillinge wahrgenommen werden. Für den Sender „N24“ ist dieser Schritt am Ende größer, aber auch die „Welt“-Produkte werden angepasst. Die „Welt“-Familie - inklusive der Zeitungen - bekommt eine neue Titel-Optik.

Stephanie Caspar: Phase 1 ist die Verdeutlichung des Familiengedankens. In Phase 2 schaffen wir einen neuen Auftritt im Internet. Das wird ein Prozess, bei dem wir uns gerne in Form von Beta-Tests über die Schultern gucken lassen wollen und erst wenn wir das erfolgreich abgeschlossen haben, steht in der finalen dritten Phase die Umbenennung des Senders an. Wir sind eine Familie. Das wollen wir ausdrücken über ein Erscheinungsbild, das aus dem Digitalen heraus gedacht ist. Grundsätzlich denken und planen wir digital. Das ist die Zukunft. Das bedeutet für die gedruckten Produkte unseres Hauses auch, dass wir einen Markenauftritt der traditionell aus der Zeitungswelt kommt, ins Digitale übersetzen und noch stärker an die Anforderungen vor allem mobiler Plattformen anpassen.

Herausgekommen ist ein auf den ersten Blick sehr kraftvolles Markenlogo.

Torsten Rossmann: Auf dem Weg dahin gab es viele Diskussionen und Entwürfe. Man wägt ab und überprüft einzelne Ansätze im Team immer und immer wieder. Und dann lag auf einmal eine Idee auf dem Tisch, von der alle auch unabhängig voneinander sagten: Das ist es. Der Markenauftritt ist modern, bewahrt gleichzeitig erkennbar das Erbe der eingeführten Marken der „Welt“ und funktioniert im TV, im Print, online in Apps - und auch auf Ihrer Apple Watch.

Stephanie Caspar: Wir veröffentlichen unseren Plan schon jetzt, um zu zeigen, wo wir hinwollen. In der Anwendung wird es noch in diesem Jahr auf unseren Angeboten zu sehen sein, aber bis dahin ist noch einiges zu tun. Wir befinden uns in der Gestaltung unseres Auftritts noch im Arbeitsprozess.

"Der Sender folgt hier dem Digitalen"

Nochmal nachgefragt: Wie sieht denn ganz konkret der Zeitplan für Ihr Vorhaben aus?

Stephanie Caspar: Die drei Phasen hatte ich ja schon erwähnt. Noch in diesem Jahr kommt das neue Design auf allen Kanälen. Parallel dazu haben wir bereits begonnen, unseren digitalen Auftritt zu entwickeln. Solche Prozesse sind natürlich nie abgeschlossen, aber wir planen, 2016 die beiden heutigen Websites durch den neuen Auftritt abzulösen.

Torsten Rossmann: Der Sender folgt hier dem Digitalen. Wenn unser neues Portal im Internet steht und die Zuschauer des Senders, die sich digital informieren, dieses Angebot annehmen und es selbstverständlich finden, dass sie dort „Welt“ im Namen haben, ist der Zeitpunkt des Rebrandings im TV gekommen.