Sprechen wir über die Inhalte. Was zeigt RTL II You?

Wir haben eine Art Content-Pyramide gebaut. Das Fundament sind starke, junge RTL II-Formate, weil wir wissen, dass die funktionieren. Deswegen wird es bei RTL II You auch Re-Runs von „Köln 50667“ oder „Berlin - Tag & Nacht“ geben. Aber anders als bei den klassischen Spartensendern werden diese Zweitverwertungen bei uns nicht 80 Prozent des Angebots ausmachen. Die bekannten RTL II-Programmmarken sollen zum Anfang das Ganze ins Rollen bringen und die Zielgruppe zum Download der App bewegen.

Und wie gestaltet sich die Content-Pyramide darüber hinaus?

Die zweite Ebene der Pyramide ist Lizenzware, die vorher noch nicht in Deutschland gelaufen ist, wie zum Beispiel die neuen Folgen von "Teen Wolf". Am Vormittag zeigen wir kurze Formate, die die Jugendlichen auch mal auf dem Pausenhof oder unter dem Pult schauen können (lacht). Um 14 Uhr startet unsere erste Primetime, weil unsere User dann langsam heimkommen. Dann gibt es auch 45-minütige Sendungen.

An was für kurze Formate denken Sie?

Wir werden mit einer Reihe von Social Influencern zusammenarbeiten, deren Videos auch bei uns angeboten werden. Diese wollen wir nach Möglichkeit sogar zuerst zeigen, bevor diese auf den YouTube-Channeln der Protagonisten erscheinen. Ein paar sind schon an Bord. Und wir freuen uns, dass die Rocket Beans bei RTL II You zu sehen sein werden. Das werden täglich rund drei Stunden Live-Inhalt sein, zusätzlich exklusive Inhalte. Diese Kooperationen und neue, von uns eigenproduzierte Formate, zu denen ich gerade noch nichts verraten kann, bilden die Spitze der Content-Pyramide von RTL II You. Einen kleinen Ausblick möchte ich aber geben: Wir planen unter anderem, zukünftigen „Influencern“ in einem täglichen Format die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren und unter Anleitung zu verbessern. Alle Stufen der Pyramide, alle Inhalte haben eines gemeinsam: Wir vermitteln ein positives Lebensgefühl und kommunizieren mit den Nutzern auf Augenhöhe.

Die Rocket Beans haben schon mal das vorgemacht, was RTL II You auch machen möchte. Was kann man von den Rocket Beans lernen?

Sie produzieren mit relativ einfachen Mitteln ganz tolle Inhalte, ich schätze die Kollegen sehr. Ich glaube aber, dass die Zielgruppen, die die Rocket Beans derzeit erreichen, noch ausbaubar sind. Wir werden aus diesem Grund einige Sachen von denen aufschalten, auch wenn es bereits bei „Twitch“ zur gleichen Zeit läuft. Arno Heinisch von den Rocket Beans meinte dann lustigerweise irgendwann in den Gesprächen: „Moment mal, wenn wir auch bei euch dabei sind, dann müssen wir ja wirklich immer pünktlich anfangen.“ (lacht)

Guter Punkt. Wie passt - mal von den Rocket Beans abgesehen jetzt - da die Notwendigkeit – Inhalte rechtzeitig vorliegen zu haben - mit den Freiheiten und der Flexibilität zusammen, die z.B. YouTuber so schätzen?

Wir sprechen natürlich mit den Leuten, erklären die Verpflichtungen die damit zusammenhängen. Ganz oben steht natürlich „abliefern“. Wir müssen aber auch damit rechnen, dass jemand mal krank wird oder so. Wenn wir ein Video von jemanden haben, das jeden Abend läuft und derjenige ausfällt, brauchen wir Ersatz. Das werden wir mit einkalkulieren.

Wie gehen Sie mit der Schnelllebigkeit von YouTube-Karrieren um? Das ändert sich ja doch schnell mal.

Das stimmt. Viele die im Moment angesagt sind, machen in einem halben Jahr etwas völlig anderes. Deswegen ist es uns wichtig, Social Influencer früh genug anzusprechen und zu uns zu holen. Dass die Beliebtheit heutzutage schnell umschwenken kann, ist uns bewusst. Aber wir geben ja gerade die Perspektive, dass unsere Partner mit uns wachsen und möglicherweise auch mit einem passenden Format zu RTL II kommen können.

"Wir wollen eine Zielgruppe zurückgewinnen, die sich im TV zuletzt nicht mehr wiederfand. Damit tun wir auch etwas für die langfristige Sicherung von RTL II als junger Medienmarke."

Wieviel Personen wirken bei RTL II gerade an RTL II You mit?

Wir stemmen das personell alles aus Bordmitteln. Alle Abteilungen des Hauses arbeiten mit, parallel zu ihren sonstigen Aufgaben. Angefangen haben wir mit einem Kernteam von fünf bis sechs Leuten aus allen Disziplinen. Wir haben bei RTL II intern ein Talent-Programm für junge Mitarbeiter. Die haben wir bei der Konzeption von RTL II You mit einbezogen und dabei gleich zu Beginn Ziele, aber auch Nicht-Ziele definiert. Was RTL II You nicht sein will: eine Resterampe oder Abspielstation für Bekanntes. Wir wollen nicht einer bereits dem TV seit vielen Jahren erschlossenen Zielgruppe noch einmal bekannte Formate zurückbringen. Wir wollen eine Zielgruppe zurückgewinnen, die sich im TV zuletzt nicht mehr wiederfand. Damit tun wir auch etwas für die langfristige Sicherung von RTL II als junger Medienmarke. 

Wie wird der Start des Senders kommuniziert?

Wir beginnen ab sofort mit der B2B-Kommunikation, die breite Marketingkampagne startet im selben Moment, wenn RTL II YOU live geht. Unsere Zielgruppe sucht Instant Gratification. Das heißt, wenn sie von etwas hört, will sie es gleich ausprobieren können. Die B2C-Kampagne wird natürlich in erster Linie mobile und über Social Media laufen und über RTL II.

Herr Nienaber, herzlichen Dank für das Gespräch.