Herr Dammholz, mit DAZN hat Deutschland nun also seinen eigenen Sport-Streamingdienst. Wie lange haben Sie daran geschraubt?

Die Idee wurde vor zwei Jahren geboren. Vor einem Jahr haben wir dann ganz konkret entschieden, DAZN ins Leben zu rufen. In den letzten Monaten wurde fieberhaft und intensiv daran gearbeitet, dieses Produkt Wirklichkeit werden zu lassen. Eine Vielzahl von hochprofessionellen und engagierten Mitarbeitern hat den jetzt erfolgten Start möglich gemacht.

Sie haben über 100 Mitarbeiter verpflichtet und gleich zum Start eine Vielzahl an Rechten erworben. Ab wann soll sich das alles eigentlich rechnen?

Das ist eine gute Frage. Wir haben natürlich für allerlei Szenarien Businesspläne vorbereitet und setzen darauf, dass DAZN ein großer Erfolg am Markt wird und wir in einem überschaubaren Zeitraum schwarze Zahlen schreiben werden. Konkrete Zahlen kann ich Ihnen nicht nennen. Wir sind jedoch guten Mutes, langfristig gesehen profitabel arbeiten zu können.

Was macht Sie da so optimistisch?

Unser einfaches Modell: Wir haben uns für einen einheitlichen Preis von 9,99 Euro entschieden. Es gibt keine Vertragsbindung und eine einmalige Consumer-Experience. Im Zusammenspiel mit dem Gratismonat gibt es für keinen Sportfan einen Grund, DAZN nicht auszuprobieren. Es existieren keine Ein- oder Ausstiegshürden.

Es gab also keine Überlegung, ein differenziertes Preismodell anzubieten?

Natürlich haben wir uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht mit ganz unterschiedlichen Modellen. Da ging es auch um die Frage, ob wir auf eine Paketstruktur setzen, doch das wurde alles verworfen. Wir glauben fest daran, dass diese Einfachheit, diese klare Kommunikation mit einem Preis und keinem Kleingedruckten, sehr gut ankommen und das Interesse mit der Zeit steigen wird. Dadurch wird das Produkt dann auch wirtschaftlich Erfolg haben.

"Der Kuchen ist einfach viel größer, als der Teil, den Sky bisher abgedeckt hat."

Nun sind Sie mit DAZN die ersten auf dem deutschen Markt, die einen Streamingdienst ganz auf Sport ausrichten. Wen betrachten Sie als Konkurrenz am Markt?

Wir sind der Meinung, dass es eine Vielzahl von Konsumenten gibt, die bereit sind, für Sport zu zahlen. Die erste Welle der digitalen Revolution war die Musikindustrie, die sich komplett neu aufgestellt hat. Dann kam Entertainment mit Netflix und Amazon. Die sind alle erfolgreich. Bei Sport hat das bis heute gefehlt. Wir sind also der Meinung, dass da ein großer Mark für Pay-Sport zu erschließen ist. Direkte Konkurrenten sehen wir derzeit nicht, auch wenn natürlich Sky einen großen Kreis an Sportfans anspricht. Wir haben ebenfalls attraktive Rechte und glauben daher nicht, Sky etwas wegzunehmen. Der Kuchen ist einfach viel größer, als der Teil, den Sky bisher abgedeckt hat. Ich will aber auch nicht ausschließen, dass Sky-Kunden zusätzlich DAZN-Abonnenten werden können.

Allerdings haben Sie Sky die Premier-League-Rechte weggeschnappt und sich auch nach Bundesliga-Rechten umgeschaut. Hätte ein Live-Paket der Bundesliga zum Umdenken bei der Preisgestaltung geführt?

Wir haben tatsächlich ernsthaft probiert, größere Bundesliga-Pakete zu erwerben. Am Ende haben wir das Clip-Paket bekommen. Wenn wir ein sehr großes Paket erworben hätten, wäre ein höherer Preis sicherlich denkbar gewesen – alleine schon, um die Rechte refinanzieren zu können. Da uns das nicht gelungen ist, haben wir mit 9,99 Euro wohl den perfekten Preispunkt gefunden. Aber auch so können wir mit den Bundesliga-Highlights, für die wir ab der Saison 2017/18 die Rechte besitzen und die wir durch die Kooperation mit Axel Springer schon von Beginn an zeigen können, unser Produkt abrunden und es noch ein Stück attraktiver machen.

Lassen Sie uns über die Berichterstattung sprechen. Bei klassischen Sportübertragungen wird zusätzlich vom Feld oder aus dem Studio berichtet. Wie wird der Sport bei DAZN aufbereitet?

Was Sie da ansprechen, bedeutet einen riesigen Kostenapparat. Wir gehen anders ran und widmen uns ausschließlich dem Live-Sport. Bei uns wird es, zumindest im ersten Schritt, keine Studio-Diskussionsrunden geben, keine langatmigen Schalten, keine Interview-Strecken. Wir gehen kurz vor dem Spiel rein, ohne dass unsere Experten und Kommentatoren zu sehen sein werden. In der Halbzeitpause folgt eine kurze Analyse und nach dem Spiel eine Zusammenfassung. Wir setzen bewusst nicht auf lange Sendestrecken, sondern gehen davon aus, dass die Leute einfach ihr Live-Spiel sehen wollen. Aber selbstverständlich werden wir auch einiges ausprobieren. Der Kunde wird mitbestimmen, was in den nächsten Jahren bei uns zu sehen sein wird.