Herr Schröder, Sport wird für viele Sender im Kampf um Zuschauer immer wichtiger. Ist das gut oder schlecht für Sport1?

Das ist Vor- und Nachteil zugleich. Dass Sport so populär ist, ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Dementsprechend herrscht ein großer Wettbewerb, auch weil neue Player wie DAZN oder Amazon hinzugekommen sind. Konkurrenz gab es allerdings immer und wir waren und sind ja durchaus erfolgreich, wenn es um die Akquise von Übertragungsrechten geht. Derzeit macht jedoch der Markt den Preis – und nicht das Produkt. Das finde ich etwas befremdlich.

Aber es ist doch sicher schwerer geworden, an Rechte zu kommen?

Nein, es ist nicht zwangsläufig schwerer geworden...

aber teurer?

Auch nicht unbedingt teurer. Es ist von der Konzeption anders, weil Ligen und Verbände mittlerweile nicht nur Wert darauf legen, übertragen zu werden, sondern auch mehr darauf, wie ihre Marke transportiert wird. Und da sehe ich uns im Vorteil. So wie bei der DEL, die wir seit dieser Saison im Programm haben. Wir garantieren der DEL mit der Abbildung des Topspiels im Free-TV und unserer 360°-Begleitberichterstattung – neben der Komplettabdeckung durch die Telekom mit allen Spielen – die Aufmerksamkeit, die nötig ist, um nicht gegen den Fußball unterzugehen.

Wie sehr ist die Übermacht des Fußballs ein Problem für andere Sportarten?

Die Probleme sind oft hausgemacht. Natürlich sind hohe Lizenzsummen immer schön, aber wenn man am Ende ausschließlich im Pay-TV stattfindet, dann haben die Ligen oftmals ein Problem, wie die Beispiele DEL und die BBL in der Vergangenheit gezeigt haben. Ich empfehle daher jedem Geschäftsführer oder Verbandschef bei all den hohen Summen daran zu denken, die Fans von morgen und die Bestandskunden mit Content zu versorgen. Da haben viele unfassbaren Nachholbedarf – einige haben zum Beispiel noch immer kein eigenes schlüssiges Social-Media-Konzept. Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball brauchen besonders das Fenster im Free-TV, um in der breiten Öffentlichkeit relevant zu bleiben. Wenn die Formel 1 nicht mehr im Free-TV laufen würde, dann hätte selbst sie in Deutschland recht schnell nicht mehr dieses Standing als exponiertes Motorsport-Recht.

Beim Eishockey setzen Sie neuerdings auf eine Kooperation mit der Telekom. Ist das ein Zukunftsmodell auch für andere Sportarten?

Das kommt auf die Ausgestaltung an. Die Zusammenarbeit mit der Telekom ist zielorientiert und klar definiert. Wir können uns natürlich alle das Leben schwermachen, indem wir nach absoluter Exklusivität streben. Aber es ist oft von Vorteil, mit zwei Partnern auf eine Liga zuzugehen. Für die DEL ist es ideal, dass Eishockey-Fans alle Spiele bei der Telekom sehen können. Aber es braucht gleichzeitig die Marken-Präsenz im Free-TV – die wir wiederum mit der entsprechenden Berichterstattung auf unseren Online-, Mobile- und Social-Media-Kanälen umrahmen können. Die Free-TV-Präsenz ist auch weiterhin wichtig für die Sponsoren, auch wenn sie regelmäßig totgeschrieben wird. Gemeinschaftliche Angebote können so gesehen eine Win-Win-Situation für alle sein.

Olaf Schröder im DWDL-Interview© DWDL.de

Olaf Schröder im Gespräch mit DWDL.de-Redakteur Alexander Krei

Dennoch besteht die Gefahr, die eigene Identität aufzugeben. Ihre Übertragungen kommen sehr magenta daher...

Ganz und gar nicht: Wir haben von der Telekom die Sublizenz erworben. Als Lizenznehmer entscheidet die Telekom natürlich über die Optik der Spielbilder. Die inhaltliche Ausgestaltung der Vor-, Zwischen- und Nachberichterstattung ist allein in unserer Hand. Zudem kennen unsere Zuschauer Kommentator Basti Schwele, Moderator Sascha Bandermann und Rick Goldmann als Experten seit vielen Jahren von unseren Eishockey-Übertragungen.

Der Bundesliga-Poker war schmerzhaft für Sie. Sie haben einzig die Zusammenfassungen für den "Doppelpass" bekommen, nicht aber die bislang so erfolgreiche 2. Liga. Wie bewerten Sie die Rechtevergabe rückblickend?

Emotional hat es mich natürlich berührt, die 2. Liga zu verlieren, denn wir waren es – insbesondere mit dem Montagspiel – die aus der 2. Liga eine richtige Marke gemacht haben. Bis wir 1993 – damals noch als DSF – in die Übertragungen eingestiegen sind, hat die "Sportschau" am Wochenende vielleicht vier Minuten darüber berichtet. Damals wurden wir noch für verrückt erklärt, am "friseurfreien" Montagabend ein Spiel zu übertragen – damals zur Premiere übrigens die Partie FC St. Pauli gegen den VfL Bochum. Das ab Sommer 2017 einfach woanders zu sehen, tut weh. Aber wenn man etwas richtig groß macht, weckt man Begehrlichkeiten und muss damit rechnen, dass irgendwann ein anderer Anbieter die Rechte erwirbt. Doch so groß solche Gefühle auch sind, entscheidend ist die objektive wirtschaftliche Betrachtung.

Was bedeutet die Entscheidung für die 2. Liga?

Das müssen Sie die Liga fragen. Meiner Einschätzung nach könnte die 2. Liga ein Problem bekommen, weil zum Beispiel die Sponsoren nicht mehr so stark wahrgenommen werden können, sollten die Spiele ausschließlich live im Pay-TV gezeigt werden.