Als Sie erfahren haben, dass es eine große ARD-Produktion unter der Regie von Sönke Wortmann wird, hat Sie das eingeschüchtert? 

Das klingt irgendwie blöd, aber: Nein. Für mich war das Drehbuchschreiben eine Riesen-Herausforderung, aber es spielte eigentlich keine Rolle, ob das jetzt ARD war oder irgendwas Kleines. Das Arbeiten daran war eine Herausforderung, aber ich bin auch nicht so ein Celebrity-Mensch, das ist für mich keine Kategorie. 

Mir ging es mit meiner Frage nicht um einen Promi-Faktor, sondern auch darum, dass dadurch die Voraussetzungen für eine hochwertige Umsetzung gegeben waren. Sie haben es vorhin ja selbst gesagt: Ein gutes Drehbuch bedeutet nicht unbedingt, dass die Serie auch gut wird. 

Also, ich habe mir da eigentlich gar nicht so viele Gedanken gemacht. (Lacht) Ich fand es einfach hochspannend, mit diesem Stoff zu arbeiten. Und ich fand es auch ein Privileg, dass ich eine Arbeit machen kann, die auch mein persönliches Interesse so stark befriedigt. Selbst wenn das Endresultat total in die Grütze gegangen wäre - dann kann mir ja keiner diese Zeit nehmen, in der ich mich mit einem unheimlich interessanten Stoff beschäftigt habe. Eins muss ich allerdings sagen: Es war ein erhebender Moment, als ich dann wirklich zum ersten Mal die ersten gefilmten Szenen gesehen habe. Das war wirklich ein richtiger Glücksmoment zu sehen, wie ein Text, den man geschrieben hat, zum Leben erweckt wird. Wie da plötzlich aus der papiernen Figur ein Mensch wird, der spricht.  

Haben Sie sich irgendwie auf das Drehbuchautorinnen-Sein vorbereitet?

Nein, das war eigentlich Learning by doing. Dorothee Schön hat mir ein paar von ihren Drehbücher gegeben, damit ich mal sehe, wie so etwas aussieht, ich hatte ja noch nie in meinem Leben überhaupt ein Drehbuch gesehen. Dann habe ich gedacht: Na gut, dann probieren wir das halt mal zusammen. (Lacht)

Gibt es einen Tipp, den Sie als Drehbuchautorinnen-Neuling anderen Drehbuchautoren-Neulingen geben würden? 

Ach Gott, ich sehe mich da gar nicht als Expertin. Ich glaube nicht, dass man das als Quereinsteiger wie ich alleine machen könnte. Weil man in diese Branche nicht einfach reinmarschieren kann nach dem Motto: Hier bin ich! Ich glaube, die Mechanismen der Branche, die muss man kennen, man muss wissen, wie man da agieren muss. Das hätte ich mir niemals zugetraut, ohne von Dorothee Schön an die Hand genommen zu werden. Ich bin da jetzt auch manchmal noch recht verwirrt, muss ich sagen. Welchen Regeln die Branche folgt, das ist schon ganz anders als im Journalismus.

Gucken Sie selber Krankenhausserien?

Nein.  

Auch nicht in der Schreibphase zwischendurch mal reingeguckt? 

Doch, in der Phase habe ich schon einiges an ausländischen Serien geguckt: „The Knick“ und „Casualties 1900“, eine britische Krankenhausserie. Dann „Call The Midwife“. Natürlich guckt man sich das dann aus professionellem Interesse an. Aber ich habe mal für die „Brigitte“ vor etlichen Jahren eine Glosse geschrieben über Arztserien und da habe ich zwei Wochen lang tatsächlich alle Arztserien geguckt, die so liefen. Und ich war recht erschüttert - ich fand das Meiste aus ärztlicher Sicht wirklich hanebüchen. Ich würde mir sowas tatsächlich nicht freiwillig angucken wollen. 

Gucken Sie denn überhaupt Serien?

Wir haben immer mal wieder Serien geschenkt bekommen von unseren Kindern. Und einige davon haben uns auch gefangen. „The Sopranos“ zum Beispiel oder „Homeland“. Aber ich bin kein großer Fernsehgucker. Ich gucke eigentlich lieber einen Spielfilm als eine Serie. Weil wenn da eine Kassette mit so vielen Staffeln liegt - dann ich fühle mich irgendwie überfordert damit, das alles angucken zu müssen. Das ist einfach so viel, ich weiß gar nicht, wann ich das alles anschauen soll, ehrlich gesagt. 

Aber wenn Sie gar nicht so viel gucken, dann ist es ja besonders interessant, dass Sie gesagt haben: Schreibe ich halt ne Serie. 

(Lacht) Vielleicht gerade deswegen.

Dankeschön für das Gespräch, Frau Thor-Wiedemann!

„Charité“ startet am Dienstag, 21. März, im Ersten ab 20.15 Uhr mit einer Doppelfolge. Die restlichen vier Folgen sind an den darauffolgenden Dienstagen zu sehen.
Bereits jetzt sind die ersten beiden Folgen in der ARD-Mediathek abrufbar.