Herr Köhler, seit dem vergangenen Jahr wird Ihr Sender Motorvision nicht mehr exklusiv bei Sky verbreitet. Wie kam es dazu und welche Auswirkungen hatte der Schritt für Sie?

Sky hat im vergangenen Jahr nach dem Erwerb der neuen Bundesliga-Rechte und dem Launch eigener Sender wie Sky 1 und Sky Arts eine Überprüfung des gesamten Drittsender-Portfolios vorgenommen und daraufhin entschieden, diverse Sender entweder nicht mehr exklusiv bei sich im Portfolio zu behalten oder sogar deren komplette Verbreitung über die Sky-Plattformen zu beenden. Im Zuge dessen haben wir uns darauf verständigt, nach sieben Jahren die exklusive Verbreitung zu beenden.

Wie schwer ist es, sich auf dem Pay-TV-Markt zu behaupten, wenn nicht mehr jeder Sky-Abonnent Zugriff auf den Sender hat?

Sky ist aufgrund der großen Abonnentenanzahl ein wichtiger Partner und hilft nicht nur bei der technischen Verbreitung, sondern auch dabei, die Wahrnehmung eines Senders zu vergrößern. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass sich der Markt gerade etwas verändert. Es werden in meinen Augen immer mehr Modelle entstehen, bei denen sich der Abonnent seine Pakete selbst zusammenstellen kann.


Die Zeit, in der immer neue Pay-TV-Sender auf den Markt kamen, scheint erst mal vorbei zu sein. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation am Markt? 

Mit dieser Beobachtung haben Sie recht. Gleichzeitig wurden insbesondere in den letzten zwei Jahren sehr viele Nischensender im Free-TV-Bereich gestartet, insbesondere von den beiden großen privaten Sendergruppen. Der Wettbewerb ist dadurch nicht einfacher geworden. Es gibt theoretisch für jeden Sender, der eine Nische besetzt, eine Zielgruppe und damit auch eine Marktmöglichkeit.

Sie selbst mussten sich in den vergangenen Monaten auf die Suche nach neuen Verbreitungspartnern für Motorvision machen. Wie verliefen die Verhandlungen?

Sagen wir es mal grundsätzlich: Es gibt keine Gespräche mit irgendeinem Plattformen-Partner, die leicht sind. (lacht) Da wird sich sehr genau angesehen, ob ein neuer Sender wirklichen Mehrwert bietet und wie groß die Chance ist, Abonnentenwachstum zu generieren und das bestehende Produktangebot zu verbessern. Mit unserem klaren Fokus auf Automotive und der exklusiven Motorsport-Live-Schiene haben wir uns sicher etwas leichter getan als andere.

Dennoch blieben zunächst einmal die großen Namen aus, erst kürzlich wurde die Zusammenarbeit mit Amazon bekannt.

Grundsätzlich stehen alle Plattformen für uns auf der gleichen Stufe und mit Entertain TV und UPC haben wir auch große Partner gewinnen können. Da wir bei vielen Formaten nahezu weltweite Rechte besitzen, war es ein naheliegender Schritt, mit einem Global Player wie Amazon zu sprechen. Mit der großen Basis an Prime-Kunden bietet Amazon die Möglichkeit, perspektivisch sehr viele potenzielle Abonnenten und Zuschauer anzusprechen.

Was erhoffen Sie sich davon?

Dank Amazon können wir unseren Sender breitenwirksam als Stand Alone-Produkt anbieten und unsere Inhalte erstmalig neben dem Live Signal auch auf Abruf bereitstellen. Damit sprechen wir eine stetig wachsende Zielgruppe an, die On Demand-Angebote den linearen Fernsehprogrammen vorzieht. Das gilt nicht nur für Motorvision TV im Inland, sondern auch auf neuen Märkten im Ausland. So sind wir seit Februar über Amazon Channels erstmals in den USA verfügbar, seit Mai senden wir dank Amazon zudem im UK.

Verglichen mit dem Angebot in den USA und UK sind die Amazon Channels in Deutschland allerdings noch nicht so stark.

Wenn man das Angebot von Amazon Channels in den USA oder Großbritannien mit dem aus Deutschland vergleicht, dann sind die angebotenen Channels hierzulande von der Bekanntheit her sicherlich noch nicht vergleichbar. Aber es handelt sich ja auch erst um den Start eines Produktes, das über die nächsten Jahre sukzessive ausgebaut wird. Ungeachtet dessen halte ich das bestehende Angebot bereits für attraktiv – auch, weil der Kunde selbstständig entscheiden kann, was er sehen und für was er bezahlen möchte.

Auf welchen Säulen soll das Programm von Motorvision in Zukunft stehen?

Einer unserer Programmschwerpunkte liegt weiterhin auf dem Live-Motorsport, allen voran mit der Nascar Cup Series, an der wir die exklusiven Ausstrahlungsrechte für den deutschsprachigen Raum halten. Auch die weiteren Serien aus dem Nascar-Umfeld sind bei uns zu sehen. Das sichert uns eine und treue breite Zuschauerschaft. Aber natürlich produzieren wir auch weiterhin aktuelle Dokumentationen, Tests und Berichte aus der Welt der Mobilität, zu der wir punktuell noch Lizenzware aus dem In- und Ausland kaufen. Es hat sich daher gar nicht so viel verändert. Neu ist, dass wir eine Kooperation mit Sport1 geschlossen haben, die die Marke Motorvision nach vielen Jahren wieder ins Free-TV bringt.

Worum geht es Ihnen dabei?

Unsere Ursprünge liegen in einer Produktionsfirma, die sich dem Thema Mobilität und Motorsport verschrieben hatte. Lange bevor wir den Pay-TV-Sender gestartet haben, gab es mittwochs im DSF das "Motorvision"-Automagazin zu sehen. Daran wollen wir jetzt mit unserem neuen Format "Motorvision.TV - #Spotted" anknüpfen, indem wir den Zuschauern die interessanten Hotspots rund um Auto, Motorrad und Events näherbringen. Davon erwarten wir uns eine Strahlkraft, die zugunsten des Pay-TV-Produkts wirkt. Gleiches gilt auch für die Nascar-Rennen, von denen wir einige parallel bei Sport1 zeigen. Das hat gleich zum Start bereits sehr gut funktioniert.

Die kostenfreien Inhalte werden also wieder wichtiger? 

Wir sehen das als mehrstufige Strategie, die auch den gerade angestoßenen Ausbau unserer Homepage in ein Bewegtbild-Portal umfasst. Dort wollen wir in Zukunft eine große Anzahl an kostenfreien Videoclips zum Thema Mobilität anbieten, um aktueller zu werden und gleichzeitig mehr Menschen auf unseren Sender und unsere Pay-Angebote aufmerksam zu machen. 

In der Vergangenheit haben Sie stets auch über die Landesgrenzen hinaus geschielt. Wie läuft dort das Geschäft?

Unser Auslandssender verbreitet sich immer weiter. Wir sind kurz davor, die Marke von 50 Ländern zu knacken – gerade erst wurden Verbreitungsverträge mit den Philippinen, Kongo und Mali abgeschlossen. Der Umsatz bewegt sich mittlerweile in etwa bei der Hälfte des Deutschland-Geschäfts. Auch hier wollen wir daher weiter expandieren. Aktuell fehlen uns noch der nord- und südamerikanische sowie der skandinavische Raum, in dem wir jedoch vor kurzem in Finnland den ersten Einstieg umsetzen konnten. 

Herr Köhler, vielen Dank für das Gespräch.