Andere Passagiere der ersten Stunde trugen Namen wie Josef Meinrad, Bruni Löbel, Günter Lamprecht, Ursula Monn, Manfred Krug, Wolfgang Kieling, Monika Peitsch, Ivan Desny – alles seinerzeit Superstars mit Bühnenerfahrung. Warum fahren von denen heute so wenige mit?

Weil es die gar nicht mehr gibt. Jeder, der mal in einer Soap drei Sätze gesagt hat, bezeichnet sich selbst als Star. Und dass die wenigen, die diesen Titel wirklich verdienen, nicht mitmachen, liegt vermutlich daran, dass der Markt mit Massenware, vor allem Krimis, überschwemmt wird. Da fehlt vielen schlicht die Zeit. Außerdem werden Schauspieler längst wie Wegwerfware behandelt. Wenn einmal die Quote nicht stimmt, wird das Format eingestellt.

Haben Sie sich je so behandelt gefühlt?

Nie. Ich hatte das Glück, dass zwischen mir und der Fernsehwelt, in der die Entscheidungen getroffen werden, immer ein Mensch dazwischen war, der alles von uns Schauspielern ferngehalten hat.

So wie Sie die Lage schildern…

Wenn Sie intelligent wären, würden Sie mich jetzt fragen, welcher Mensch das war.

Ach, die Antwort von eben klang, als hätte es an ihrer Seite generell stets Menschen gegeben, die sich um Sie persönlich bemüht hätten, nicht ein bestimmter.

Natürlich war es ein bestimmter. Und zwar Wolfgang Rademann.

Der dem deutschen Fernsehen auch die Schwarzwaldklinik geschenkt hat.

Genau der. Rademann war derjenige, der immer dafür gesorgt hat, dass all der Mist hinter den Kulissen nie bis zu uns Darstellern vorgedrungen ist.

Künstlerisch hat ihm das Feuilleton vorgeworfen, das Publikum mit leichter Kost zu unterfordern.

Das lag aber nicht an Wolfgang Rademann, sondern einem Großteil sogenannter Journalisten, die es nicht mitkriegen, wenn etwas lustig ist. Weil lustig als Gegenteil von gut gilt. Als Dieter Hallervorden mit Honig im Kopf Preis um Preis gewonnen hat, war das Erstaunen daher groß. Komik hat was mit Können zu tun; das können viele Journalisten, aber auch Schauspieler nicht beurteilen. Als sei Unterhaltung minderwertig… Kein geringerer als Bertolt Brecht hat doch mal gesagt: Theater ist in erster Linie Unterhaltung. Das war meine Antwort.

Wobei die Kritik weniger dem Humor galt als der Ausblendung aller Probleme, die sich nicht bis zum Käpt’ns-Dinner lösen lassen.

Ach wissen Sie, es gibt doch auch Märchen. Deshalb heißt die Serie auch nicht Realitätsschiff oder Problemschiff oder Konfliktschiff, sondern Traumschiff. Wir erzählen Träume. Wer das nicht versteht, soll abschalten und weiter Krimis gucken.

Als Harald Schmidt von Journalisten ohne Ahnung gefragt wurde, warum er sich das Traumschiff antue, sagte er sinngemäß, weil er sonst nirgends beim Arbeiten Urlaub machen könne und umgekehrt.

Gute Antwort.

Wohin verreist man, wenn man wie Sie schon jeden Hafen der Welt angelaufen hat?

Dorthin, wo ich gerne bin. Wie jedermann. Im Sommer nach Italien oder Frankreich oder an die Nordsee. Lange Flüge mache ich nicht mehr.

Haben Sie je privat eine Kreuzfahrt unternommen?

Habe ich auch mal.

Gerät man als Chefstewardess mit jahrzehntelanger Berufserfahrung da nicht in so eine Art Arbeitsmodus und betrachtet das Schiff durch die Augen der Kamera?

Nein, wenn ich privat bin, bin ich privat. Auf Reisen bin ich doch keine Kritikerin.

Beenden Sie nach ihrem Abschied vom Traumschiff eigentlich auch ihre Schauspielkarriere insgesamt?

Den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun. Ich beende eine wunderbare Phase meines Lebens, das damit hoffentlich noch lange nicht zu Ende ist. Meine Hoffnung ist eine Rolle, in der ich endlich mal so alt sein darf, wie ich bin.

Dafür alles Gute, Frau Keller.

Danke. Und verzeihen Sie meine Ungeduld.