Foto: Ingo HöhnZum Ende ein kleiner Themenwechsel. Wie weit darf Comedy und Satire gehen? Da gibts mit den Mohammed-Karikaturen und "Popetown" ja aktuelle Streitpunkte...

Ehrlich gesagt, geht Comedy immer auf Kosten anderer. Interessant ist die Frage, ob es heutzutage noch Tabus gibt. Wir haben heute viel mehr Tabus als noch vor zehn Jahren. Zu glauben, nur weil die Sprache dreckiger, obszöner oder offener geworden ist, könnte man heute über alles reden, ist Selbsttäuschung. Wir glauben das zwar. Aber darf man über Religion, über das Christentum oder den Islam Witze machen? Ich habe vor zehn Jahren Gags gebracht, für die ich heute sofort Ärger bekommen würde. Natürlich gibt es aber Grenzen. Ich würde nie Witze machen über körperliche Eigenschaften oder Gebrechen bestimmter Menschen machen, für die sie absolut nichts können.

Ist das die neue Spießigkeit? Es gab vor Jahrzehnten schon Monty Python mit "Das Leben des Brian"...


Wenn ich mir vorstelle, der Film würde heute herauskommen - welch einen Aufschrei das auslösen würde! Meiner Meinung nach springen unsere Kirchen bei „Popetown“ auf den Zug des Fundamentalismus des Islam auf. Es wirkt fast kindisch, ganz a la "Wenn der Islam protestiert, dann tun wir das auch". Das finde ich wirklich schrecklich. Da müssen Zeichner plötzlich Todesangst haben, nur weil sie ihre Meinung via Karikatur zum Ausdruck gebracht haben. Bitte, wo leben wir denn?

Macht man sich nach der Eskalation um die Mohammed-Karikaturen ernsthafte Gedanken über den ein oder anderen Gag?

Wir hatten eine Woche vor der Aufregung um die Karikaturen Dänen zu Gast in der "Nightwash"-Aufzeichnung. Als die Sendung dann Wochen später lief, war das schon merkwürdig weil wir die in der Sendung begrüsst haben und man sich dann überlegt, wie das beim Zuschauer ankommt, der ja nicht weiß, dass die Sendung vor den Schlagzeilen aufgezeichnet wurde. Bei den Sendungen nach der Aufregung waren wir alle vorsichtiger bei den Gags. Viele haben das auch gar nicht angesprochen, wobei ich dann darüber gescherzt habe - da konnt ich mein Maul nicht halten.

Sind solche politischen Themen Momente in denen Comedy und Kabarett nur noch schwer auseinander zu halten sind?

Die Grenzen sind sowieso völlig fließend, die Unterscheidung finde ich so unsinnig. Natürlich ist das eine eher tagesaktuell und das andere zielt auf den Zeitgeist ab, aber im Endeffekt geht es immer darum die Leute qualitativ gut zu belustigen. Es gibt schlechte Comedians genauso wie schlechte Kabarettisten. Da sollte man nicht anhand zweier Begriffe unterteilen, lieber nach der Qualität. Aber wenn man unbedingt in Schubladen denken will, dann sage ich: Je mehr über Comedians abgeläster wird, desto lieber bin ich einer.

Dann bleibt noch unsere letzte Frage übrig: Wie übersetzen Sie unser Kürzel DWDL?


Digitale Weiterleitung deutscher Lustigkeit.