Warum haben Sie dann weitere sechs Jahre mit der Veröffentlichung gewartet?

Weil ich schon zwei Bücher über Vermisste geschrieben hatte. Nach einer Weile kam mir die Idee, aus dem Verschwinden von einem Schiff ein Wiederauftauchen zu machen. Manchmal dauert es halt etwas, bis sich in meinem Kopf verschiedene Puzzleteile zu einem Roman vereinigen.

Ist es für Ihre Bücher wichtig, den Inhalt schon mal am eigenen Leib erlebt zu haben wie hier die Kreuzfahrt mit Ihrer Mutter?

Nein, dann könnte man ja keine Science Fiction schreiben.

Das wäre die Ausnahme der Regel.

Um Geschichten zu erzählen, braucht man nicht zwingend persönliches Erleben. Zumal ich die Unterdecks des Schiffes im „Passagier 23“ seinerzeit nie zu Gesicht bekommen hatte. Mir hat der Modellbausatz eines Kreuzfahrers geholfen. Und ich habe mich mit Angestellten unterhalten, die über Monate auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten. Meine Aufgabe ist es, um diese Fakten herum eine Fantasiewelt zu bauen. Wer über eine Kreuzfahrt schreiben will, sollte aber doch schon mal eine gemacht haben.

Traumschiff“ gucken reicht nicht?

Nein, die Atmosphäre an Bord ist wirklich besonders. Allein schon die Sicherheitsvorkehrungen muss man erlebt haben. Wenn man angesichts der riesigen Zahl an Menschen, die bereits eine Kreuzfahrt gemacht haben, Unsinn schreibt, fällt das zu vielen auf.

Bislang wurde keines Ihre Bücher fürs Öffentlich-Rechtliche verfilmt. Eignen sich Ihre Bücher besser fürs Privatfernsehen?

Zunächst muss ich sagen, dass RTL als einziger Sender in Deutschland Thriller statt Krimis dreht. Die Öffentlich-Rechtlichen zeigen da eher Skandinavisches. Andererseits reichen meine 16 Bücher, für die ich mit meinem Gesicht und Namen stehe, vom globalen Überbevölkerungsthriller bis zum Kammerspiel, das auch ins ZDF passen würde.

Fremdelt das Feuilleton eigentlich mehr mit Ihnen oder Ihren Bestsellern?

(überlegt lange) Darüber habe ich mir in der Tat viele Gedanken gemacht, aber gar nicht, weil es mir so wichtig ist, was das Feuilleton von meinen Werken hält. Besonders hierzulande gibt es die Tendenz, vom Autor auf sein Schaffen zu schließen. In der Unterhaltungsliteratur sollte sich die Kritik vom Verfasser lösen und dem Rezipienten zuwenden. Niemand wird gezwungen, Fitzek zu lesen. Aber nachdem ich sechs Jahre als Schriftsteller vom Feuilleton links liegen gelassen wurde, ist mir wichtig, dass weder der Autor noch die Kritik über den Erfolg eines Buches entscheiden, sondern allein das Publikum.

Das von Ihnen vor allem fesselnd unterhalten werden will?

Und manchmal ein wenig aus dem Alltag entführt…

Ist Ihr eigener Medienkonsum ebenfalls stimmungsabhängig?

Wenn mir die Gegenwart mal zu viel wird, greife ich eher zum historischen Roman. Und als mein Vater gestorben ist, hätte ich kein Trauerdrama sehen wollen. Aber ich habe durch Gespräche mit Psychiatern gelernt, dass es Menschen mit traumatischen Erlebnissen wie Soldaten zunächst besser hilft, Ballerspiele zu spielen als in die Therapie zu gehen. Abstand zur Wirklichkeit kann heilsamer sein als Konfrontation.

Also Aufarbeitung schon…

… aber mit ein bisschen Puffer.

Herr Fitzek, vielen Dank für das Gespräch.

RTL zeigt "Passagier 23" am Donnerstag um 20:15 Uhr.

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