Frau Ludowig, "Exclusiv" ist mit elf Minuten die kürzeste Sendung im RTL-Programm – vielleicht abgesehen vom Wetter. Wie oft haben Sie sich in all den Jahren mehr Sendezeit gewünscht?

Natürlich gibt es Tage, an denen ich gerne länger senden würde. Allerdings sehe ich in den Quoten-Kurven, dass es für dieses Genre eine gute Länge ist. Die Zuschauer nehmen schließlich nicht nur "Exclusiv" wahr, sondern schauen im besten Fall auch noch "Explosiv" davor und "RTL aktuell" danach. Das ist für die Zuschauer eine ausgesprochen gute Versorgung. Davon abgesehen wurde mir der Wunsch nach einer verlängerten Ausgabe schon vor 20 Jahren mit der "Weekend"-Sendung erfüllt, in der wir all das, was sich lohnt, länger zu betrachten, ausführlich berichten.

Abgesehen vom Samstag senden Sie an jedem Tag, also auch an Tagen, an denen wirklich dramatische Dinge auf der Welt geschehen. Wie reagieren Sie an solchen Tagen darauf, wenn Sie dennoch die bunten Themen abbilden wollen?

Das vehält sich bei uns doch nicht anders als bei der guten, alten Tageszeitung. Da gibt es auf der ersten Seite die Shocking News und zwei Seiten weiter die Boulevardgeschichten. Die Zuschauer, das können wir an unseren Analysen erkennen, empfinden diese Mischung als etwas Gutes. Es gibt eben nicht nur die eine Nachricht des Tages, selbst wenn diese besonders schockierend ist. Natürlich ist es nicht immer ganz einfach, diesen Spagat hinzubekommen, aber genau das ist dann die Aufgabe des Moderators, einen Wechsel hinzubekommen, der nicht peinlich ist.

Gibt es denn etwas, von dem Sie rückblickend sagen, dass Sie das heute nicht mehr machen würden?

Ich krittele schon ganz gerne an mir selbst herum, und wenn ich mir heute die Sendung von letzter Woche anschauen würde, würde ich vermutlich etwas finden, das ich anders machen würde. Und eine Sendung, wie wir sie vor 25 Jahren gemacht haben, würde man heute nie wieder senden. Das beginnt vom Styling und dem Studio und geht bis hin zur Aufbereitung der Themen. Aber ein Format verändert sich eben über eine derart lange Strecke hinweg und mit Blick auf das große Ganze war es immer gut so wie es war.

Aber hatten Sie in all den Jahren nicht persönlich das Gefühl, noch einmal etwas ganz anderes machen zu wollen?

Ich bin vom Charakter her ein sehr treuer Mensch und wenn ich das gefunden habe, was mir Spaß macht, versuche ich dem treu zu bleiben. Diese Haltung hat mich immer gut durch die Zeit geführt. Und wenn ich ganz ehrlich bin, mache ich jeden Tag etwas Neues. Natürlich präsentiere ich (immer) von Anfang an diese Sendung, aber es kommt immer Neues dazu – von der Weekend-Sendung über die Specials bis hin zu unserer "Let's Dance"-Verlängerung, mit der wir seit einigen Jahren sehr erfolgreich sind. Dennoch bleibe ich bei allem, was ich mache, bei meinem Kern. Damit bin ich außerordentlich zufrieden.

Nun ist die Live-Sendung nur ein kleiner Teil Ihrer Arbeit. Wie läuft der übrige Tag in der "Exclusiv"-Redaktion ab?

Selbstverständlich entsteht schon am Tag zuvor ein Grundgerüst, aber die Sendung selbst entsteht in unserer Daily-Konferenz am Vormittag. Mein persönlicher Tag beginnt in der Regel schon früh am Morgen mit dem Blick auf mein Smartphone, sodass ich bereits mit einem bestimmten Gefühl davon in die Redaktion komme, wie ich mir die Sendung vorstelle. Meine Erfahrung und mein Bauchgefühl sind meist ganz gute Ratgeber. Ein Thema muss auch mich persönlich ansprechen. In der Konferenz wird dann hart darüber diskutiert. Ich lasse mich gerne davon überzeugen, aber das letzte Wort und die Gesamtverantwortung habe ich als Redaktionsleiterin.

Frauke Ludowig© TVNOW
Frauke Ludowig im Jahr 1995

Welche Stars sind für "Exclusiv" die echten Stars?

Der echte Star ist der, der heute eine Geschichte hat. Die Geschichte muss die Zuschauer berühren und erreichen. Ich erinnere mich noch sehr gut an einige Zweifler im Haus, die glaubten, dass es nur in Hollywood genügend Stars gibt, um eine tägliche Sendung zu füllen, nicht aber in Deutschland. Schon damals habe gesagt, dass es trotzdem gute Geschichten gibt, auch wenn nicht in jeder Ausgabe die großen Weltstars vorkommen. Eine Geschichte ist doch nicht deshalb spannend, nur weil ein Weltstar ein Promo-Interview für seinen neuen Film gibt. Solche Beiträge laufen bei uns in aller Regel ohnehin nicht gut.

Es muss doch oft vorkommen, dass sich Manager oder die Promis direkt an Sie wenden, um wieder ins Gespräch zu kommen. Lassen Sie sich darauf ein?

Wir springen teilweise schon darauf an, denn grundsätzlich ist das Promi-Geschäft ein Geben und Nehmen. Dafür gelten bei uns seit 25 Jahren dieselben Regeln: Ist es menschelnd? Geht es um Themen wie Liebe, Trennung, Sehnsucht, Kinder, also um eine Geschichte, die berührt? Wenn es dann auch noch berührend aufbereitet ist, dann ist es für uns interessant, wenn denn auch der Mensch dahinter interessant ist. Es gibt sicher auch Leute, für die wir uns gar nicht interessieren. Dann lassen wir das Thema selbstverständlich weg.

Welche Momente haben Sie in all den Jahren besonders geprägt?

Ich weiß nicht, ob "prägend" das richtige Wort ist, aber es gab einige Momente, die für mich rückblickend zu den besten Momenten gehören. Dazu gehört ein Dreh mit Arnold Schwarzenegger in Los Angeles, der eigentlich nur einen Tag dauern sollte. Ihm hat es so gut gefallen, dass er uns noch drei weitere Tage mitgenommen hat. Daraus haben wir eine einstündige Homestory produziert und die Sendung ging später nicht nur bei den Quoten durch die Decke, sondern hat später auch noch den New York Award gewonnen. Außerdem hat sich das Treffen mit Siegfried und Roy sehr stark in mir festgesetzt. Nach dem Tigerangriff gab es zwei Interviews, eines für den amerikanischen Raum mit Maria Shriver und eines für den europäischen Raum mit mir. Das sind berufliche Glücksmomente. Ganz persönlich habe ich es genossen, an vielen tollen Orten sein zu können, beispielsweise im Palast von Monaco, um Prinzessin Stéphanie zu interviewen. Was mich dabei wirklich geprägt hat, ist der Moment, wenn ich die Tür hinter mir zugemacht habe, weil mir jedes Mal aufs Neue bewusst wurde: Ich möchte weder im Palast wohnen noch an irgendwelchen Orten, wo es viele hinzieht. Ich möchte einfach zurück in meine normale bürgerliche Welt und zuhause zu keiner Promi oder zur Glitzer- und Adelswelt gehören. Das ist für mich immer ein gutes Rezept gewesen: Zaungast sein und kritisch berichten können.

Aber Sie sind doch nach 25 Jahren mit einer eigenen erfolgreichen Sendung trotzdem eine Prominente.

Natürlich will ich nicht tiefstapeln, denn ich bin mir selbstverständlich bewusst, dass ich inzwischen auch eine prominente Person bin. Wenn ich geschminkt auf dem roten Teppich bin und interviewt werde, dann macht mir das zwar Spaß – aber es ist eine Rolle, die ich einnehme. Wenn ich, wie vor wenigen Tagen, ungeschminkt mit einer Familie beim Skifahren unterwegs bin und mich niemand erkennt, dann genieße ich das total. Es gibt viele unseriöse Klatschblätter auf dem Markt.

"Für Quatsch-Geschichten habe ich allerdings einen guten Scanner-Blick entwickelt."
Frauke Ludowig

Welche hanebüchenen Geschichten haben Sie darin schon über sich selbst lesen müssen?

Vom Ehe-Aus bis hin zur lebensbedrohlichen Krankheit war alles dabei, aber das kennt vermutlich jeder, der im Rampenlicht steht. Man kann darüber lachen oder es geraderücken. Ich finde das alles aber eher lustig und kann ganz gut damit leben. Man kann es auch machen wie Günther Jauch, der gegen solche falschen Geschichten juristisch vorgeht. Ich hörte davon, aber ich würde das nicht machen. Ich will keine dieser Geschichten überbewerten. Außerdem muss ich mir das auch gefallen lassen, weil ich selbst Boulevardjournalistin bin und Geschichten mache, die sich um das Privatleben anderer Menschen ranken. Da muss ich dann auch selbst mal durch.

Lesen Sie solche Blätter überhaupt regelmäßig?

Ich habe tatsächlich den Anspruch, alles gelesen zu haben. Für solche Quatsch-Geschichten habe ich allerdings einen guten Scanner-Blick entwickelt. Sobald ich die Headline sehe, weiß ich, dass da nichts dran ist. Die Konkurrenz hat sich verändert, weil Prominente immer häufiger selbst kommunizieren, so wie wir das kürzlich auch schon mal im "Studio D" besprochen haben.

Was erachten Sie als größte Herausforderung der nächsten fünf Jahre für "Exclusiv"?

Meine Herausforderung ist es, eine gute Daily-Sendung auf die Beine zu stellen – mit starken Quoten, so wie wir sie derzeit machen. Das möchte ich halten, weil aus einer stabilen täglichen Sendung viele andere Ideen herauswachsen können. Die sozialen Netzwerke empfinde ich überhaupt nicht als Konkurrenz, sondern zunächst als Quelle für neue Themen. Da ist alles ist laut, schnell und bunt. Unsere Aufgabe ist es dann, das Material einzuordnen und spannende Geschichten daraus zu entwickeln.

Wenn wir ganz weit in die Zukunft blicken: Ist "Exclusiv" auch ohne Sie denkbar?

Klar. Jede Sendung ist mit einem anderen Moderator denkbar. Aber natürlich ist die Beziehung zu RTL eine besondere: Ich bin dem Sender lange treu und umgekehrt – eine absolute Win-Win-Situation. Wie lange ich das noch mache, kann ich nicht sagen, aber wir haben mit Bella Lesnik eine ganz starke zweite Moderatorin ausgesucht, die glücklicherweise ganz anders ist als ich. Ich kann mir für die Zukunft ganz vieles vorstellen, kann mir aber auch vorstellen, noch ein bisschen hier zu bleiben.

Frau Ludowig, vielen Dank für das Gespräch.