Und in Ihrem Fall würden die Leute weder nach dem berühmten Nachnamen noch der modellierten Optik fragen, was beides Anlass zu Vorurteilen bietet?

Zu welchen denn?

Vitamin B und Oberflächlichkeit.

Aber genau da müssen wir doch mal festhalten, dass auch Frauen mit berühmten Namen aus eigener Kraft vorankommen und trotz Glitzerklamotten emanzipiert sein können. Mein Begriff von Feminismus ist jedenfalls einer der Wahlfreiheit: so sein und aussehen, wie man will. Der kurze Denkweg, wer prollig aussieht müsse auch dumm sein, stört mich seit jeher. Ich selber versuche nach dem Motto zu denken: leben und leben lassen!

Die Frage war aber auch nicht wertend, sondern empirisch gemeint: Werden Sie wegen Ihres berühmten Vaters und der femininen Optik anders bewertet als ohne beides?

Ganz sicher sogar, aber ich will da überhaupt nicht jammern. Ich bin gerne die Tochter dieses belesenen, geistreichen, aber auch dominanten Mannes, von dem ich ungemein profitiert habe – es war eine Schule. Wir waren uns sehr nah. Schon als Fünfjährige haben wir Gedichte gelesen, klassische Musik gehört, er hat immer aufrichtige Gespräche mit uns Kindern geführt – das ist weit weg von einer schrecklichen Kindheit, die man dringend hinter sich lassen müsste. Fürs Fernsehen mag es zutreffen, dass mein Name hilfreich ist; für meine zwei Juraexamen ganz sicher nicht, denn da war ich eine Nummer.

Die Sie ganz bewusst mal sein wollten?

Womöglich. Um dem unterschwelligen Vorwurf zu begegnen, ich hätte es leichter gehabt im Leben. Dennoch überwiegen in der Erinnerung die schönen Seiten meiner Herkunft. Mein Jura-Examen hab ich schon gemacht, um als Kind einer Künstler- und Theaterfamilie etwas völlig Eigenes zu machen – eine Art Rebellion; sonst hätte ich vermutlich Germanistik studiert. Dennoch war es eben kein Jodel-Diplom wie bei Loriot. Ich bin Volljuristin, das kann mir keiner mehr nehmen.

Eine erfolgreiche sogar im Wirtschaftsrecht. Warum sind Sie von dort dann doch in den familiär kodierten Kulturbetrieb gewechselt?

Vielleicht wollte ich tief im Inneren doch wieder dazu gehören und Teil des Karasek-Clans sein.

Und bei Familienfeiern nicht mehr am Kindertisch sitzen müssen.

Genau (lacht). Nee, es war eine schöne Zeit und ich schließe nicht aus, wieder ins Recht zurückzukehren. Aber die Sehnsucht nach Kultur und der Welt, in der ich groß geworden bin, blieb immer da. Applaus hat mich fasziniert. Die Rampensau kriegt man eben nicht aus sich raus. Auch wenn ich eigentlich schüchtern und sentimental bin. Selbstzweifel und Größenwahn...

Nehmen Sie aus dem sachlichen Beruf der Rechtsprechung etwas in den emotionalen der Unterhaltung mit?

Klar. Als Anwältin lernt man ja präzise zu formulieren, recherchieren, argumentieren und am Ende überzeugen. Das ist bei der Moderation hilfreich. Ich habe zwar auch heute noch viele Unsicherheiten, aber sechs Jahre Großkanzlei überlebt zu haben, helfen auch beim Unterhalten.

Werden Sie sich dabei mal vom Lifestyle entfernen und härteren Themen zuwenden?

Vielleicht. Aber ich bin ein großer Fan von Ina Müller und Barbara Schöneberger oder Carolin Kebekus und Maren Kroymann, wo deutlich mehr Politik drinsteckt. Aber für die gibt es halt auch schon gutes Fachpersonal von Anne Will bis Maybrit Illner.

Wie wär’s denn mal mit einer glamouröser Wirtschafts- oder Jurashow.

So wie der Hirschhausen zur Medizin? Klingt gut! Jura ist bei aller Trockenheit wirklich spannend…

Frau Karasek, vielen Dank für das Gespräch.

ZDFneo zeigt "Laura Karasek - Zart am Limit" ab sofort immer dienstags um 22:15 Uhr. Premiere feiert die Sendung bereits jeweils um 20:15 Uhr in der ZDF-Mediathek.