Herr Geiss, seit 10 Jahren lassen Sie Ihr Leben und das Ihrer Familie in Ihrer eigenen Sendung bei RTLzwei begleiten. Was haben Sie in dieser Zeit über die Fernsehbranche gelernt?

Robert Geiss: Es ist eine schnelllebige Branche, die keine Fehler verzeiht. Gottseidank haben wir aufgrund unseres Erfolges weniger Probleme damit gehabt, aber man kennt das ja. Wenn zwei oder drei Quoten schlecht sind, ist man ganz schnell weg vom Fenster. Nach einem Hoch kann auch ganz schnell ein tiefer Fall kommen. Es gibt nur wenige andere Formate, die es wie wir geschafft haben, zehn Jahre lang auf Sendung zu bleiben. Das freut uns natürlich!

Aber auch die zehn Jahre "Geissens" war recht turbulent. Zunächst wurde die Sendung von Joker Productions produziert, da gab es nach einigen Jahren eine öffentlich ausgetragene Trennung. Ein Joint Venture zwischen Ihnen und Endemol Shine hielt nur wenige Monate und seit 2015 produzieren Sie die "Geissens" selbst.

Irgendwann fängt man an und dann ist das wie in einer guten Ehe. Es muss nicht immer alles perfekt funktionieren. Und da wir unsere eigenen Ideen hatten und haben, haben wir uns dazu entschlossen, die Sendung selbst zu produzieren und alles in eigenen Händen zu halten. Jetzt haben wir die kürzesten Wege und sind auch flexibler im Produktionsprozess.

Und vermutlich bleibt bei Ihnen auch mehr Geld hängen als zuvor.

Ja, aber das war für uns nicht der ausschlaggebende Punkt. Es ging für uns in erster Linie um das Mitspracherecht. Wir produzieren die Sendung seit fünf Jahren und es funktioniert wunderbar.

Wie kann ich mir das vorstellen, wenn Sie die nächste Staffel der "Geissens" planen? Sitzen Sie dann mit Ihrer Frau am Tisch und überlegen sich, wohin es demnächst in den Urlaub geht?

Genau, so kann man sich das vorstellen (lacht). Wir sitzen im Familienrat zusammen, da gehören natürlich auch unsere Kinder zu, und überlegen, wie das nächste halbe Jahr für uns aussehen könnte. Im Fernsehen sieht es ja immer so aus, als würden die Geissens das ganze Jahr über Urlaub machen. So ist es natürlich nicht. Wir nutzen dafür die Ferien der Kinder, so wie andere Eltern auch.

Wie echt ist nun das, was man in der Sendung sieht? Und was ist für die Kamera gestellt?

Wir sind keine Schauspieler und haben auch keine Ambitionen in diese Richtung. Wir zeigen in den Folgen einen Auszug unseres Lebens. Wenn wir beispielsweise zwei Wochen in Dubai sind, ist in der ersten Woche ein Kamerateam dabei. In der zweiten Woche, wenn das Team weg ist, passiert eigentlich genau das gleiche. Wir haben uns in den ganzen Jahren nie verbiegen lassen. Wir wollten immer unsere Sendung rüberbringen und deshalb müssen auch 80 bis 90 Prozent der Folgen aus unseren Ideen bestehen.

Wir wollen nicht protzig rüberkommen und die Leute neidisch machen.

Wie hat sich denn Ihr Verhältnis zur Sendung geändert, seitdem Sie selbst produzieren? Sind Ihnen die Quoten mittlerweile wichtiger als früher?

Die Quoten waren seit der ersten Folge für uns das Barometer unseres Erfolges. Klar freut man sich, wenn man mit mehr als fünf Prozent Marktanteil oder sogar zweistelligen Werten punkten kann.

Wie hat sich das Format denn geändert? Die Quoten sind ja mittlerweile gesunken und als 2019 eine Verlängerung bis Ende 2021 angekündigt wurde, sagte Ihre Frau recht offen, dass sie froh seien, dass der Sender die Familie "trotz schlechter Quoten" weiterhin haben wolle.

Von schlechten Quoten kann man da ja nicht reden. Man muss sich den Senderschnitt und im Prinzip auch den Quotenverlauf aller deutschen Fernsehsender ansehen. Daher sind wir mit der aktuellen Quote nach wie vor sehr zufrieden. Und wenn man den Quotendurchschnitt der insgesamt rund 300 Folgen nimmt, sieht man, dass dieser über dem Senderdurchschnitt liegt. Das Format ändert sich – so wie unser Leben – ständig. Das zeigen dann auch die neuen Folgen.

In diesem Jahr hat RTLzwei viele Wiederholungen der "Geissens" gestrichen, sodass die Sendung nun schon seit Juni nicht mehr im Programm war. Dadurch erhofft man sich vielleicht, nicht wieder in einen Übersättigungseffekt zu laufen.

Ursprünglich war geplant, dass wir im Oktober starten, so wie in jedem Jahr. Und dann sollten rund ein Dutzend Folgen zu sehen sein. Wegen Corona haben wir uns aber relativ früh am Anfang der Saison für eine etwas andere Strategie entschieden. Ab dem 4. Januar laufen insgesamt 26 neue Folgen am Stück. Diese ganzen Ausgaben mussten wir natürlich auch erst einmal produzieren. Das war aufgrund von Corona gar nicht so einfach. Aber wir haben es gut hinbekommen und jetzt sind wir gespannt, wie die Zuschauer eine längere Staffel annehmen.

2018 und 2019 gab es neben der Dokusoap auch noch die Gameshow "Spiel die Geissens untern Tisch". Worauf hätten Sie noch Lust im Fernsehen? Es gibt Sie ja nicht in so vielen anderen Formaten zu sehen.

Das stimmt. Wir halten uns grundsätzlich auch von vielen Roten Teppichen fern, weil es für uns immer ein ziemlich großer Aufwand ist. Wir wohnen eben nicht in Berlin oder Köln. Das gleiche gilt für verschiedene Formate. Am Anfang haben wir ein paar davon mitgenommen, weil sie uns interessiert haben. Dementsprechend waren wir mal in der "Chartshow" oder bei "Wer wird Millionär?", meine Frau hat 2014 außerdem bei "Let’s Dance" mitgemacht. Grundsätzlich sind wir nicht die, die von Format zu Format springen.

Und was würden Sie selbst nochmal gerne machen oder vielleicht sogar selbst produzieren? Sowas wie die Spielshow?

"Spiel die Geissens untern Tisch" war eine interessante Nummer und eine schöne Herausforderung für uns. Das war auch für RTLzwei völlig neu. Grundsätzlich sind wir offen und immer bereit, das ein oder andere zu testen.

Einem großen Fernsehpublikum sind Sie vor vielen Jahren bei "Goodbye Deutschland" bekannt geworden. Wie ist es dazu eigentlich gekommen? Sie sind wahrscheinlich nicht zu einem Casting gegangen.

Wir hatten schon damals ab und an etwas im Fernsehen gemacht, angefangen haben wir bei Birgit Schrowange und einer Rubrik in "Extra". Dann haben wir für ProSieben gedreht und mit meinem guten Freund Kai Ebel, der ja auch unsere Spielshow moderiert hat, haben wir zweimal für "Formel Exklusiv" zusammengearbeitet, als er hier in Monaco war. Und dann hat sich wohl herausgestellt, dass das, was die Geissens da machen, interessant sein könnte. So kamen wir zu "Goodbye Deutschland". Und irgendwann hat sich herauskristallisiert, dass diese Sendung nicht zu uns passt.

Wieso nicht?

Ich kann mich noch an eine Folge erinnern. Da ging es um eine Frau, die in Island einen Pferdestall ausgemistet hat. Und in der nächsten Szene fährt fünf Minuten später der liebe Robert Geiss mit dem Rolls Royce durch Monaco. Das hat nicht zusammengepasst und produziert Neid und das wollten wir nicht. Wir wollen nicht protzig rüberkommen und die Leute neidisch machen.

Das ist doch keine Schleichwerbung.

Haben Sie Ihre Prominenz, die ja auch sehr durch das Fernsehen getrieben wurde, irgendwann bereut?

Nein, nie. Das liegt auch daran, dass wir nicht in Deutschland leben und deshalb gar nicht spüren, wie prominent wir sind. Hier in Monaco kennt uns niemand und wenn, dann nur als Freunde.

Sie sind nebenbei auch noch im Bereich Immobilien und Mode tätig. Wenn Sie ihre verschiedenen Geschäftsaktivitäten nach Wichtigkeit sortieren müssten, wo läge da das Fernsehen?

Wenn man den Zeitaufwand nimmt, steht das Fernsehen an erster Stelle. Wir drehen rund 150 Tage im Jahr und da muss man viel Zeit und Ideen mit einbringen. Als wir angefangen haben, war ich noch in viel mehr Geschäftszweigen tätig, die ich dann aber immer weiter runtergefahren habe, als ich gemerkt habe, dass unsere Sendung so viel Zeit in Anspruch nimmt. Meine Immobilien-Aktivitäten forciere ich inzwischen wieder massiv, das wird man auch in den neuen Folgen der "Geissens" sehen. Darüber hinaus habe ich mit Roberto Geissini vor sechs Jahren mein eigenes Mode Label erfolgreich aufgezogen.

Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) hat schon mehrmals Rügen ausgesprochen wegen Schleichwerbung bei den "Geissens". Da ging es auch um Roberto Geissini. Wie bewerten Sie das?

Die Marke ist ein Teil meines Lebens, ich bin Roberto Geissini, ich trage Roberto Geissini, ich produziere Roberto Geissini und ich verkaufe Roberto Geissini. Ich bin ja nicht verpflichtet, in einen Laden zu gehen und dort Philipp Plein oder Armani zu kaufen. Marke und Firma gehören zu 100 Prozent mir. Andere Prominente präsentieren sich auch in Markenklamotten, da wird auch nichts unternommen. Wir sprechen hier von einer Dokusoap, in der es um unser Leben geht.

Es ging laut der ZAK darum, dass die Marke durch Zooms oder Ähnliches "deutlich über das programmlich-dramaturgische Maß" hinaus gezeigt wurde.

Ich sehe das nicht so. Ich mache von Home Living bis hin zu Jogginghosen und T-Shirts alles Mögliche. Wenn man auf mein Boot kommt und das filmen will, liegen dort Kissen von Roberto Geissini. Das ist doch ganz klar. Sollen da etwa Kissen von Gucci liegen? Ich fliege übrigens auch mit der Lufthansa. Das ist doch keine Schleichwerbung.

Ist in den neuen Folgen der "Geissens" also etwas geändert worden, um den Regularien der ZAK zu entsprechen?

Wir sind der Ansicht, dass die neuen Folgen in Ordnung sind.

Vor einem Jahr hieß es, die Sendung gehe auf jeden Fall bis Ende 2021. Wie ist der aktuelle Stand? Ist die Zukunft der "Geissens" bei RTLzwei auch darüber hinaus gesichert?

Wir produzieren fleißig und haben gerade das Finale der Jubiläumsstaffel gedreht. Über Weihnachten haben wir zudem im Familienrat zusammengesessen und darüber gesprochen, wie die nächste Staffel aussehen könnte. Es wird die "Geissens" auch nach 2021 geben. Derzeit macht das meiner Frau, meinen Kindern und mir noch viel Spaß. So lange das so ist und so lange uns die Fans sehen wollen, werden wir weiter machen.

Herr Geiss, vielen Dank für das Gespräch!

RTLzwei zeigt die neuen Ausgaben von "Die Geissens" montags um 20:15 Uhr.