Foto: UFANoch einmal zu Passion: Hier arbeiten Sie sehr eng mit einem Sender zusammen. Wie gestaltet sich die Partnerschaft genau?

Den Content für Passion liefern wir gemeinsam. Die Rechte an den Soaps, die wir einstellen - sofern sie für RTL produziert wurden - gehören uns gemeinsam. Dann bringen wir noch Serien ein, an denen wir allein die Rechte halten. RTL wiederum bringt Serien aus dem Ausland ein, an denen sie die Rechte erworben haben. RTL kümmert sich überdies um den Sendebetrieb. Die Erlöse von Passion stammen, wie bei digitalen Pay-Kanälen immer, aus den Vereinbarungen mit den Plattformbetreibern.

Verleiten Zweitverwertungen eigentlich dazu, Produktionen direkt daraufhin anzulegen?

Die Nebenrechteverwertung steht zwar nicht im Vordergrund der Entwicklungsarbeit, aber gute Programme, und das ist ja immer das Ziel der Entwicklungsarbeit, lassen sich stets vielfach verwerten. Nehmen Sie zum Beispiel die Eventfilme von teamWorx, wie "Die Luftbrücke", "Die Sturmflut" oder "Dresden". Da wird nicht in erster Linie darauf hingearbeitet, dass die Filme später auf DVD erfolgreich sind - auch wenn das der Fall ist. Die spätere Auslandsverwertung spielt dagegen bereits während der Drehbuchentwicklung und etwa beim Casting eine gewisse Rolle und entsprechend erfolgreich gelingt sie dann auch. Dies ist ein guter Beleg für den Zusammenhang, dass die Beteiligung des Produzenten am Auswertungserfolg diesen deutlich erhöht.

Haben deutsche Serienproduktionen derzeit überhaupt eine Chance gegen den Boom der US-Serien?

Das ist auch eine Frage der Budgets. Wenn ich auf Dauer ein höheres Budget im Markt verfügbar habe, kann ich auch eine andere Qualität aufbauen, als es hier in Deutschland derzeit der Fall ist.

Viele Programmmacher scheinen derzeit orientierungslos...

Es haben viele Dinge in letzter Zeit nicht funktioniert. Gerade im fiktionalen Bereich gab es nur wenig erfolgreiche Neustarts. Diese große Verunsicherung wird allenthalben wahrgenommen. Statt aber zu sondieren, was man für gut und richtig hält und so seine Vision und Richtung zu schärfen, wird ein Trend nach dem anderen gesucht und ausprobiert – leider nie mit langem Atem. Das macht es für uns natürlich schwer.
 


Also Trial and Error?


Ja. Was in dem Bereich aber nicht immer das Richtige ist. Da muss man wirklich auch mal über eine längere Zeit zu Programmen stehen, Sehgewohnheiten entwickeln lassen, und seinem inhaltlichen Konzept konsequent folgen. Das ist im Moment wirklich ein Problem.

Kommen wir zu unserer obligatorischen Abschlussfrage. Wofür könnte – nicht ganz ernst gemeint und völlig frei – unser Kürzel DWDL stehen?

Das Wissen in der Digitalen Landschaft.

Frau Dr. Stürmer, vielen Dank für das Gespräch.