Mit einem neuen Politikformat unter dem Titel „Studio P“ will der WDR ab dem Sommer mehr junge Zuschauer an den Sender binden. Das kündigte die designierte Intendantin Monika Piel (Bild) in einem Gespräch mit der „Westfälischen Rundschau“ an. Starten soll die neue Sendung im Juni. Die Sendung stelle einen interessanten Versuch dar, „Politik mit Lebenswelt“ zu verbinden, so Piel, die am 1. April die Nachfolge von Fritz Pleitgen antreten wird. Den Versuch einer Politsendung mit jungen Themen unternahm der WDR in seinem dritten Programm bereits im Jahr 2003 mit der Sendung „Kanzlerbungalow“. Das ambitionierte Projekt scheiterte.
Weiter sagte Piel, der WDR werde künftig am späten Abend sein Angebot für jüngere Zuschauer weiter ausbauen. Als positives Beispiel nannte sie auch die Sendung „Poetry Slam“, die bereits auf dem Sender ist. Bei der Suche nach neuen Talenten wolle sich Piel vor allem im eigenen Haus bedienen, nehme aber auch in Kauf, Talente der privaten Anbieter zu einem Wechsel zum WDR zu bewegen. Auch in Harald Schmidt sieht Piel eine wichtige Figur, junge Zuschauer an den Sender zu binden.
Bereits im vergangenen Sommer nutzte der WDR die publikumsarme Zeit, um neue Formate, speziell für jüngere Menschen, zu testen. Darunter die tägliche Sendung „Schorn und Heinrich“. Das Problem der Sender liegt zudem auch nicht zwangsläufig in den Programmangeboten: Schließlich leben junge Menschen bis zum Alter von 30 Jahren in der gleichen Gesellschaft, wie die älteren. Allerdings sind ihre Lebens- und Konsumgewohnheiten andere, was auch die Mediennutzung betrifft.
Während einer Tagung des WDR-Rundfunkrates gemeinsam mit dem Verein Jugendpresse Deutschland kam der Sender im vergangenen Jahr zu der Auffassung, neben zielgruppengerechten Programmen für junge Menschen vor allem auch durch die Nutzung neuer Verbreitungswege wie das Internet die nachkommende Generation an die eigenen Programme heranzuführen.
So kam der WDR im vergangenen Jahr auch zu dem Schluss, dass es weniger um Inhalte, sondern viel mehr um deren Zuschnitt geht. So kündigte der WDR zur Jahreswende an, die Verjüngung nicht mit neuen Formaten, sondern mit einem neuen Programmschema vorantreiben zu wollen. So wurde zum Beispiel das multikulturelle Magazin „Cosmo TV“ verkürzt, da man zu der Erkenntnis gelangte, „dass sich jüngere Zuschauer, auch mit Migrationshintergrund, immer seltener über einen längeren Zeitraum einer einzelnen Sendung widmen“.
Darüber hinaus weisen Experten auch darauf hin, dass die Sender auf Ihrer Suche nach der Jugend von einzelnen Programmpunkten keinen plötzlichen Altersrutsch erwarten können. So geht es nicht darum, mit einzelnen Sendungen zu zeigen, wie jugendlich man sein kann, wenn man denn will, sondern es geht darum, die gesamte Programmstruktur attraktiv für die jugendlicheren Sehgewohnheiten zu machen.
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