Zusätzlich zu Digitalvideos stellt die Deutsche Presse-Agentur in einem neuen Angebot neuerdings jeden Tag fünf Kurzvideos für Publisher zur Verfügung. Das Abo-Modell beinhaltet den Zugang zu fertig produzierten Hochformaten sowie passenden Skripten für interessierte Marken. Damit soll der Arbeitsaufwand für Redaktionen minimiert und ein dauerhafter Reichweitenpush für die eigenen Social-Media-Kanälen erreicht werden.
Thematisch bewegen sich die Inhalte zwischen den gängigen Ressorts, decken laut dpa jedoch auch tagesaktuelle und gesprächswertige Themen ab. Es besteht die Möglichkeit einer Individualisierung durch Farben, Schrift und Logos im Corporate Design sowie eine Bereitstellung in das jeweilige Redaktionssystem. "Die Cleanfeeds sind ein weiterer Baustein auf unserem Weg zum Video-Vollversorger", trommelte Silke Brüggemeier, stellvertretende Chefredakteurin und Chefin Visuelles der Deutschen Presse-Agentur, jüngst in der zugehörigen Pressemitteilung.
Neben der Ressourceneffizienz zählt aus Sicht des Mediums vor allem die rechtliche Sicherheit bei der Veröffentlichung lizenzierter Videos zu den Vorteilen. Damit trifft die dpa einen Nerv: In der Vergangenheit wurden auf den Plattformen immer wieder Abmahnwellen thematisiert, die beim Publikum und Creatorn für Verunsicherung sorgten. Gerade für Medienmarken stellt der Zugang zu Bildmaterial und die schnelle Produktion große Umsetzungshürden dar.
Gleichzeitig wirbt das Angebot mit einem zusätzlichen Reichweitenversprechen für den Bezug des uniformierten Materials. Aus der kontinuierlichen Analyse der News-Charts lässt sich deutlich ableiten: Jeder Monat auf TikTok birgt ein bis drei Themen, mit denen mehrere Nachrichtenkanäle gleichzeitig virale Reichweiten erzielen.
Entsprechend liegt nahe, dass der strategische Bezug angelieferter Inhalte im Kontext von thematischen Netzwerkeffekten reichweitenstark eingesetzt werden könnte. Der psychologische Trick dahinter liegt bei der wiederholten Wahrnehmung identischer Videobausteine oder -titel, die in der Gesamtheit mehr Relevanz für das Publikum suggerieren. Dieser Effekt wird größer, je mehr Publisher die gleichen Themen und Sequenzen spielen.
Fraglich bleibt jedoch, wie stark mögliche Hebel der Individualisierung auf die Wahrnehmung der jeweiligen Medienmarken einzahlen. Kurzvideoplattformen wie Instagram und TikTok setzen immens auf individuelle Bildgebungen und belohnen erfahrungsgemäß vor allem visuell starke Einzelumsetzungen. Eine einheitliche Außenwirkung könnte Veröffentlichungen von Publisher schleichend entwerten und sich negativ auf die eigene Wahrnehmung und Reichweite auswirken.
Darüber hinaus birgt die Etablierung des Programms auch eine Gefahr für die Branche: In Folge der Subvention durch #LernenmitTikTok besetzten vor einigen Jahren viele Medienhäuser intern zahlreiche Teams mit Stellen auf Kurzvideofokus, die nun über die Jahre organisch gewachsen sind. Sie haben sich ihre Stellung innerhalb des jahrelang belächelten Bewegtbildmedium hart erkämpft.
Einen Preis für die tägliche Anlieferung nennt die dpa auf der Website und auf Anfrage von DWDL.de nicht. Mit "Cleanfeeds" setzt die dpa nun das Signal, dass diese Arbeit auch komfortabler einzukaufen sei. Als Folge könnten sich Kapazitäten womöglich wieder verschieben und Rollen aus Unternehmen herausgesourct werden. Auch die aktuelle wirtschaftliche Lage ist als Entscheidungstreiber nicht zu unterschätzen.
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