Logo: Degeto GmbHGroße Hollywood-Filme sind nicht nur das Metier der großen Privatsender. Auch die Öffentlich-Rechtlichen verfügen über so manche starke Lizenzware, die jedoch abseits der Feiertagsprogrammierung ab und an kaum auffällt, was an den Sendeplätzen liegen mag. So hat man beim ZDF seit Jahren den späten Montagabend unter der  Marke "Montagskino" etabliert. Während der Sommermonate hat inzwischen auch Das Erste - allerdings zu noch späterer Uhrzeit an anderem Wochentag - eine ähnliche Programmfläche geschaffen.

"Wir sind sehr froh über die Sommerpause von 'Schmidt & Pocher', weil wir in dieser Zeit bis zu 13 recht attraktive Termine für US-Filme haben", erklärt Jürgen Knoop, Redakteur der ARD-Tochter Degeto, die sich in Abstimmung mit der Programmdirektion um die Sendepläne für die Spielfilme im Ersten kümmert, gegenüber DWDL.de. Gezeigt wurden in diesem Jahr donnerstags um 22:45 Uhr Free-TV-Premieren wie die Komödie "Couchgeflüster" oder Wiederaufführungen wie die der Tom Hanks-Komödie "Terminal".
 


Es mutet ein wenig halbherzig an, derart interessante Programme auf diesen eher unkonventionellen Sendeplätzen anzubieten. "Unsere Redaktion befindet sich in der misslichen Lage, dass die Spielfilme in der ARD an Werktagen an die Ränder des Programms geschoben wurden", erklärt Knoop im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Spielfilme allerdings, die sich für den Hauptabend eignen, zeige man auch zur besten Sendezeit. "Es kommen allerdings nur wenige Filme aus unserem Portfolio hierfür in Frage - wenn man alte Klassiker wie 'Die Feuerzangenbowle' außen vor lässt", erklärt der Degeto-Redakteur.

Als "eher enttäuschend" bezeichnet Knoop die Tatsache, dass es nur diese Klassiker sind, die bei der ARD regelmäßig abräumen. Zu den fünf erfolgreichsten Spielfilmen im Ersten gehörten in den vergangenen fünf Jahren neben aktuellen Highlights wie "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück", "Cast Away" und "Luther" vor allem die Klassiker "Die Feuerzangenbowle" und mehrfach "Der kleine Lord", mit dem Das Erste sogar auf mehr als 20 Prozent Marktanteil kam.

Es gibt Momente, da erscheint die Programmplanung der öffentlich-rechtlichen Sender auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar. So war der Spielfilm "Galaxy Quest" kürzlich im Spätprogramm des Ersten zu sehen. Wenige Wochen später lief der gleiche Streifen beim privaten Konkurrenten ProSieben in der Primetime zur besten Sendezeit. Wie also kam die ARD dazu, den Film fast zu verstecken? In diesem Fall besaß man die Rechte für zwei Ausstrahlungen von „Galaxy Quest“. Nachdem der erste Versuch mit 8,8 Prozent im Gesamtpublikum eher mau verlief, entschied man sich bei der zweiten Ausstrahlung für einen weniger gefährlichen Sendetermin in der frühen Nacht.

Auch für die Dino-Reißer "Jurassic Park" und "Vergessene Welt" haben die ARD-Programmplaner zunächst ungewöhnlich anmutende Sendeplätze gefunden. Von November 2005 bis Oktober 2009 darf die ARD die Filme insgesamt viermal zeigen. Nach einer Ausstrahlung im Dezember 2006 um 22:10 Uhr mit akzeptablen 10,2 Prozent Marktanteil wurden die Filme im vergangenen Jahr durch die dritten Programme gereicht. Zum letzen Mal sollen die Filme im Sommer 2009 gezeigt werden. Die Ausstrahlung, die in diesem Jahr für den September vorgesehen war, musste wegen einer kurzfristigen Übertragung eines Boxwettkampfes weichen. Man wollte das Ausstrahlungsrecht aber nicht verfallen lassen und suchte nach einem neuen Termin, der sich schließlich am Dienstag, den 16. September nachts ab 0:20 Uhr bzw. 2.20 Uhr fand.

ARD-Redakteur Knoop erklärt, wieso das trotzdem Sinn macht und durchaus Vorteile für die ARD habe: „Wir können auch auf diesem Sendeplatz ein ordentliches Ergebnis erzielen, schonen die Filme für die weitere Ausstrahlung im kommenden Jahr und lassen keine Rechte verfallen, für die wir bezahlt haben". Allgemein verliere die Programmware US-Spielfilm allerdings spürbar an Attraktivität, erklärt Knoop weiter. "Das liegt unter anderem an der Verfügbarkeit hochwertiger Ware auf vielen Medienkanälen - von der DVD bis zum Pay-TV.“ Verzichten will man bei der ARD dennoch nicht auf diese Programmfarbe. Nicht nur, um den Kontakt zu den Hollywoodstudios zu halten, sondern auch, um dem eignen Anspruch an die Grundversorgung zu genügen.

"Der Spielfilm ist ein notwendiges integrales Element des Hauptprogramms der ARD", sagt Knoop. Vor allem für jüngere Zuschauer sei der Spielfilm zudem ein interessantes Programm. Diese heiß begehrte Zielgruppe will man nicht vor den Kopf stoßen, indem man das Programmelement Spielfilm außen vor lässt. Knoop: "Das ist vielleicht ein kleiner Trost für die zu Weilen schwachen Ergebnisse: Mancher Spielfilm ist wegen seines jungen Zielpublikums eine Investition in die Zukunft". Vorausgesetzt, die Zielgruppe schläft nicht vorher ein.