Foto: ProSiebenSat.1Fragt man die Macher der Games-Branche, ob sie sich vorstellen könnten, Computer-Spiele auf den Fernsehschirm zu bringen, dann sprudelt es aus ihnen heraus. Eine Erweiterung des Erfolgs-Formates "Schlag den Raab", in der Stefan Raab gegen tausende Online-Spieler antritt, kann Heiko Hubertz, Geschäftsführer der Bigpoint GmbH, sich vorstellen. Nintendo-Manager Bernd Fakesch fragt sich, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, aus dem Sport-Spiel Wii Fit, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut, eine regelmäßige Fitness-Sendung zu machen.

Auch mehr Informationsangebote über die Spielewelt wünschen sich die Macher beim Gamesgipfel während des Medienforums NRW. Schließlich ist der Gaming-Sektor die Ausnahme in der Enterainment-Branche, in der noch ein Wachstum von jährlich bis zu 20 Prozent zu verzeichnen ist. Die Reaktion der Fernsehmacher allerdings fiel während des Kongresses eher verhalten aus. Es sei noch zu früh für derlei Überlegungen, die Spieler seien zu jung, die Zielgruppe zu männlich, wurden die Absagen begründet, die sich Produzent Holm Dressler bei seinen Überlegungen, Games und Fernsehen miteinander zu verknüpfen, eingefahren hat. Ein Trost immerhin: Mit der ProSiebenSat.1 Media AG hat Dressler mittlerweile einen Entwicklungsvertrag für dieses Thema abgeschlossen.
 

 
Deren Vorstand für den Bereich New Media, Marcus Englert (Bild), ist jedoch noch skeptisch, was die neue Variante von Games-Shows betrifft - auch, oder gerade weil sein Unternehmen sich seit einiger Zeit schon in diesem Segment bewegt. Der Erfolg ist zwar da, doch der Fokus ist ein anderer. "Wenn Sie in die Primetime wollen, müssen Sie sich mit 'Schlag den Raab' und 'Germany's next Topmodel' messen. Ich weiß nicht, ob vier Millionen Menschen Kandidaten auf einer Matte hopsen sehen wollen", sagte Englert während der Diskussionveranstaltung.

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Die Online-Spiele mit denen ProSiebenSat.1 Erfolge feiert, entspringen dem Markenkosmos der Fernsehgruppe. Es sei einfacher, ein etabliertes Fernsehprodukt als Spiel zu adaptieren, als umgekehrt. Englert sagt es so: "Sie können aus dem kleinen Ruderboot keinen Leuchtturm machen, aber das Ruderboot braucht den Leuchtturm, damit es den Weg findet". Für ProSiebenSat.1 handelt es sich beim Games-Sektor um "ein kleines, aber stark wachsendes Segment". Erfolgreich sei man darüber hinaus auch noch mit Brettspielen, wie einer Adaption der Sat.1-Sendung "Clever".
 
Auch Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL interactive zeigte Skepsis, wenngleich er dem Thema gegenüber aufgeschlossen ist. So sei bei beiden Medien - dem Fernsehen und den Spielen - zwar das Storytelling ein wesentliches Element, jedoch liege der Unterschied in der Interaktivität, die das Fernsehen derzeit noch nicht bieten kann. Eine eins zu eins Abbildung der Spiele auf dem Fernseher steht für die Teilnehmer der Runde ohnehin nicht zur Debatte. "Wir sind nicht darauf angewiesen, dass das Fernsehen zu den 'Sims' eine Show macht", konstatiert zudem Martin Lorber, Pressechef bei Spielehersteller Electronic Arts.

Auch wenn allen Beteiligten an diesem Mittwoch klar ist, dass trotz der hohen Akzeptanz der Spiele im Markt mit entsprechenden Fernsehformaten so bald nicht zu rechnen sei - was auch am schlechten Image der pauschal als "Killerspiele" verschrieenen Freizeitbeschäftigung liegt -, so hat Fernsehmacher Holm Dressler doch eine klare Vision vor Augen: Sein Ideal wäre eine Show mit einem Boxring, in dem virtuelle Kämpfer als Hologramm gegeneinander antreten, die von realen Kandidaten gesteuert werden. Aber, so merkt er wehmütig an, es sei nicht zu erwarten, dass deutsche Sender hier eine Vorreiterrolle einnehmen würden, da man der eigenen Kreativität nicht mehr so recht traue. "Obwohl wir hier die ersten sein könnten", setzt er nach.