Sky© Daniel Häuser

Bisher waren Murdochs Mannen nicht unbedingt dafür bekannt, sich in die Karten schauen zu lassen. In die Kartenhäuser schon gar nicht. Und während unter dem früheren Sky-Vorstandschef Mark Williams in den alten Gemäuern ein „We don’t need the Press!“-Geist durch die Stuben irrlichterte, geht man mit Brian Sullivan jetzt offenbar andere Wege. Noch bevor US-Star Kiefer Sutherland vergangene Woche in die Unterföhringer Highlands geladen wurde, drehte RTL dort jüngst den Piloten einer neuen Polizeiserie, für die der Chef eines Sondereinsatzkommandos im Büro von Technik-Vorstand Gerry Duffy residiert. Die Kollegen des "Clap"-Magazins brachten für ihre aktuelle Ausgabe jetzt die erste Fotoreportage aus der neuen Sky-Zentrale mit. Die Rolle des "Fremdenführers" übernahm Wolfram Winter – seines Zeichens Senior Vice President Distribution Development und von Dezember an auch Kommunikationschef bei Sky. DWDL.de zeigt die spannendsten sowie bisher unveröffentlichte Einblicke.

Das Gebäude stehe vor allem für einen Neuanfang, ist immer wieder aus den verschiedenen Abteilungen zu hören. Der war auch nötig. Man habe den einen oder anderen tropfenden Wasserhahn oder andere Anzeichen von Altersschwäche im einen oder anderen ehemaligen Sky-Gebäude zuletzt einfach nur noch hingenommen, so Winter. Diese Unannehmlichkeiten waren mit Blick auf den neuen Glaspalast sicher leichter zu ertragen. Seit September residiert nun das Management-Board samt etwa 800-köpfigem Gefolge in der Medienallee 26. Freilich nicht alle in den schicken Einzelzimmern der „Board Area“, wie die Geschäftsführungsebene im fünften Stock genannt wird. Aber helle Großraumbüros sind in Unterföhring ja ohnehin in Mode und wurden auch bei der letzten ProSiebenSat.1-Renovierung in der Nachbarschaft eingeführt.

Auf den ersten Blick polarisieren Form- und Farbgebung des Trenn-Mobiliars. Böse Zungen würden das Rot, Grün oder Blau sicher mit „Kinderzimmer-Ästhetik“ beschreiben. Reduktions-Fans hingegen unterstellen vermutlich sogar etwas Mondrianeskes. Tatsächlich hat man als Besucher den Eindruck, dass sowohl Raum- als auch akustisches Klima für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen müssten. Und wo manchem zu wenig Individualität herrscht, darf dieser verschönernd Hand anlegen: Zeichnungen, Poster, überlebensgroße Stoffhunde und Paulchen Panthers (alle aus irgendwelchen Merchandising-Massen, versteht sich) – schön zu sehen, dass die oft hochgelobte und dennoch nicht minder dämliche Clean-Desk-Policy manches Medienhauses hier nicht propagiert wird. Oder hat ein eventueller Stockwerk-Sheriff einfach nur nicht aufgepasst? Wie auch immer – „Fernsehen macht dumm“ ist da gar an einen Schrank gepinnt. Ja darf denn das...?

Sky© Daniel Häuser

Als Herz des ganzen Komplexes, der wie eine Arena (apropos: war da nicht mal was?) aufgebaut ist, fungiert die kreisrunde Kantine. Belebt wirkt sie. Nicht nur zu Essenszeiten. Denn wie es aussieht, wird sie auch als kreative Inspiration oder für kleinere Meetings genutzt. Das extra konzipierte Lichtkonzept mit sich ständig wechselnden Farben hat wohl seinen Teil zum Spitznamen „Ufo“ beigetragen. Und während in den Büros die Trennwände strunzbunt daherkommen beziehungsweise herumstehen, sind es in der Kantine die Stühle, die sich in die Netzhaut brennen. Einer davon verdecke angeblich ein „lebensgefährlich sinnlos aus dem Boden kommendes Kabel“ wurden wir vorab von einem Informanten gewarnt. Beim schlechtesten Willen war dieser Stuhl allerdings nicht zu entdecken.

Etwas ruhiger für Auge und Ohr geht es in den direkt darüber liegenden Konferenzräumen zu, in denen trotz spürbarem digitalen Lebensgefühls immer noch mit Flipcharts gearbeitet wird. Was fiel sonst noch auf? Unter anderem ein bereits verwaistes Büro des Noch-Kommunikators Hans-Jürgen Croissant, ein übervoller (nicht CI-konformer) Aschenbecher im Innenhof (der mal ein wenig begrünt werden sollte!) und ein -  Betriebskindergarten. Sollte die offene helle Architektur, die ungeahnte Weitblicke zulässt, auch eine entsprechende neue Ära im Auftreten des Unternehmens einläuten, wäre das angesichts der Turbulenzen der vergangenen Jahre nicht die schlechteste Veränderung.