Das Programm im Ersten wird mit langen Vorläufen geplant. Die einzelnen Sendungen liefern die Landesrundfunkanstalten zu. Dass daraus ein stimmiges Angebot entsteht, darum kümmern sich Programmdirektor Volker Herres und die Koordinatoren. Für die Unterhaltung ist zum Beispiel Thomas Schreiber vom NDR zuständig, um den Sport kümmert sich Axel Balkausky. In den Koordinationen geht es vor allem um Konzepte und Inhalte, aber auch um die Vermeidung von Dubletten. Die Programmplanung des Ersten geht dann mit den fertigen Inhalten um, nimmt aber auch nach Möglichkeit an den Koordinationssitzungen teil. Ein halbes Jahr vor dem angepeilten Sendetermin beginnt die eigentliche Arbeit für Andrea Wich und ihr Team.
"Ein Vollprogramm ist immer eine Mischkalkulation“, sagt Wich. Vor allem zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr geht es darum, ein möglichst großes Publikum anzusprechen. „Ein attraktives Angebot für alle Zuschauer ist für ein überwiegend gebührenfinanziertes Programm von zentraler Bedeutung“, so die Programmplanerin. Auch ARD und ZDF müssen auf ihre Reichweite und Marktanteile kommen. Das ist nicht nur wichtig für die eigene Legitimation. Reichweitenstarke Programme sind immer auch ein probates Mittel, Zuschauer zu gewinnen, die sonst nicht zum Stammpublikum gehören. Das gilt für sportliche Großereignisse, den „Tatort“ und „Wetten dass...?“ bei ARD und ZDF ebenso wie bei RTL für den Dschungel.
Doch für Informationsprogramme nimmt man bei ARD und ZDF auch geringere Marktanteile in Kauf. So lautet schließlich auch der Programmauftrag. Allein aus Reichweitensicht ist die Programmierung eines Nachrichtenmagazins wie „Tagesthemen“ oder „heute journal“ sicher kein geeignetes Mittel für einen möglichst effizienten audience flow. Auch mit den Dokus am Montagabend nimmt man – auch bei einer Popularisierung der Inhalte – die harte Konkurrenz durch die Phalanx aus Günther Jauch und Christian Rach bei RTL in Kauf.
Ab Herbst wird die ARD sich ein neues Programmschema im Ersten verpassen. An fünf Abenden in der Woche werden Informationen dann per Talk vermittelt. Die „Tagesthemen“ erhalten eine einheitliche Startzeit. Das neue Programmschema wurde nach einem längeren Diskussionsprozess zwischen den neun Landesrundfunkanstalten der ARD verabschiedet. „Der Preis für eine klarere Programmstruktur ist zunächst weniger Flexibilität in der Planung“, sagt Andrea Wich. Die einheitliche Startzeit für die „Tagesthemen“ werde insgesamt als Gewinn empfunden. Es sei ein deutliches Signal für eine starke Informationsschiene im Hauptabend, sagt sie.
Die Themenwochen, die das Erste seit einigen Jahren veranstaltet – in diesem Jahr geht es um Mobilität – sind kein großes Problem für die Andrea Wich und ihr Team. „Hier toben wir uns nicht aus“, scherzt sie. Die Wochen werden federführend von einer ARD-Anstalt betreut. Zu großen Umprogrammierungen kommt es nicht. „Die Sendungen bleiben im Wesentlichen die gleichen – lediglich die Inhalte sind auf ein Thema fokussiert“, sagt Wich. Hier gehe es eher um redaktionelle Abstimmung.
Lesen Sie am Montag im zweiten Teil der Reihe, wie die Programmplanung bei RTL Themenwochen im Sender koordiniert – und welche das sind. Außerdem: Wie viel Kleinarbeit in den großen Programmflächen steckt und warum bei RTL Magazinformate wichtig sind für den Audience-Flow.