Man sitzt ja inzwischen ohnehin schon unter einem Dach: Wenn am Freitag also Jürgen Hörner die Geschäftsführung von ProSieben übernimmt, dann ändert sich auf dem Papier mehr als in der Realität. Es wird keinen großen Umzug geben, keine großen Umstellungen. Längst sind die Verantwortlichkeiten innerhalb der ProSiebenSat.1 TV Deutschland so eng verwoben, dass es für Hörner kein Sprung ins kalte Wasser ist: Als oberster Programmplaner der Sendergruppe war er auch bislang schon mit dem ProSieben-Programm vertraut - und an mancher Programmentscheidung beteiligt.

Auch an denen seines Vorgängers Thilo Proff, dessen Abschied von ProSieben Anfang März überraschte. Er übernimmt im Rahmen der Personalrochade im Hause ProSiebenSat.1 auch keine neuen Aufgaben in Unterföhring - sondern orientiert sich neu. Knapp drei Jahre war Proff Geschäftsführer von ProSieben. Sein Abschied ist auch eine Gelegenheit um Bilanz zu ziehen. Wie prägend war seine Zeit? Welche Erfolge und welche Baustellen hinterlässt er? Der einfache Blick auf die Entwicklung der Marktanteile würde die Frage kaum beantworten. Denn die entwickeln sich seitwärts.

 

 

Außer Spesen nix gewesen? Mitnichten. Der genauere Blick offenbart die Stärken und Schwächen. Letztere liegen ohne Zweifel in der Daytime: Zuerst hatte der Sender kein Rezept gegen den Erfolg seines Schwestersenders Sat.1 und dessen erfolgreiche Gerichtsshows, dann fehlte ein Konzept gegen die Übermacht von RTL. Eine nachhaltig erfolgsversprechende Antwort hat man, trotz diverser und teilweise absurder Experimente in den vergangenen Jahren, noch nicht gefunden. Eine Sitcom-Schiene am Nachmittag soll vorerst das Schlimmste verhindern.

Diese Notlösung leitet sich wiederum aus einem der größten Erfolge ab, die in Thilo Proffs Amtszeit als ProSieben-Geschäftsführer fielen. Der Umbau des Dienstagsabends mit den "Simpsons", aber insbesondere "Two and a half men" ist ein derart großer Erfolg, dass er sogar Marktführer RTL das Fürchten lehrt - und das gelingt in Unterföhring nicht oft. Heute erscheint es fast wie ein selbstverständlicher Erfolg, doch vor dem Start gab es nicht wenige, die das Experiment mit US-Sitcoms in der Primetime für sehr gewagt hielten.