"Das ZDF geht gestärkt aus dem heutigen Tag hervor. Das ist nicht immer so, ich kann das selbst gut beurteilen", sagte der amtierende ZDF-Intendant Markus Schächter am Freitagmittag in Berlin auf der Pressekonferenz nach der Wahl seines Nachfolgers. Es war schon gegen Ende der Pressekonferenz als er das sagte. Der offizielle Teil war bereits vorbei; der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz (CDU) hatte sich schon verabschiedet, um noch einen Zug nach Münster zu erwischen. Aber die Fragerunde mit den Journalisten ging noch weiter. Der erste Satz von Schächters Antwort ist Intendanten-Sprech nach Lehrbuch. Doch der Nachtrag, der war persönlich.

Markus Schächters Wahl zum ZDF-Intendanten war 2002 das genaue Gegenteil von dem geregelten Übergang, den es nächstes Jahr beim ZDF geben wird. Schächter war nicht erste Wahl. Schächter war eine Notlösung in letzter Minute. Damals gingen das ZDF und sein Fernsehrat schwer beschädigt aus einer Intendanten-Wahl hervor, die einer medienpolitischen Farce glich. Heute mag man bedauern, dass es nicht mal einen Wettbewerber um den Posten gegeben hat, aber es beschädigt das ZDF nicht. Denn anders als damals bei Schächters Wahl und anders als bei dem Streit um Nikolaus Brender spielte die Medienpolitik bei der Personalie diesmal keine Rolle.

Die Wahl von Thomas Bellut ("Mein Wunschkandidat", Schächter) ist einfach die logische Konsequenz aus Sicht des ZDF. Und zählt die nicht? Wird die Einflussnahme der Medienpolitik und Gremien des ZDF sonst doch so scharf kritisiert, wurde sie im Vorfeld der Intendantenwahl plötzlich von manchem Beobachter ja geradezu gefordert. Vielleicht war es der Wunsch nach einem ähnlichen Chaos wie damals bei Schächters Wahl. Macht in der Berichterstattung eben mehr her als ein harmonischer Übergang, der in erster Linie eine logische Konsequenz ist: Es galt für Schächter dem Haus ein Chaos wie damals und bei der Personalie Nikolaus Brender zu ersparen.

Das wurde erreicht. Und dass der Programmdirektor zum Intendanten wird - es ist exakt der Schritt, den Schächter 2002 gemacht hat. Ein Neuanfang sieht natürlich anders aus. Es wird damit 2012 keinen Bruch in der Führung des Hauses geben, was von so manchem Beobachter scheinbar herbeigesehnt wurde. Dass sich Thomas Bellut am Freitag in Berlin auf die Frage, welche Herausforderungen er beim ZDF sehe und anpacken will, eher höflich zurückhaltend äußerte, lag deshalb auch weniger daran, dass Schächter noch bis zum kommenden Frühjahr im Amt ist. Es lag daran, dass er als Programmdirektor seit 2002 ja maßgeblich an allen Entscheidungen beteiligt war. Die Revolution wird also ausfallen. Stattdessen Harmonie unter zwei Männern, die seit Jahren nun einmal eng zusammenarbeiten.

"Was verbesserungswürdig ist, ist sicherlich, dass wir bei dem jüngeren Publikum in dem Hauptprogramm wieder mehr Erfolge erlangen können", sagte  Bellut in Berlin und vertritt damit im Wesentlichen die Positionen des amtierenden Intendanten. "Ich habe gesagt, und vor allem auf meinen Bereich, den ich jetzt verantworte, hingewiesen, dass wir uns im Tagesprogramm noch besser aufstellen müssen, bei der veränderten Konkurrenzlage, dass wir im Unterhaltungsbereich frischere Angebote finden müssen, die gleichwohl unseren Ansprüchen auch gerecht werden. Und auch im Serien- und Fiction-Bereich generell sollten wir die Versuche noch verstärken, originelle und neue Angebote zu installieren."