Ab März werden Andreas Bartl und ProSiebenSat.1 getrennte Wege gehen. Mit Bartl verlässt einer die Spitze des Unternehmens, der alle Phasen des Unternehmens miterlebt und seit vielen Jahren auch verantwortlich mitgestaltet hat. "Seine Karriere bei uns kann man fast klassisch nennen", fasste der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling Bartls Werdegang zusammen. "Er kam aus dem 'Maschinenraum', wie er selbst gern sagt, und hat auf dieser soliden Basis immer mehr Managementerfahrung gewonnen."
Dieser Anfang im Maschinenraum sah so aus: Schon 1990, also nur ein Jahr nach der Gründung von ProSieben - damals noch mit Georg Kofler an der Spitze - war Andreas Bartl erstmals für den Sender tätig, zunächst noch als freier Mitarbeiter in der Text- und Spielfilmredaktion, ehe er 1991 dann fest als Redakteur für die Spielfilmplanung zuständig wurde. 1996 übernahm er dann die komplette Programmplanung des Senders und wurde schließlich Programmchef.
Im Jahr 2000 stieg er schließlich erstmals zum Sendergeschäftsführer auf, zunächst noch beim kleinsten Sender der durch die Übernahme von Sat.1 neu formierten ProSiebenSat.1 Media AG: kabel eins. Unter seiner Führung wurde der Sender modernisiert. Mit "Cold Case" und "Without a Trace" gab es inmitten des weiterhin gepflegten Klassiker-Images nun auch neue US-Krimiserien in deutscher Erstausstrahlung zu sehen. Auch Eigenproduktionen wie die "Dingsda"-Neuauflage oder die Entscheidung, "Abenteuer Leben" in die Primetime zu hieven, fielen unter seiner Führung.
Nachdem Bartl sich dort bewährt hatte, ereilte ihn Ende 2005 wieder der Ruf seines alten Senders: Ende 2005 wechselte er an die Spitze von ProSieben. Der Sender war in den Monaten zuvor unter Dejan Jocic nicht nur in eine Quoten-, sondern auch einer Image-Krise geschlittert. Trash-Fake-Formate am Nachmittag, zahlreiche Flops und daraus resultierend ständige Programmänderungen am Abend hatten dem Sender, der sonst eigentlich stets ein gutes Image bei seinen Zuschauern genoss, spürbar geschadet. Doch Bartl schaffte es, mit der Verbannung der Trash-Formate aus dem Nachmittag, einer Besinnung auf Kernwerte - etwa der Stärkung der Spielfilme im Programm - und diversen neuen Formaten, den Sender wieder zurück in die Erfolgsspur zu helfen. Unter seiner Ägide entstanden damals vielfach ausgezeichnete Formate wie "Schlag den Raab" oder "Switch Reloaded". Den Quotenhit "Germany's Next Topmodel" hatte er allerdings noch von seinem Vorgänger geerbt.
2008 stand dann im Konzern der nächste Problemfall an: Die gesamte deutsche Sendergruppe war in massive wirtschaftliche Turbulenzen geraten, Vorstandschef Guillaume de Posch gab die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft ab - und wieder sollte unter anderem Andreas Bartl die Kohlen aus dem Feuer holen. Er stieg zum Chef der deutschen Free-TV-Gruppe und allgemein zum TV-Vorstand von ProSiebenSat.1 auf. In der Folgezeit führte er wegweisende Weichenstellungen durch, die längst nicht überall auf Zustimmung stießen: Er hatte beispielsweise den demonstrierenden Sat.1-Mitarbeitern in Berlin zu verkünden, dass der Sender nach Unterföhring umziehen muss.