Auch sonst wird versucht, mit wenigen Mitteln so viel wie möglich herzustellen. "Einsfestival soll eine Spielwiese sein, auf der sich neue Gesichter entwickeln können", sagt Eisermann und verweist Moderatoren wie Anja Backhaus, Nadja Kailouli oder Thilo Jahn, für die neue Formate entwickelt werden sollen. Mit Backhaus geht in wenigen Tagen eine neue Clipshow an den Start. Bekanntestes Aushängeschild ist aber Sabine Heinrich, die mit ihrem wöchentlichen "1Live Talk" zeigt, in welche Richtung sich der Sender bewegen will. Unangepasst und bisweilen chaotisch geht es in ihrer Sendung zu, die nicht zuletzt von der starken Radiomarke profitieren soll.

"Mit ihren Radiosendern erreicht die ARD viele junge Menschen. Das müssen wir stärker nutzen", erklärt Eisermann den Weg. Wie das gehen kann, zeigt das kurze Format "Coldmirror" der Video- und Netzkünstlerin Kathrin Fricke, die mit eigenwilligen Übersetzungen bekannter Songs eine gewisse Bekanntheit erlangte. Die Sendung ist eine gemeinsame Entwicklung von Einsfestival und der hr-Jugendwelle YouFM. Insgesamt hat Einsfestival inzwischen sieben Eigenproduktionen im Programm. Geht es nach den Verantwortlichen, sollen sich noch ein paar hinzugesellen. Doch die kleine WDR-Mannschaft ist wählerisch. Nicht selten kommt es vor, dass sich Produzenten mit neuen Format-Ideen melden, die zuvor schon den Kollegen in Mainz angedreht werden sollten.

"Manche überkleben einfach das ZDFneo-Logo auf der DVD und hoffen, dass wir uns dafür interessieren", ärgert sich Karin Sarholz. Doch als Resterampe sieht sie Einsfesival nicht. "Neue Formate müssen total auf die 12 zu unserem Sender passen", sagt sie auch hinsichtlich der chronischen Geldknappheit. Am liebsten hätten sie und Eisermann mehr Fiction im Programm - auch weil Eigenproduktionen im Doku- und Showbereich tendenziell schlechter laufen als Spielfilme und Serien. Wenn sonntags der "Tatort" vom Abend um 21:45 Uhr wiederholt wird, erntet Einsfestival Woche für Woche enormen Zuspruch. Nicht auszudenken, wie viele Zuschauer einschalten würden, wäre am Ende des "Tatorts" ein kurzer Hinweis auf die anschließende Wiederholung bei Einsfestival untergebracht.

Doch an so etwas ist innerhalb des vielstimmigen Senderverbunds kaum zu denken. Dass die Einstellung von Einsfestival immer wieder lautstark gefordert wird, nervt Redaktionsleiterin Jessica Eisermann. "Das wäre der falsche Weg - jetzt, wo endlich fast alle die öffentlich-rechtlichen Digitalsender sehen können." Und doch war man einem Zusammenschluss mit dem beim SWR angesiedelten Sender EinsPlus bereits sehr nahe. "Wir hatte bereits erste Konzepte in der Schublade liegen", sagen Eisermann und Sarholz. Sogar Überlegungen für einen gemeinsamen Namen habe es bereits gegeben. Doch dann platzte der Plan. Stattdessen nimmt nun nicht nur Einsfestival eine Chartshow ins Programm, sondern auch EinsPlus. Beide Sender kochen weiterhin ihr eigenes Süppchen - wohl wissend, dass mit gemeinsamer Kraft wesentlich mehr drin wäre als momentan.