Innerhalb weniger Monate gehen bei Sat.1 zwei Äras zu Ende. Die erste, nämlich die der Gerichtsshows, ist bereits seit Anfang des Jahres Geschichte - auch wenn die Wiederholungen von "Richter Alexander Hold" zur Mittagszeit derzeit nach wie vor meist zum erfolgreichsten gehört, das im brachliegenden Tagesprogramm von Sat.1 zu finden ist. An diesem Freitag ist nun auch endgültig Schluss mit Daily-Talk: Britt Hagedorn verabschiedet sich nach mehr als zwölf Jahren und über 2000 Ausgaben von ihren Zuschauern. Mit ihr geht die vorerst letzte Talkshow ihrer Art zu Ende - und damit ein Genre, das einst in den 90er Jahren mit "Hans Meiser" seinen Lauf nahm und prägend sein sollte für das, was viele mit Privatfernsehen verbanden.

Gestartet war "Britt" zu einem Zeitpunkt, als viele den Daily-Talk bereits für tot erklärten: Als Nachfolgerin von Sonja Zietlow ging Hagedorn - die damals noch Reinecke hieß - im Jahr 2001 erstmals auf Sendung. Im selben Jahr nahm ihr RTL-Kollege Hans Meiser seinen Hut, Peter Imhof verschwand ebenfalls mit seinem Talk vom Bildschirm und ein Jahr später machte schließlich Bärbel Schäfer Schluss. Längst hatten die Gerichtsshows das Zepter am Nachmittag übernommen, später folgten Scripted Realitys. Dass Hagedorn mit ihrem Sat.1-Talk selbst Salesch & Co. überlebte, ist da schon beachtlich. Viele sah sie kommen und gehen, darunter auch Ernst Marcus Thomas und Annica Hansen, die sich im vorigen Jahr unmittelbar vor Hagedorns Show an unsäglichen gescripteten Talks probierten.

"Auch wenn da manchmal vor lauter Aufregung ein Satz nicht ganz stimmt oder zu Ende gebracht wird. Diese ehrliche Emotionalität können Laiendarsteller in gescripteten Formaten meiner Meinung nach niemals rüberbringen", sagte Hagedorn vor zwei Jahren in einem DWDL.de-Interview. Kritik musste sie sich aber auch selbst anhören. Oft ging es laut und krawallig zu in ihrem Studio. Und mit den Jahren bekam man das Gefühl, dass vermutlich jeder ihrer Zuschauer schon mindestens einen Schwangerschafts- und Lügendetektortest in ihrer Sendung absolvierte. Dem Publikum gefiel's trotzdem. Erst im vergangenen Jahr musste "Britt" im allgemeinen Sat.1-Abwärtsstrudel einen kräftigen Einbruch der Zuschauerzahlen hinnehmen.

Mehr und mehr wurden zweistellige Marktanteile beim jungen Publikum die Ausnahme - nur noch knapp acht Prozent wurden in diesem Jahr erzielt. Am Ende konnte es Sat.1 gar nicht mehr schnell genug gehen: Im März kündigte der Sender zunächst an, "Britt" im Juli einstellen zu wollen, doch dann verlor man schon vorher die Geduld. Stattdessen lief die letzte reguläre Ausgabe in Sat.1 noch vor Ostern - obwohl die Produktion weiterer Folgen in Hamburg kurioserweise noch bis in den Juni hinein andauerte. Am Freitag darf Britt Hagedorn allerdings noch einmal mit einer Doppelschicht auf ihren langjährigen Sendeplatz zur Mittagszeit zurückkehren. Dann allerdings als Gast ihrer eigenen Sendung, die von der ebenfalls langjährigen Sat.1-Talkerin Vera Int-Veen präsentiert wird.

Und auch wenn damit die letzte Ausgabe gezeigt wird - ein paar neue Folgen stehen trotzdem noch aus. Ins Programm von Sat.1 werden die es aber vermutlich nicht schaffen, denn recht unbemerkt versendet der neue Spartensender Sat.1 Gold die übrig geblieben Folgen der Talkshow bereits seit einigen Wochen am späten Abend. Bis Ende des Monats reicht der Stoff noch, danach muss man sich bei Sat.1 Gold mit Wiederholungen behelfen. Für Hagedorn ist das Jahr 2013 auch ein Jahr des Umbruchs, denn neben ihrer Talkshow musste sie noch dazu ihre Spielshow "Mein Mann kann" an Oliver Pocher abgeben - auf die zurecht oft kritisierte Kuppelshow "Schwer verliebt" hatte sie selbst dann keine Lust mehr. Darum muss sich nun Volksmusiker Maxi Arland kümmern. Hagedorn selbst wird im Winter übrigens mit einem Back-Casting zurückkehren. Und der Daily-Talk? Das ZDF will noch einmal versuchen, ihn mit Inka Bause neu zu erfinden. Abwarten.