Es ist die Medien-Meldung der Woche: Am Donnerstag haben die Funke Mediengruppe und Axel Springer bekanntgegeben, dass Funke die Regionalzeitungen sowie große Teile des Zeitschriften-Portfolios von Springer übernehmen wird - eine Entscheidung, die bei Teilen der Belegschaft bisweilen mit Überraschung und Entsetzen aufgenommen wurde. Doch was genau bedeuten die nun bekannt gewordenen Pläne?

1. Wie finanziert die Funke-Gruppe die geplante Übernahme der Springer-Titel?

Die Funke-Mediengruppe lässt sich die Übernahme einiges kosten. Der Kaufpreis des Pakets aus Zeitungen und Zeitschriften beträgt 920 Millionen Euro - ein Preis, den Funke eigentlich gar nicht bezahlen kann. Von den 920 Millionen Euro werden zunächst 660 Millionen Euro beim Vollzug, spätestens aber am 30. Juni kommenden Jahres zur Zahlung an Springer fällig. In Höhe des restlichen Kaufpreises wird Springer der Funke Mediengruppe ein Verkäuferdarlehen mit mehrjähriger Laufzeit gewähren. Will heißen: Springer leiht Funke 260 Millionen Euro, damit die Mediengruppe die Blätter übernehmen kann. Womöglich ein gewagtes Unterfangen, das aber auch zeigt: Springer will selbst renommierte Titel wie das "Hamburger Abendblatt" oder die "Hörzu" lieber heute als morgen loswerden.

2. Sind durch den Deal Arbeitsplätze in Gefahr?

Auf DWDL.de-Nachfrage wollte sich die Funke Mediengruppe nicht zu einem möglichen Abbau von Arbeitsplätzen im Zuge der Übernahme der Springer-Blätter äußern. Ein Dementi sieht anders aus. Und überhaupt: Man kann sich kaum noch an Schlagzeilen der Funke-Mediengruppe der jüngeren Vergangenheit erinnern, die nichts mit einem Abbau von Stellen zu tun haben. Wie radikal die Entscheidungen bei der Funke Mediengruppe ausfallen können, konnte man erst im vergangenen Jahr sehen, als man die komplette Redaktion der "Westfälischen Rundschau" rauswarf - 120 Mitarbeiter waren davon betroffen. Die "Westfälische Rundschau" wird nun von anderen Redaktionen befüllt und entsteht damit seither ohne eigene Mitarbeiter. Kein Wunder also, dass so mancher Springer-Mitarbeiter der Zukunft alles andere als gelassen entgegenblickt.

Klar ist inzwischen übrigens auch, dass man bei Springer von den erhofften Synergien von "Welt", "Hamburger Abendblatt" und "Berliner Morgenpost" bald nicht mehr profitieren kann - die beiden letztgenannten Titel gehören künftig zu Funke. Nur ein Jahr, nachdem man die Redaktionen zusammenlegte. Wie enttäuscht manche Springer-Mitarbeiter sind, konnte man am Donnerstag sehen: Als sich Konzernvorstand Andreas Wiele für die jahrelange gute Zusammenarbeit bedankte, gab es einem "Spiegel Online"-Bericht zufolge Buhrufe - und als Betriebsräte den Manager beschimpften, erhielten sie Applaus. Kein Wunder: Es geht um viel: 900 Mitarbeiter sind betroffen. Zuletzt machten die Regionalzeitungsgruppen sowie die Programm- und Frauenzeitschriften im vergangenen Geschäftsjahr einen opertativen Gewinn von 94,8 Millionen Euro, der Umsatz betrug 512,4 Millionen.

3. Was bleibt bei Springer noch übrig?

Springer und Funke betonen, sich durch den Schritt zukünftig "noch konsequenter auf ihre jeweiligen strategischen Ausrichtungen" konzentrieren zu wollen. Das bedeutet: Die Digitalisierungsstrategie steht bei Springer im Mittelpunkt, man will sich auf die multimedial aufgestellten journalistischen Kernmarken, als auf die "Bild"- und die "Welt"-Gruppe, fokussieren. Im Zeitungsbereich bleibt abgesehen von "Bild" und "Welt" nur noch die "B.Z." bestehen - dort hat man allerdings erst in dieser Woche entschieden, die Redaktion von "B.Z." und "Bild"-Berlin zusammenlegen zu wollen. Eigenständigkeit sieht anders aus. Durch den Verkauf zahlreicher Titel bleibt - abgesehen von Nischen-Heften wie "Rolling Stone" - mit der "Auto Bild"-Gruppe, der "ComputerBild"-Gruppe und "Sport Bild" ein kläglicher Magazin-Rest bei Springer.

Als klassisches Verlagshaus lässt sich Axel Springer damit in Zukunft kaum noch bezeichnen. In einem Schreiben an die Mitarbeiter, aus dem "Meedia" zitiert, schrieb Vorstandschef Mathias Döpfner übrigens, die Entscheidung, sich von einigen der traditionsreichsten Marken zu trennen, sei "nicht leicht gefallen". "Wir tun dies mit schwerem Herzen", so Döpfner. Doch Springer hat sich nicht zuletzt von Titeln getrennt, die dem Unternehmen in den nächsten Jahren vermutlich einige Probleme beschert hätten. "Hörzu" oder "Abendblatt" leiden schon jetzt unter massivem Leserschwund und auch andere Blätter bereiten Sorgen. Im Gegenzug bekommt Springer nun jedoch knapp eine Milliarde Euro, die man in zukunftsträchtigere Projekte investieren kann. Aus wirtschaftlicher Sicht also vermutlich kein schlechter Deal. Passend dazu legte die Springer-Aktie am Donnerstag um 17 Prozent zu.

4. Was bedeutet die Entscheidung für die Funke Mediengruppe?

Die Funke Mediengruppe bekommt für viel Geld viele vermeintlich problematische Titel. Sicher: Mit einem Schlag spielt Funke nun etwa im Bereich der Programmzeitschriften eine große Rolle. Andererseits kennen die Auflagenzahlen schon jetzt meist nur eine Richtung: Es geht nach unten. Springer-Boss Döpfner ließ in einer Mitteilung verlauten, der Verkauf der Titel sei "für eine langfristige Perspektive der Marken und deren Mitarbeiter das Beste" und schrieb an seine Mitarbeiter: "Nur große Gruppen und Einheiten können es schaffen, dauerhaft zu überleben, weil in diesen Verbünden die nötigen gemeinsamen Strategien erarbeitet und Kosteneffekte erzielt werden können."

Doch auch Springer ist groß - warum also versucht man es nicht selbst? Vermutlich hat man die Hoffnung auf langfristige Erfolge im Print-Segment längst aufgegeben. Sollten neue Hiobsbotschaften aufkommen, muss künftig also die Funke-Gruppe ihr Gesicht dafür hinhalten. Schon in der Pressemitteilung des Mega-Deals heißt es übrigens, dass Funke ein nationales Medienhaus aufbauen und gleichzeitig für "journalistische Qualität und wirtschaftlichen Ertrag" stehen möchte. Man wird also auch bei den nun hinzugekauften Titeln sparen müssen. Ein Schritt, der schon alleine mit Blick auf die Millionen-Kredite, die man aufnehmen muss, um den Deal überhaupt stemmen zu können, zwingend notwendig ist. Dabei hat man gerade erst eine interne Neuaufstellung hinter sich, die nur mit der Aufnahme von Krediten möglich war.

5. Was passiert eigentlich mit der Goldenen Kamera?

Nachdem Springer sämtliche Programmzeitschriften an die Funke-Mediengruppe verkaufen will, bekommt auch die "Hörzu" neue Eigentümer. So gesehen stellt sich auch die Frage, wie es um die bislang von "Hörzu" verliehene Goldene Kamera steht. Der Preis soll auch in Zukunft vergeben werden, sagte ein Funke-Sprecher gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Wer sie vergibt und wo die Verleihung stattfinden wird, ließ man allerdings auf Nachfrage offen. Noch ist ja ohnehin nicht alles unter Dach und Fach: Vor Jahresende wird mit einer Entscheidung des Kartellamts kaum gerechnet.

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